Russland hat die ukrainische Hauptstadt Kiew in der Nacht erneut aus der Luft angegriffen. Bei der Attacke mit Hunderten Drohnen und Raketen seien mehr als ein Dutzend Menschen verletzt worden, berichtete das Portal „The Kyiv Independent“ unter Berufung auf Behördenangaben.
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Am Freitag waren in den frühen Morgenstunden mehrere Explosionen in der Stadt zu hören. Laut der Nachrichtenagentur RBK-Ukraine wurden aus nahezu allen Bezirken der Millionenmetropole Schäden gemeldet. Es sollen diverse Feuer in Wohngebäuden ausgebrochen sein.
Bürgermeister Vitali Klitschko zufolge wurden auch eine medizinische Einrichtung und ein Verwaltungsgebäude beschädigt, wie „The Kyiv Independent“ berichtete. Teile des Heizungsnetzes wurden beschädigt. Auch bei der Strom- und Wasserversorgung könne es Probleme geben, warnte Klitschko.
Nach Angaben der örtlichen Militärverwaltung zielten Raketen und Drohnen auf wichtige Infrastruktureinrichtungen in Kiew. „Die Russen greifen Wohngebäude an“, erklärte der Chef der örtlichen Militärverwaltung, Tymur Tkaschenko, in Onlinenetzwerken. Fast jeder Bezirk sei von den Angriffen betroffen.
Auf diesem Videostandbild ist in der Ferne eine Explosion zu sehen, während eines Angriffs auf die ukrainische Region Kiew am Freitagmorgen
Foto: Uncredited/AP/dpa
Russlands Überlegenheit immer größer
Die Ukraine steht vor ihrem fünften Kriegswinter gegen Russlands kriminelle Aggression. Und die kommenden Wochen und Monate könnten die schlimmsten seit Februar 2022 werden. Der Grund: Russlands Überlegenheit in den entscheidenden Kriegsbereichen wird immer größer.
Bereits am vergangenen Wochenende hat der Kreml einen seiner größten ballistischen Raketenangriffe jemals gegen die Ukraine gestartet. 42 Raketen feuerte er auf ukrainische Kraft- und Umspannwerke, bombte damit zwischenzeitlich 39 Millionen Menschen in Kälte und Dunkelheit.
Bezeichnend: 23 der 42 Raketen kamen laut ukrainischen Radar-Daten aus Nordkorea, mit dem Diktator Wladimir Putin (73) im Sommer 2024 ein Abkommen über strategische Zusammenarbeit geschlossen hatte.
Die Situation in Kiew am Samstagabend – drei Millionen Menschen waren allein hier ohne Strom
Foto: Maxym Marusenko/NurPhoto/Shutterstock
Zusätzlich wirft Russlands Luftwaffe jeden Tag mehr als 100 Lenkbomben ab, Tendenz steigend. UND: Mit den neuen Raketenantrieben können diese nicht mehr nur 50, sondern bis zu 200 Kilometer weit in die Ukraine fliegen. Kiew verfügt weiterhin über keine Mittel, die russischen Bomber vom Himmel zu holen.
Eine 1,5-Tonnen-Bombe Russlands explodiert in einem ukrainisch gehaltenen Dorf
Immer mehr Kampfdrohnen aller Größen
Auch beim Thema Drohnen steigt Russlands Überlegenheit gegenüber der Ukraine. Laut CNN baut Putins Regime mithilfe Chinas mittlerweile 6.000 Langstrecken-Kamikaze-Drohnen pro Monat, also rund 200 am Tag. Damit ist der Kreml logistisch in der Lage, Großangriffe von bis zu 700 Drohnen pro Nacht zu fliegen. Weit mehr als die Ukraine abfangen könnte.
Eine russische Kurzstreckendrohne mit Brandmunition explodiert in einer ukrainischen Stellung im Osten des Landes
Auch beim Thema Kurzstrecken-Kamikaze-Drohnen legt Russland weiter zu. Mehr als 2.000 Funk- und glasfasergeleitete Drohnen nutzt die Putin-Armee mittlerweile pro Tag, übertrifft damit die ukrainischen Kapazitäten im Verhältnis 2 zu 1.
Ein russische Kamikaze-Drohne fliegt in ein stecken gebliebenes ukrainisches Militärfahrzeug
George Barros, Wissenschaftler des „Institute for the Study of War“, schlussfolgert darum: „Die russischen operativen Konzepte, wie das Schlachtfeld isoliert und mit Drohnen Wirkungen erzielt werden können, haben die ukrainischen Ansätze inzwischen übertroffen.“
Mehr zum ThemaImmer mehr Kanonenfutter an der Front
Auch an Soldaten fehlt es Russland – ganz im Gegensatz zur Ukraine – weiterhin nicht. Monatlich etwa 40.000 Freiwillige wirbt Putins Armee an, um in der Ukraine gegen Geld (etwa 60.000 Euro pro Jahr) zu morden und gegebenenfalls getötet zu werden. Der Ukraine gelingt es dagegen nur, etwa 20.000 Mann pro Monat anzuwerben – teils freiwillig, die meisten jedoch per verpflichtender Einberufung.
Durch ihre Überlegenheit in der Luft und am Boden, erobert Russland pro Monat etwa 400 Quadratkilometer ukrainischen Territoriums
▶︎ Alles in allem sieht es für die Ukraine düsterer denn je aus. Denn ihr stärkster Unterstützer USA liefert nicht mehr – nur noch, wenn die Europäer zahlen – und die finanziellen Hilfen der restlichen Nato-Staaten stagnieren im besten Fall. Russland dagegen erfährt weiter massive Unterstützung für seinen Krieg – aus China, Nordkorea, dem Iran und Belarus – und kann daher weiter angreifen.