Der Dax hat am Donnerstag kräftig nachgegeben. Die Euphorie um das Ende des rekordlangen Regierungsstillstands in den USA ist damit bereits wieder verpufft. Zusätzlichen Druck brachten Kursverluste beim Indexschwergewicht Siemens.

Börsianer müssten nach dem Shutdown-Ende damit rechnen, dass es aus den USA auch wieder schlechte Konjunkturdaten geben könne, begründete Börsenexperte Andreas Lipkow die Vorsicht am Markt. Der Dax weitete seine Verluste im Handelsverlauf nach einer schwachen Eröffnung in den USA aus und schloss so 1,39 Prozent tiefer bei 24.041  Punkten.

In besserer Form präsentierte sich der MDax. Angesichts positiver Reaktionen auf Quartalszahlen vieler Unternehmen ließ der Index der mittelgroßen Börsenunternehmen zeitweise die runde 30.000-Punkte-Marke hinter sich. Zum Handelsschluss stand der Index noch 0,12 Prozent im Plus bei 29.610 Punkten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab seine Kursgewinne am Nachmittag ab und verlor 0,77 Prozent.

Nach 43 Tagen ist der bisher längste Shutdown durch die Unterschrift des Präsidenten unter den zuvor vom Parlament beschlossenen Übergangshaushalt beendet. Der Etat gilt aber nur bis Ende Januar. Wenn bis dahin kein regulärer Haushalt verabschiedet werden kann, könnte es ab Februar erneut zu einem Shutdown kommen.

Die Börsen hatten die Aussicht auf ein Ende des Shutdowns in den vergangenen Tagen bereits gefeiert. Dem US-Leitindex Dow Jones gelang am Vorabend ein Rekord. Im Wochenverlauf zeigte sich auch der Dax stark.

Berichtssaison geht weiter – Merck, Siemens und Telekom mit Zahlen

Am Donnerstag zogen noch einmal viele Unternehmen mit Geschäftszahlen die Aufmerksamkeit auf sich. Aus dem Dax berichteten die Deutsche Telekom, die Merck KGaA sowie Siemens. Dazu kam eine große Zahl an Quartalsbilanzen von Unternehmen aus dem MDax und SDax.

Der Pharma- und Technologiekonzern Merck KGaA verdiente im dritten Quartal trotz hoher Belastungen durch negative Währungseffekte überraschend viel. JPMorgan-Analyst Richard Vosser sprach von einem starken Zahlenwerk. Die Papiere sprangen um 5,4 Prozent hoch.

Die Aktien von Siemens verloren 9,3 Prozent. Der Ausblick sei etwas mau, monierten Analysten. Die Anleger müssen neben den aktuellen Geschäftszahlen auch die Abspaltungspläne für die Tochter Siemens Healthineers verdauen. Healthineers gaben um 3,5 Prozent nach.

Die Papiere der Deutschen Telekom fassten nach Quartalszahlen und einer leicht erhöhten Prognose zunächst weiter Tritt, notierten zum Handelsschluss aber leicht tiefer. Im Heimatmarkt hätten die Bonner schwächer als erwartet abgeschnitten, doch sei dies größtenteils durch positive Überraschungen andernorts ausgeglichen worden, hieß es von JPMorgan.

Bilfinger erholen sich nach längerer Korrektur

Bilfinger erholten sich nach einmonatiger Korrektur deutlich. Angesichts teils erhöhter Jahresziele kletterten die Papiere des Industriedienstleisters an der MDax-Spitze um 9,5 Prozent nach oben. Die Aktien des Essenslieferdienstes Delivery Hero gewannen nach Vorlage von Geschäftszahlen zeitweise gut, drehten aber im späten Handel ins Minus und gaben um 2,5 Prozent nach.

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Bei den im SDax notierten Anteilen der Heidelberger Druck ging mit einem Zuwachs von gut zehn Prozent die Erholung rasant weiter. Analyst Stefan Maichl von der Landesbank Baden-Württemberg hatte am Mittwoch im Nachgang des Halbjahresberichts zum Kauf geraten.

Eckert & Ziegler konnte auch im dritten Quartal seinen Umsatz steigern und verdiente dabei mehr als ein Jahr zuvor. Damit lässt der Strahlen- und Medizintechnikkonzern die Probleme des Frühjahrs weiter hinter sich. Die Aktien verteuerten sich 8,4 Prozent.

Gold holt weiter auf

Der Kurs des Euro stieg indes über 1,16 US-Dollar. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,1634 Dollar. Am Morgen hatte sie noch niedriger notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1619 (Mittwoch: 1,1576) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8606 (0,8638) Euro.

Der längste Teilstillstand der US-Regierungsgeschäfte ist beendet. Präsident Donald Trump setzte mit seiner Unterschrift den zuvor vom Parlament beschlossenen Übergangshaushalt am Morgen in Kraft und beendete damit nach 43 Tagen den sogenannten Shutdown. Das Ende hatte sich bereits abgezeichnet und sorgte daher nicht für starke Kursausschläge.

Gold holt indes weiter auf. Der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) stieg um 0,41 Prozent auf 4.208 US-Dollar, während der Kurs in Euro auf der Stelle trat. Damit gleicht der Goldpreis, in Dollar, nach seiner jüngsten Korrektur einen Teil der Verluste wieder aus. Von fast 4.400 Dollar je Unze Mitte Oktober war der Preis bis Anfang November auf unter 4.000 Dollar abgesackt, ehe wieder Käufe einsetzten.

(mit Material von dpa-AFX)