Wer zur Tür hereinkommt, blickt sofort in zwei neugierige Augen. Susi schaut, wer zu Besuch kommt. Sie ist nicht etwa ein Hund, sondern eine Kuh. Und Susi ist vor allem eins: bunt.
Wie alle tierischen Werke, die das Atelier schmücken. Darunter auch Agathe und Eugen – eine junge Hirschkuh und ein Affe. Ihre Namen bekommen sie von Moritz Oppotsch: „Ich schaue sie mir an und weiß sofort, wie die Tiere heißen sollen“, erzählt er im Gespräch mit Schwäbische.de.
Von Ulm an den Bodensee
Seit dem 8. März sind der 27-Jährige und seine tierischen Gefährten Teil der Lindauer Innenstadt – genauer gesagt der Burggasse 7.
Moritz Oppotschs Bilder entstehen mit der sogenannten Mixed-Media-Technik. (Foto: fs)
Doch was hat den gebürtigen Ulmer an den Bodensee verschlagen? „Die Liebe“, sagt er und lacht. Außerdem sei vor allem Lindau schon immer ein beliebtes Reiseziel seiner Familie gewesen. „Jetzt wohne ich hier – mitten auf der Insel“, ergänzt Oppotsch.
Nicht nur Künstler, sondern auch Mathematiklehrer
Mit seiner Kunst möchte er den Menschen Freude und einen Moment der Leichtigkeit schenken. „Ich male keine Bilder, bei denen man lange überlegen muss, was man sieht“, erklärt er. Es sei einfache, verrückte und farbenfrohe Kunst – für jedermann.
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Bereits als kleiner Junge wusste Oppotsch, dass er später eine künstlerische Laufbahn einschlagen möchte. „Ich habe immer wieder Kurse belegt – unter anderem Kohle- und Acrylzeichnung“, sagt er.
Ich male keine Bilder, bei denen man lange überlegen muss, was man sieht.
Moritz Oppotsch, Künstler
Doch hauptberuflich ist er inzwischen Lehrer an einer Ulmer Sonderschule und unterrichtet dort Kunst und Mathematik. Seine Kunst möchte der 27-Jährige „erstmal“ als Hobby weiterführen. Der Grund: Oppotsch möchte nicht unter Druck Bilder malen und verkaufen müssen.
Die erste Kuh ist unverkäuflich
Doch warum gerade Tiere? „Sie verkörpern für mich die ursprünglichste und ehrlichste Form von Leben“, sagt er. Jedes Tier erzähle seine eigene Geschichte – voller Instinkt, Anmut und Wildheit. Und genau das versuche er in seinen Bildern einzufangen. „Außerdem finde ich, dass Tiere eine unfassbare Ruhe ausstrahlen“, fügt Oppotsch hinzu. Inspirieren lasse er sich vor allem auf Reisen.
An sein allererstes Bild erinnert er sich ganz genau. „Es ist eine Kuh, und die würde ich niemals hergeben“, sagt er und lacht. In diesem Bild stecken für den 27-Jährigen unzählige Emotionen – Angst, Zweifel, Freude und vor allem Stolz. „Die Kuh hängt heute in dem Zimmer, in dem ich Klassenarbeiten korrigiere“, ergänzt er.
1200 Euro pro Bild – das steckt hinter den Preisen
Wer sich eines von Moritz Oppotschs Werken in die eigenen vier Wände hängen möchte, muss etwas tiefer in die Tasche greifen. 1200 Euro kostet ein Bild des Künstlers. Doch der Preis sei nicht an den Haaren herbeigezogen – neben Materialkosten und Arbeitszeit fließe in die Berechnung auch der sogenannte Künstlerfaktor.
Eugen, der Affe, ist eines von Oppotschs Lieblingswerken. (Foto: fs)
Gut zu wissen: Der Künstlerfaktor steigt mit Ausstellungserfahrung, wachsender Bekanntheit und Nachfrage. Je höher der Faktor, desto teurer die Bilder.
Ein Teil des Erlöses kommt Kindern in Not zugute – genauer gesagt „Ulms kleinen Spatzen“. In Lindau sei er noch auf der Suche nach einer geeigneten Spendenmöglichkeit.
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Rund 45 Stunden dauert es, bis eines der tierischen Werke fertig ist. „Ich arbeite mit der Mixed-Media-Technik“, erklärt Oppotsch. Kurz gesagt: Verschiedene Techniken und Materialien finden Platz auf einem Bild.
„Ich sprühe, nehme Öl- und Acrylfarben, lasse Rost entstehen und greife auch mal zu Blattgold“, ergänzt er. Gemalt wird im Lindauer Atelier – im Sommer dann auch mit offenem Fenster.
Wer den Künstler beim Arbeiten beobachten oder besuchen will, findet ihn in der Lindauer Burggasse. (Foto: fs)
„Ich möchte bewusst eine niedrige Hemmschwelle schaffen“, so Oppotsch. Alle, die vorbeilaufen, sollen sich herzlich eingeladen fühlen. „Jeder darf hereinkommen, auch gerne nur auf ein nettes Gespräch und eine Tasse Kaffee“, ergänzt der Künstler.
Einen Kaufzwang? Gibt’s dabei nicht. Doch wer sich verliebt – etwa in eine neugierig dreinblickende Susi – darf natürlich zuschlagen. Übrigens: „Perfekt“ ist ein tierischer Gefährte für Moritz Oppotsch erst dann, wenn der Blick sitzt.