Die Energieminister*innen der EU-Staaten haben sich vor Kurzem auf ein konkretes und weitreichendes Ziel verständigt: Bis Ende 2027 sollen sämtliche Importe von russischem Erdgas und Flüssigerdgas (LNG; Liquefied Natural Gas) enden. Damit setzen die Länder ein klares Zeichen gegen die Energieabhängigkeit von Russland – trotz Widerstands einzelner Staaten wie Ungarn und der Slowakei.

Erdgas und Flüssigerdgas: Stopp russischer Lieferungen bis 2027

Im Rahmen des REPowerEU-Plans einigten sich die EU-Energieminister*innen in Luxemburg auf ein vollständiges Importverbot für russisches Pipeline-Erdgas und Flüssigerdgas (LNG), wie die Tagesschau berichtet. Kurzfristige Lieferverträge sollen bereits Mitte 2026 enden. Langfristige Verträge dürfen nur noch bis spätestens Ende 2027 weiterlaufen. Besonders betroffen sind Länder ohne Zugang zu Seehäfen – hier gelten Übergangsregelungen, um den Umstieg auf alternative Bezugsquellen zu erleichtern.

Die Entscheidung fiel nicht einstimmig. Ungarn und die Slowakei, die stark von russischem Gas abhängig sind, stimmten gegen das Vorhaben. Sie fürchten wirtschaftliche Nachteile und fordern finanzielle Unterstützung aus Brüssel. Die Notfallklausel im Gesetzentwurf sieht vor, dass die EU-Kommission das Verbot vorübergehend aussetzen kann, sollte die Energieversorgung in einzelnen Mitgliedstaaten ernsthaft gefährdet sein.

Laut aktuellen Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (EU) waren 2023 noch einige EU-Länder beim Wohnen stark an Erdgas und/ oder Flüssiggas gebunden. In den Niederlanden (62,32 Prozent), Italien (46,70 Prozent), Ungarn (46,43 Prozent) und Luxemburg (45,29 Prozent) beispielsweise dominierte es klar den Residential-Sektor.

Malta (75,42 Prozent), Bulgarien (51,73 Prozent) und Schweden (48,24 Prozent) setzen hingegen vor allem auf Strom. Kroatien (44,90 Prozent), Lettland (40,57 Prozent), Slowenien (40,01 Prozent) und Estland (39,45 Prozent) stützen sich dagegen auf Erneuerbare & Biokraftstoffe. Auffällig: Irland deckt 41,72 Prozent seines Haushaltsbedarfs mit Mineralölprodukten, Polen kommt auf 20,61 Prozent feste Fossile. Dänemark verlässt sich mehrheitlich auf Fernwärme.

Topaktuell

Politischer Druck und wirtschaftliche Interessen

Deutschland hat sich bereits vollständig von russischem Erdgas und Flüssiggas verabschiedet, wie Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) im Rahmen der jüngsten Entscheidung noch einmal hervorhob. Man drängt gerade auch deshalb auf eine schnelle Umsetzung.

Die Bundesregierung betont, dass Russland durch Energieexporte Milliarden einnimmt und damit seinen Krieg gegen die Ukraine finanziert: „Wir wollen einen wichtigen Schnitt machen, damit Putin seinen Krieg nicht weiter aus Energielieferungen, Rohstofflieferungen finanzieren kann“, so Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU).

Gleichzeitig läuft in Brüssel die Debatte über ein neues Sanktionspaket, das den Import von russischem LNG ab Anfang 2027 blockieren soll. Anders als das geplante Gasgesetz bräuchte dieses Paket jedoch die Zustimmung aller 27 Mitgliedstaaten – ein deutlich höheres politisches Hindernis. Dennoch unterstreicht die EU mit diesen Schritten ihr Ziel, sich dauerhaft gegen politische Erpressung durch Energieimporte abzusichern.

Quellen: Tagesschau, Europäischer Rat, Statistisches Amt der Europäischen Union

Hinweis: Ukraine-Hilfe

Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.