Hannover: Ksenija Bekeris (SPD,2.v.l), Bildungssenatorin von Hamburg, Tanja Brunnert (l), Bundespressesprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt*innen BVKJ e.V., hören Julia Willie Hamburg (Grüne,2.v.r), Kultusministerin von Niedersachsen, zu.

Stand: 13.11.2025 14:53 Uhr

Die Bildungsministerien von Niedersachsen und Hamburg haben heute eine gemeinsame Empfehlung für ein Handyverbot an Schulen vorgestellt. Anhand eines Leitfadens sollen Schulen Verbote rechtssicher umsetzen können.

„Wir empfehlen explizit, keine Handys an Grundschulen zu erlauben“, sagte Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) heute bei einer Pressekonferenz. Auf den weiterführenden Schulen sollen die Kinder und Jugendlichen dann mit steigendem Alter das Handy zunehmend nutzen dürfen. Generell soll weiterhin jede Schule in Niedersachsen und Hamburg selbst entscheiden, ob und wie sie ihren Schülerinnen und Schülern erlaubt, das Handy zu nutzen.

„Werkzeugkasten“ soll bei Regelungen helfen

Für die Umsetzung von Handyregelungen an Schulen haben Niedersachsens Kultusministerin und Hamburgs Bildungssenatorin Ksenija Bekeris (SPD) nun eine gemeinsame Handlungsempfehlung auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse ausgearbeitet. Dieser „Werkzeugkasten“ beinhaltet demnach etwa eine rechtssichere Musterschulordnung sowie vorgefertigte Elternbriefe in mehreren Sprachen. Auch wenn all das kein Handyverbot darstellt, seien alle Schulen nun aufgefordert, Regeln zur Handynutzung zu entwickeln, sagte Hamburg.

Mehrzahl der Schulen in Hamburg hat bereits Handyregeln

Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) spricht bei der Landespressekonferenz.

Kultusministerin Hamburg auf der Pressekonferenz.

Gleichzeitig betonte Niedersachsens Kultusministerin, dass Schulen durch ein Handyverbot nicht von der Verantwortung entbunden werden, Medienkompetenz zu vermitteln. Auch Hamburgs Bildungssenatorin Bekeris sagte: „Wir sind in der Verantwortung, die Schülerinnen und Schüler und auch die Eltern mitzunehmen in die digitale Welt und wie sie sich verändert.“ Ihren Angaben zufolge haben nach Zahlen des Landesschulrats rund 85 Prozent der Schulen in Hamburg bereits Regelungen für Handyverbote. Dabei sei vor allem Positives zu beobachten: An Schulen, die Handys den ganzen Tag für alle Klassenstufen verbieten, gebe es ein größeres soziales Miteinander, sagte Bekeris.

Expertin: Medienkompetenz muss früher stattfinden

Laut der Kinder- und Jugendärztin Tanja Brunnert ist längst bekannt, dass Medienkonsum in Deutschland problematisch ist. Dieser führe bei Kindern zu Entwicklungs-, Sprachstörungen sowie Schlaf- und Konzentrationsstörungen. „Wir sehen bei bis zu 25 Prozent der Jugendlichen ein riskantes Mediennutzungsverhalten“, sagte Brunnert. Ihrer Ansicht nach müsse Medienkompetenz daher bereits im Kindergarten beginnen. „In der Grundschule ist es zu spät, diese Kompetenzen zu erlangen.“

Kitakinder sitzen im Kreis um ein Bilderbuch.

Besonders in den Städten zeigen sie Auffälligkeiten. Das geht aus Ergebnissen der Schuleingangsuntersuchung hervor.

Schüler und Eltern befürworten Handreichung

Der Landeselternrat sowie der Landesschülerrat Niedersachsens befürtworten die Handreichung der Bildungsministerien. „Unser Ziel mit der Handreichung ist, die gesamte Schulgemeinschaft zu befähigen, ihre Handynutzung kritisch zu hinterfragen“, sagte Marie Sievers vom Landesschülerrat. Gleichzeitig betonte die Schülerin, dass Handys schon lange teils unseres Alltags seien. „Daher sind wir ganz stark davon überzeugt, dass das Problem, was wir aktuell sehen, ein Problem der Gesellschaft ist und nicht nur der Schülerinnen und Schüler.“ Es benötige daher dringend mehr Medienkompetenz.

Wie finden Sie die Idee, Handys an Schulen zu verbieten?

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Gut! Ohne Handys können sich die Schülerinnen und Schüler besser konzentrieren.

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Nicht sehr konstruktiv. Handys gehören heute einfach zum Alltag dazu und können auch sinnvoll genutzt werden. Jede Schule sollte eigenverantwortlich entscheiden dürfen

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Ich bin unsicher. Ich finde, es kommt auf die Schule und das Alter der Kinder an.

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Bundesländer regeln Handynutzung unterschiedlich streng

Niedersachsens Kultusministerin Hamburg hatte sich schon im Mai dagegen ausgesprochen, Handys an Schulen pauschal zu verbieten. In Schleswig-Holstein, Bremen und Hessen ist es den Schülern bis zur Oberstufe verboten, das Handy im Schulalltag zu nutzen. Das fordert auch Niedersachsens CDU für die Schulen im Land.

Gino Egbers und eine Smartphone-Grafik.

Mit zehn Jahren haben laut Statistik fast alle Kinder ein Smartphone. Ist das gut? Antworten liefern Kristin Häfemeier und Gino Egbers.

Ein Kind sitzt vor einem Laptop und einem Handy und schreibt auf der Tastatur.

Schon lange wird in Niedersachsen über ein Handyverbot an Grundschulen diskutiert. Nun hat sich der Landtag damit beschäftigt.

Schülerinnen mit einem Smartphone im Unterricht.

In Bremer Grundschulen und der Sekundarstufe I müssen Handys ab dem 1.Juni ausgeschaltet und in der Tasche bleiben.