Wie die EU-Kommission mitteilte, stehen die Spam-Filterrichtlinien des Unternehmens im Verdacht, „Nachrichtenverlage in den Suchergebnissen nicht fair, angemessen und ohne Diskriminierung“ zu behandeln. Sollte sich der Verdacht bestätigen, drohen Google hohe Geldbußen. Kernpunkt der Ermittlungen ist die Frage, ob Google Webseiten herabstuft, sobald diese kommerzielle Inhalte von Dritten einbinden – also Werbung schalten. Konkret schaut die Kommission, ob der Konzern „faire, angemessene und nicht-diskriminierende Zugangsbedingungen für die Webseiten von Verlagen in der Google-Suche anwendet“. Die Behörde sieht Anzeichen dafür, dass Googles „Site Reputation Abuse Policy“ legitime Refinanzierungsmodelle von Verlagen einschränkt.

Kommissionsvizepräsidentin Teresa Ribera sagte: „Wir sind besorgt, dass Googles Richtlinien dazu führen, dass Nachrichtenverlage in den Suchergebnissen nicht fair, angemessen und ohne Diskriminierung behandelt werden.“ In wirtschaftlich schwierigen Zeiten sei es entscheidend, dass Verlage keine zusätzlichen Einnahmen verlören.

Google weist die Vorwürfe zurück und bezeichnete die Ermittlungen als „fehlgeleitet“. Die Richtlinie solle verhindern, dass Spam-Webseiten das gute Ranking seriöser Nachrichtenseiten ausnutzen. Eine Spam-Seite bezahle einen Verlag dafür, Inhalte auf dessen Webseite anzuzeigen, „um Nutzer dazu zu verleiten, auf minderwertige Inhalte zu klicken“, erklärte Pandu Nayak, bei Google zuständig für die Suche. Die Richtlinie sei „essenziell“, um die Qualität der Suchergebnisse sicherzustellen.

Die EU-Kommission betont, dass das Verfahren noch keinen Beleg für einen Verstoß darstellt. Die Untersuchung soll innerhalb eines Jahres abgeschlossen werden. Bei bestätigten Verstößen drohen Bußgelder von bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes, bei Wiederholungen bis zu 20 Prozent; im Extremfall wären auch strukturelle Maßnahmen wie eine Aufspaltung möglich. Google musste seit 2018 bereits rund acht Milliarden Euro an Wettbewerbsstrafen zahlen.

„Wir werden 24 Stunden am Tag von Crawlern bestohlen.“

Die Debatte um die Praktiken von Google, mit der viele Publisher bekanntlich trotz allem gute Geschäfte machen, hat aktuell erneut Philipp Welte in seiner Funktion als führender Verleger-Lobbyist kritisiert. In einem Interview mit dem KNA-Mediendienst fuhr er schwere Geschütze gegen Google auf.

Das Unternehmen habe sich mit KI-Hilfe von einer Such- in eine „Antwortmaschine“ gewandelt. „Wir werden 24 Stunden am Tag von Crawlern bestohlen“, so Welte in dem Gespräch, „und unsere Inhalte werden dann von den KI-Plattformen durch den Windkanal geschoben und wieder auf den Markt gebracht – und das meist ohne klare Kennzeichnung der eigentlichen Quelle.“