Wenn man in der kalten Jahreszeit mit einer Depression an die Nordsee reist, kann einem nichts Besseres passieren, als Hanna Schygulla zu treffen. In dem Film Yunan spielt sie eine Pensionswirtin auf der Hallig Langeneß, eine Frau, die das Leben zu kennen scheint. Aus ihrer Physis spricht eine Verwegenheit, da ist etwas Unergründliches. Wenn sie hinter dem Tresen steht und Gläser poliert, Suppe auftischt oder am Kachelofen ein Buch liest, scheint sie in sich versunken den Moment zu feiern.

Hanna Schygulla ist mit ihrem Glamour das Gravitationszentrum des Films, der im Wettbewerb der vergangenen Berlinale lief. In Yunan trifft ihre einzigartig versonnene Erscheinung auf einen Mann mit erloschenem Blick: Der in Deutschland lebende Munir (Georges Khabbaz) kommt aus Syrien, zu Beginn telefoniert er mit seiner Mutter, die in der Heimat ihr Gedächtnis verliert. Er leidet unter Atembeschwerden, der Arzt empfiehlt ihm, einfach mal eine Auszeit zu nehmen. Über die genaue Geschichte oder Beschäftigung des Mannes – offenbar versucht er, ein Buch zu schreiben – werden wir nicht viel mehr erfahren. Mit einem Koffer und einer Pistole reist Munir in den Norden und nimmt das Schiff nach Langeneß. Eigentlich ist die Saison vorbei.