Eine Visualisierung zeigt den Siegerentwurf für die Hamburger Oper in der Hafencity.

AUDIO: Siegerentwurf für die neue Staatsoper in Hamburg vorgestellt (1 Min)

Stand: 13.11.2025 14:44 Uhr

Der Sieger des Architektur-Wettbewerbs für das neue Opernhaus in Hamburg steht fest: Der Entwurf des Architekturbüros Bjarke Ingels Group aus Kopenhagen überzeugte die Jury. Bjarke Ingels stellte seinen Entwurf am Donnerstagvormittag in der Hafencity vor.

von Peter Helling mit Informationen vom NDR Kulturportal

Bis in den Abend hatte eine Jury aus Vertretern der Stadt, der Kühne-Stiftung sowie externer Experten am Mittwoch getagt und sich in nur einer Sitzung einstimmig auf den Gewinnerentwurf verständigt. Die Wahl fiel auf die Arbeit der Bjarke Ingels Group, die nun die Grundlage für die folgende vertiefende Vorplanung sein soll. Vertreter des Hamburger Senats und der Kühne-Stiftung erläuterten die Entscheidung am Donnerstagmorgen im Kesselhaus in der Hafencity.

Eine Visualisierung zeigt den Siegerentwurf für die Hamburger Oper in der Hafencity.

Umgeben von Wasser und mit viel Grün soll die neue Oper ein Begegnungsort für alle Hamburger*innen werden, betonte Bürgermeister Peter Tschentscher.

Fünf weltweit bekannte Architekturbüros hatten seit Juni ihre Entwürfe für das architektonische Qualifizierungsverfahren eingereicht. Mit dabei waren auch zwei Firmen aus Hamburg: die gmp international GmbH sowie das Studio PFP GmbH. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sagte: „Seit gestern Abend sind wir einen großen Schritt weiter“, und erklärte weiter: „Die Oper kann mit ihrer außergewöhnlichen Architektur zu einem weiteren Wahrzeichen der Stadt werden.“

Gewinner Bjarke Ingels spricht von „Arbeit der Liebe“

Der Gewinner Bjarke Ingels erläuterte seinen Entwurf und sagte: „Dies war eine Arbeit der Liebe. Im Namen meiner Kollegen: Ich fühle mich sehr geehrt.“ Das dänische Büro hat ein markantes Gebäude entworfen. Mit begehbaren Dächern und großen Glasflächen erinnert es an Wellen, die sich ausbreiten. Umgeben ist es von Bäumen und Parkanlagen. Das Opernhaus soll ein Brückenkopf zwischen dem noch unfertigen Elbtower und der Elbphilharmonie sein. Entstehen soll das neue Opernhaus auf dem Baakenhöft in der Hamburger Hafencity.

Eine Visualisierung zeigt den Siegerentwurf für die Hamburger Oper in der Hafencity.

Vor allem die Transparenz, Leichtigkeit und Zugänglichkeit haben die Jury überzeugt.

Jörg Dräger, Geschäftsführender Stiftungsrat der Kühne-Stiftung, die maßgeblich für die Finanzierung verantwortlich ist, spricht von einer zurückgenommenen architektonischen Ikone. Für Architekt Bjarke Ingels ist der Entwurf eine „Fabrik der Fantasie“. Der zentrale Saal wird komplett mit Holz ausgekleidet, das die Wellenform mit aufgreift und eine ideale Akustik ermöglichen soll. 1.500 Zuschauerinnen und Zuschauer sollen hier Platz finden. Die äußeren Terrassen sind den ganzen Tag begehbar. Gekrönt wird das Gebäude von Pavillons, einem Café, einer Bar, die für alle zugänglich sind und einen Blick über den Hamburger Hafen ermöglichen.

Entwurf überzeugte mit Transparenz, Leichtigkeit und Zugänglichkeit

Vor allem die Transparenz, Leichtigkeit und Zugänglichkeit haben die Jury überzeugt. Alle loben, dass der Entwurf ohne Pathos daherkommt. Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) spricht von einem heiteren Entwurf, der Lust auf Zukunft macht. Der derzeitige Opern-Intendant Tobias Kratzer freut sich auf ein Gebäude, das nach allen Seiten offen ist und Oper und Alltag sprichwörtlich und sinnlich verbindet – ein Ansatz, den er auch künstlerisch verfolgt. Entstehen soll keine abgehobene Architektur, sondern eine, die sich organisch einbettet, die einladend ist. Bürgermeister Tschentscher verspricht sich von dem Entwurf ein Gebäude von Weltrang, das Hamburg international als Kulturmetropole noch bekannter machen soll.

Eine Visualisierung zeigt den Siegerentwurf für die Hamburger Oper in der Hafencity.

Der nächste Schritt ist nun eine Planungsphase, die etwa zwei Jahre dauern soll. An deren Ende wird final entschieden, ob sich das Gebäude kosten- und bautechnisch realisieren lässt. Bei den Planungen soll auch Hamburgs Stadtgesellschaft eingebunden werden. Angedacht ist eine gute verkehrstechnische Anbindung an die Innenstadt und das südliche Ufer der Elbe durch Brücken und eine Fährverbindung.

Gesamtkosten von zirka 500 Millionen Euro veranschlagt

Die Hamburgische Bürgerschaft wird noch in diesem Jahr über den Vertrag mit der Kühne-Stiftung und die Finanzierung des städtischen Anteils an dem Gebäude abstimmen. Die Kosten sollen sich insgesamt auf ungefähr 500 Millionen Euro belaufen. Davon übernimmt die Stadt einen nach oben gedeckelten Anteil von 147 Millionen Euro. Außerdem stellt sie das Gelände zur Verfügung und erschließt es für den Bau. Nach Fertigstellung des Gebäudes, mit der optimistisch Mitte der 2030er-Jahre gerechnet wird, geht es in das Eigentum der Stadt über.

Kritik an mangelnder Aufarbeitung von NS-Vergangenheit des Kühne-Unternehmens

Im Vorfeld hatte es Kritik an der engen Auswahl der teilnehmenden Büros und am Stifter selbst gegeben. Klaus-Michael Kühne wird vorgeworfen, die NS-Vergangenheit seines Familienunternehmens nicht ausreichend aufgearbeitet zu haben. Zudem hatte die Frage der Finanzierung für Diskussionen in der Bürgerschaft gesorgt. Kultursenator Brosda hatte unterstrichen, dass eventuelle Risiken bei der Finanzierung bei dem Mäzen liegen würden, nicht bei der Stadt, in deren Eigentum das fertige Gebäude übergehen wird. Im Februar hatten sich die Stadt Hamburg und die Kühne-Stiftung auf einen Vertrag zum Bau einer neuen Oper verständigt.

Gebäude wird nicht Kühne-Oper heißen

Ob das neue Opernhaus einen ähnlich prägnanten Namen wie die Elbphilharmonie bekommen wird, steht noch nicht fest. Bislang schien sich der Begriff „Kühne-Oper“ durchzusetzen. An der Verwendung dieses Namens in den Medien hat sich die Stadt Hamburg nicht gestört – bis heute. Enno Isermann von der Kulturbehörde reagierte auf entsprechende Berichte mit dem Hinweis: „So heißt das gute Stück nicht und wird es auch niemals heißen.“