Soundcheck November 2025# 2
Galerie mit 23 Bildern: Omnium Gatherum – Summer Breeze Open Air 2025


Zwei Jahre nach der „Slasher“-EP (2023) und vier Jahre nach dem letzten Album „Origin“ veröffentlichen OMNIUM GATHERUM ihr neues Album „May The Bridges We Burn Light The Way“. Entzünden die finnischen Melodic-Death-Metal-Veteranen damit ein loderndes Feuern und brennen etwa knapp 30 Jahre nach Bandgründung die Brücken in ihre Vergangenheit nieder?
Brücken niederbrennen
Mit der „Slasher“-EP feierte Gitarrist Nick Cordle (INSOMNIUM, ex-ARCH ENEMY, ex-ARSIS) seinen Einstand bei OMNIUM GATHERUM. Inzwischen ist er nicht mehr Teil der Band, Live unterstützt nun Joonas Koto (KOTOK, MALPRACTICE, TO/DIE/FOR). Die Langzeitmitglieder Aapo Koivisto (Keyboards, seit 2005) und Jukka Pelkonen (Gesang, seit 2006) bilden zusammen mit dem umtriebigen Gründer Markus Vanhala (Gitarre, u. a. I AM THE NIGHT, INSOMNIUM, MALPRACTICE, CEMETERY SKYLINE) den Kern der Band, komplettiert mit Bassist Mikko Kivistö und Schlagzeuger Atte Personen. Insbesondere Workaholic Vanhala ist mit seinen weiteren Bandbeteiligungen sehr vielbeschäftigt und liefert beständig quantitativ wie qualitativ gute neue Musik. Eine kreative Kontinuität, die auch für OMNIUM GATHERUM steht.
OMNIUM GATHERUM – kreative Kontinuität
Ohne ihre Wurzeln zu leugnen, stehen OMNIUM GATHERUM insbesondere dafür, die Grenzen des Melodic Death Metals immer wieder neu auszuloten. Sei es durch die Hinzunahme des klassischen Heavy Metals, experimenteller progressiver oder auch moderner Elemente. Mit ihrer Erfahrung weichen die Finnen von diesem vielseitigen Ansatz auch bei „May The Bridges We Burn Light The Way“ nicht ab und bieten eine weitere Lehrstunde des selbsternannten, augenzwinkernden Adult-Oriented Death Metal.
„May The Bridges We Burn Light The Way“ – Todesblei für Erwachsene
Nordische Melancholie und technische Präzision, Gefühl und Köpfchen, gehen ein weiteres Mal Hand in Hand. Der grandiose Albumtitel ist ebenfalls der Name des instrumentalen Opener. Cineastisch, intensiv Atmosphäre aufbauend mit sphärischen Synths und melodisch eleganten Gitarren. Hin zu einem Crescendo, einer Klangwand aus Riffs, Schlagzeug, Elektronik.
Dann setzt der erzählende Fluss ein. Das lyrische Konzept beschäftigt sich romantisierend mit der der Jugend in den Neunzigern und das Leben der Kids in den Straßen. „My Pain“ ist selbst für OMNIUM GATHERUM ungewöhnlich cheesy, ja fast schon Mainstream. Wuchtig dunkle, raue Growls von Pelkonen in Kontrast zum emotionalen Klargesang von Vanhala gleich einem Zwiegespräch innerer Zerrissenheit. Melodisch eingängig mit klaren Harmonien und harscheren Gitarren, Licht und Schatten, nahezu poppiger Refrain. Stark umgesetzt, wird aber nicht jedem schmecken.
„The Last Hero“ ist ebenfalls ein Ohrwurm zwischen hymnischer Eingängigkeit und komplexem Songwriting. Voller Spielfreude feuern uns die Finnen ein melodisches wie schnelles Stück um die Ohren, mit gewohnt einprägsamen Refrain, leidenschaftlich verspielten Gitarren und Achtziger-Keyboard-Sounds. Auch „The Darkest City“ lebt vom Wechsel im Gesang zwischen Jukka und Markus und führt in urbane Abgründe. Auch dieses kalte wie teils progressive Stück ist wieder cineastisch, die Eröffnung mit melodischen Leads entwickelt sich der Song rhythmisch treibend, die Atmosphäre bedrückend, der Refrain wieder catchy aber düster, nicht fröhlich. Die Keyboards tragen wieder diese Nostalgie des Vergangenen in sich.
Verzweiflung, Sucht, Endzeitstimmung, es geht bergab – „Walking Ghost Phase“ ist dunkel. Drückend schwer, dabei eine Balance haltend aus Aggression und Pathos, der Fokus liegt aber auf der Atmosphäre. Erinnert stellenweise an SOILWORK, dessen Björn „Speed“ Strid nicht nur als Co-Produzent mitwirkte, sondern auch als Gastsänger die Gangshouts zum Refrain lieferte. Melancholische Harmonien, emotionaler Refrain. „Ignite The Flame“ sorgt mit seiner Energie für Dynamik. Schnelles Schlagzeug, hymnisches Leads, starke Riffs, einprägsame Hooks.
In eine ähnliche Kerbe schlägt das aggressivere „Streets Of Rage“. Für OMNIUM GATHERUM recht direkt, ja bodenständig gehalten, mit kantigen, groovigen Riffs und treibenden Rhythmen. Das vielleicht beste Stück auf „May The Bridges We Burn Light The Way“ ist „Barricades“. Eine starke Hymne, in der einfach alles stimmt. Emotional packender Gesang, akzentuierende Keyboards, abwechslungsreiches Gitarrenspiel zwischen leichtfüßig melodisch bis zu ausbrechenden Riffs, dazu melodischer, unkitschiger Refrain, epische Weite im Chorus.
„Roads Closed Ahead“ als Closer schließt den instrumentalen Rahmen von „May The Bridges We Burn Light The Way“. Atmosphärisch dicht und cineastischer Anfang mit einem epischen Metal-Finale.
Der Sound ist druckvoll, transparent und detailliert. Auch in dieser Hinsicht ist auf OMNIUM GATHERUM Verlass.
Auf OMNIUM GATHERUM ist Verlass
Mit ihrem zehnten Album „May The Bridges We Burn Light The Way“ folgen OMNIUM GATHERUM weiter ihren eingeschlagenen Pfad. Keine großartigen innovativen Neuerungen, stattdessen verfeinern die Finnen innerhalb ihres relativ weiten Rahmens ihren dynamischen Stil. Dabei beweisen OMNIUM GATHERUM ein weiteres Mal, dass sie ein Händchen für griffige Melodien und eingängige Ohrwürmer haben. Insbesondere die markante Gitarrenarbeit sticht wieder hervor, dazu das durchgezogene lyrische Konzept, dass sich in der Musik reflektiert. Ein in sich stimmiges, atmosphärisches Werk.