Berlin bekommt drei neue diplomatische Adressen: Die Botschaften von Polen, Indonesien und Bangladesch haben ihre Standorte erneuert. Die Neubauten spiegeln nationale Identität und moderne Planungsprinzipien wider.

Botschaft von Bangladesch

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In Berlin wurden innerhalb des letzten Jahres gleich mehrere neue Botschaftsgebäude realisiert. An den Standorten Unter den Linden und Tiergartenstraße sind die Botschaften von Polen, Bangladesch und Indonesien entweder bereits fertiggestellt oder befinden sich noch im Bau.

Die Neubauten zeigen eindrucksvoll, wie unterschiedlich diplomatische Architektur heute aussehen kann: Während Polen auf eine streng gegliederte, steinerne Fassade setzt, präsentiert sich Indonesien mit einem lichtdurchfluteten Atriumbau. Bangladesch befindet sich zwar derzeit noch im Bau, wird aber nach der Fertigstellung auf kompakte Struktur mit traditionellen Elementen und Materialien setzen.

Unter den Linden: Neubau der Polnischen Botschaft wurde 2025 eröffnetNeubau der Polnischen Botschaft mit doppelter Fassade, Unter den Linden, Berlin

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Am historischen Boulevard Unter den Linden in Berlin-Mitte wurde im Januar 2025 der Neubau der Polnischen Botschaft offiziell eröffnet. Nach einer 25-jährigen Planungsgeschichte und einem mehrfach verschobenen Abriss des alten Gebäudes aus DDR-Zeiten, starteten die Bauarbeiten an dem von JEMS Architekci entworfenen Neubau zwischen 2020 und 2024.

Das äußerlich nüchtern gestaltete Gebäude umfasst fünf Stockwerke sowie eine Tiefgarage und hat eine Gesamtnutzfläche von etwa 12.000 Quadratmetern. Im Inneren kommt eine lichtdurchflutete Architektur zum Vorschein, mit mehreren Lichthöfen, saisonaler Bepflanzung und Wandverkleidungen aus Holz.

Im neuen Gebäude befinden sich seit der Fertigstellung die Botschaft, das Konsulat, Veranstaltungsräume und eine Wohnung für den Botschafter, die allerdings nicht die Residenz ersetzt.

Diplomatenviertel Tiergarten: Indonesische Botschaft vereint Moderne und TraditionNeubau der Botschaft Indonesien mit geschwungenen Fassadenelementen und bodentiefen Fenstern, Tiergarten, Berlin

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Wenige Kilometer entfernt befindet sich am Standort Tiergarten das neue Botschaftsgebäude von Indonesien. Das Architekturbüro gmp plante den modernen Neubau inklusive der Freianlagen, der eine europäische Bauweise mit der Symbolik des Landes verbindet.

Die Fassadengestaltung des fünfgeschossigen Gebäudes mit außenliegendem Sonnenschutz und geschwungenen Elementen „nimmt Bezug auf Meereswellen und die traditionellen indonesischen Segelschiffe“, heißt es seitens des Architekturbüros. Im Inneren wurden Büros, Konferenzräume, Apartments, die Visaabteilung und die Kantine um ein zentrales Atrium herum angeordnet. Letzteres dient als multifunktionale Fläche für Veranstaltungen und Empfänge.

Die Fertigstellung des Neubaus war ursprünglich für 2023 vorgesehen, verzögerte sich jedoch um ein Jahr. Ende 2024 wurde der Umzug in die neuen Räumlichkeiten abgeschlossen.

Tiergartenstraße: Botschaft von Bangladesch soll letzte Baulücke schließenBaustelle mit Rohbau der Botschaft Bangladesch, Tiergarten, Berlin

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Bisher hatte sich die Botschaft von Bangladesch in Berlin immer in Bestandsbauten eingemietet, zuletzt in der Kaiserin-Augusta-Allee 111 in Moabit. Nun entsteht ein eigenständiger Neubau der Volksrepublik auf einem der letzten freien Grundstücke im Botschaftsviertel der Tiergartenstraße – direkt gegenüber der Indonesischen Botschaft.

Der fünfgeschossige Komplex mit rund 3.100 Quadratmetern Bruttogeschossfläche, der sowohl die Botschaft als auch die Residenz des Botschafters beherbergen soll, wurde von Peter Ruge Architekten entworfen. In den ersten drei Etagen sollen der Botschaftsbetrieb inklusive Visastelle, Multifunktionssaal und Gebetsraum untergebracht werden. Im vierten und fünften Geschoss soll nach Fertigstellung die Residenz des Botschafters einziehen.

Mit einer Fassade aus traditionellen Ziegeln in Rottönen und Stahlgittern im Stil der traditionellen Jaali-Strukturen sowie Keramikfliesen aus Bangladesch soll „moderne Architektur mit kultureller Identität“ verbunden werden, so das Architekturbüro Peter Ruge Architekten. 2024 starteten die Arbeiten vor Ort, eine Fertigstellung war für 2025 angepeilt. Aktuell befindet man sich in der Tiergartenstraße allerdings noch in der Rohbauphase.

Botschaften in Deutschland: Nach welchen Vorgaben muss sich die Architektur richten?

Rechtlich und planerisch bewegen sich Botschaftsneubauten in Berlin in einem komplexen Spannungsfeld. Auch wenn die Grundstücke völkerrechtlich einem fremden Staat gehören, unterliegen Bauplanung und Ausführung grundsätzlich dem deutschen Baurecht. Das bedeutet: Es gelten die Berliner Landesbauordnung, technische Richtlinien wie DIN- und Energieeffizienzstandards sowie die einschlägigen Brandschutz- und Arbeitsschutzvorgaben.

Gleichzeitig müssen die Entwürfe diplomatische Anforderungen erfüllen: etwa klar getrennte Sicherheitszonen, repräsentative Empfangsbereiche und funktional durchdachte Wegeführungen zwischen öffentlichem und internem Bereich. So sind Botschaftsgebäude in ihrer Gestaltung nicht ganz so frei, wie man aufgrund ihrer einfallsreichen Architektur vielleicht denken könnte.

Quellen: Peter Ruge Architekten, diplo.news,  gmp International GmbH, JEMS Architekci