Ein Kfz-Servicetechniker hält am 08.10.2015 die Abdeckung vor einem vom Abgas-Skandal betroffenen 2.0l TDI Dieselmotor vom Typ EA189 in einem VW Touran.

Stand: 13.11.2025 21:13 Uhr

Vor dem Landgericht Braunschweig hat am Donnerstag ein weiteres Verfahren im Zuge der VW-Dieselaffäre begonnen. Die fünf Angeklagten sollen Kunden und Behörden in Europa und den USA getäuscht haben.

Die Anklage konnte erst am frühen Abend verlesen werden. Der Prozess war sofort nach Beginn am Donnerstagvormittag unterbrochen werden, weil einer der Angeklagten noch im Krankenhaus war. Es handele sich jedoch nicht um etwas Dramatisches, sagte der Richter. Den vier Männern und einer Frau wird von der Staatsanwaltschaft unter anderem Steuerhinterziehung, strafbare Werbung und Betrug vorgeworfen. Bei dem Betrugsvorwurf geht es etwa um neun Millionen Fahrzeuge, wie das Gericht mitteilte. Durch den Verkauf dieser Fahrzeuge in Europa und den USA stehe ein Schaden von mehreren Milliarden Euro im Raum.

Angeklagte sollen Vorgehensweise gewollt oder gebilligt haben

Bei den fünf Beschuldigten handelt es sich laut Anklage zum Teil um ehemalige Führungskräfte des Autobauers. Wegen ihrer „leitenden Stellungen“ in „relevanten Abteilungen“ für die illegale Abschalteinrichtung sollen sie alle von den Täuschungen gewusst haben. Ihnen soll nicht nur die Vorgehensweise bewusst gewesen sein, sie sollen die Software auch mit entwickelt haben oder zumindest die Weiterentwicklung nicht verhindert haben, heißt es weiter.

Angeklagten drohen mehrere Jahre Gefängnis

Die verfahrensrelevanten Vorwürfe reichen bis in das Jahr 2006 zurück. Die vier Männer und eine Frau sollen die Taten laut Staatsanwaltschaft Braunschweig in unterschiedlichen Zeiträumen zwischen November 2006 und September 2015 begangen haben. Ihnen wird demnach vorgeworfen, dass sie dem Konzern möglichst hohe Gewinne verschaffen wollten, da ihre Bonuszahlungen davon abhängig gewesen seien. Für das neue Verfahren wurden mehr als 100 Verhandlungstage bis Ende 2026 angesetzt. Den Angeklagten drohen laut Strafgesetzbuch mehrjährige Haftstrafen.

Verfahren gegen Winterkorn vorläufig eingestellt

Im September 2015 war öffentlich geworden, dass Volkswagen die Messwerte der Abgase mit versteckten Software-Codes fälschte. VW-Chef Martin Winterkorn trat kurz drauf zurück. Das Verfahren gegen Winterkorn wurde im Juli wegen seines Gesundheitszustandes vorläufig eingestellt. In den USA und in Deutschland hat es bereits mehrere Urteile – auch mit Haftstrafen – zum Dieselskandal gegeben.

Der Kopf von Martin Winterkorn neben einem VW-Logo.

Nachdem VW zugegeben hat, rund 480.000 Autos manipuliert zu haben, gibt Vorstandschef Winterkorn am 23. September 2015 sein Amt auf.

Das Markenlogo (Emblem, Herstellerlogo) von Volkswagen

VW muss sich erneut mit Fragen zum Schadensersatz im Zusammenhang mit dem Dieselskandal befassen.

Das VW-Logo auf einem dreckigen Auto von Volkswagen.

VW-Käufern darf ein Nutzungsvorteil von der Schadensersatz-Summe abgezogen werden. Über die Höhe entscheiden die Gerichte.

Justitia mit einem VW Logo (Montage)

Aktionärsvereinigungen klagen gegen Haftungsvergleiche, die der Wolfsburger Konzern 2021 mit früheren Managern schloss.

Justitia mit einem VW Logo (Montage)

Sie sollen in den VW-Abgas-Skandal vor zehn Jahren verwickelt gewesen sein. Verhandelt wird vor dem Landgericht Braunschweig.

Schilder mit der Aufschrift Landgericht, Oberlandesgericht und Generalstaatsanwaltschaft hängen an einem Gebäude.

Wegen der andauernden Erkrankung Winterkorns hat das Landgericht Braunschweig das Strafverfahren vorläufig eingestellt.

Ein Justizbeamter steht im Gerichtssaal im Landgericht Braunschweig. Im VW-Dieselskandal sind Urteile gefallen.

Das Landgericht Braunschweig verhängte zweimal Haftstrafen, zwei Angeklagte erhielten Bewährung. Die Verteidigung geht in Revision.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Braunschweig | 13.11.2025 | 15:00 Uhr