Der 55-jährige Marcus Christen, seit 2005 für die städtische Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart tätig und langjähriger Wasen-Chef, ist von seinem Arbeitgeber freigestellt worden. Auf Facebook hat er seine bisherige Arbeit bereits in die Vergangenheitsform gesetzt.
Gegenüber unserer Zeitung bestätigte in.Stuttgart, dass Vorwürfe gegen Christen erhoben worden seien, die zur Freistellung geführt hätten – ohne diese näher zu benennen. „Aus rechtlichen Gründen dürfen wir keine weiteren Informationen nennen“, heißt es. Weil seitdem heftig spekuliert wird über mögliche Mauscheleien bei der Vergabe von Standplätzen hat Stefanie Hirrle, die Unternehmenssprecherin von in.Stuttgart, nun doch noch etwas mitgeteilt, nämlich dass die Entscheidung nichts mit dem Vergabeverfahren zum Frühlingsfest, Volksfest und dem Weihnachtsmarkt zu tun habe.
Christen äußert sich nicht
Nach Informationen unserer Zeitung geht es vielmehr um Vorkommnisse bei der Fußball-EM 2024. Damals wurden Fanströme von den EM-Zonen aus der City an die Außenbereiche der Stadt geleitet, wo die dortigen Gastronomen gute Geschäfte machten, während ihre Kollegen mit hohen Standgebühren auf dem Schlossplatz rote Zahlen schrieben. Ob es dabei zur Vorteilsnahme von Christen kam, ist Gegenstand der Ermittlungen. Den lukrativen Bierausschank soll er einem befreundeten Wirt zugeschanzt haben. Zu den Vorwürfen wollte sich der Beschuldigte bisher nicht äußern.
Ein Insider beschreibt, dass Christens Entscheidungen in den vergangenen Jahren nicht unumstritten gewesen seien: „Mit seiner Vergabepraxis hat er sich in den letzten Jahren nicht nur Freunde unter Gastronomen und Schaustellern gemacht. Die Kommunikation war dabei auch nicht immer glücklich. Ich weiß von unterlegenen Akteuren, die im Nachhinein Recherchen veranlasst haben.“ Auch bei Wirten der Fanmeilen 2024 war die Verärgerung über Christen groß.
Andreas Kroll übernimmt nun das Management für den Weihnachtsmarkt
Zu den Vorgängen in Stuttgart hat sich auch der Zirkus Charles Knie geäußert. Dieser habe sich seit 2018 vergeblich um Gastspielmöglichkeiten auf dem Cannstatter Wasen bemüht und sei von Marcus Christen nach eigener Aussage stets mit „fadenscheinigen Begründungen“ abgewiesen wurde. Nur der Weltweihnachtscircus dürfe weiterhin auftreten. Geschäftsführer Sascha Melnjak hofft nun, sein Zirkus könne künftig wieder nach Stuttgart zurückkehren.
Marcus Christen Foto: LICHTGUT/Max Kovalenko
Da das Management für den Stuttgarter Weihnachtsmarkt kurzfristig unbesetzt gewesen wäre, übernimmt vorübergehend der Ende März 2026 ausscheidende in.stuttgart-Geschäftsführer Andreas Kroll diese Aufgabe.