Sein Vorgänger Franziskus traf die trans Aktivistin Alessia Nobile mehrfach, für das neue Kirchenoberhaupt ist es das erste Mal. Was dahinter steckt.
Premiere für den Papst: Leo XIV. wird am Sonntag laut Medienberichten auch fünf trans Personen zum Mittagessen empfangen. Die Begegnung in der Vatikanischen Audienzhalle findet im Rahmen des Essens mit 1.300 marginalisierten Menschen am Welttag der Armen statt.
Die katholische trans Aktivistin Alessia Nobile hatte zuvor um eine Audienz beim Papst gebeten, worauf sie und vier weitere trans Frauen die Einladung an Leos Tafel erhielten. Das berichtet der US-Journalist Christopher Hale in seinem Newsletter „Letters from Leo“.
Nobile, die mindestens dreimal von Papst Franziskus empfangen worden sei, habe die Sorge gehabt, dass die Kirche nach dessen Tod „die LGBTQ-Rechte zurückdrehen“ könnte, hieß es. Sie hoffe sehr auf die Gelegenheit, mit Leo XIV. ein offenes Gespräch über die Lebensrealitäten von trans Katholiken zu führen und an ihn zu appellieren, den Kurs der Offenheit beizubehalten, so Nobile.
Aktivistin berichtet von traumatischen Erfahrungen
Als Teenager habe ein Religionslehrer versucht, ihr die vermeintliche Weiblichkeit auszutreiben und ihrer Familie dazu eine Elektroschocktherapie vorgeschlagen. Nach diesen traumatischen Erfahrungen habe sie sich von der Pfarrgemeinde entfremdet und am Glauben gezweifelt.
Von Franziskus dagegen habe sie sich akzeptiert und unterstützt gefühlt. Sie habe ihn erstmals im Juni 2022 bei einer Audienz im Vatikan zusammen mit fünf weiteren trans Frauen getroffen. „Stellen Sie sich nicht vor, indem Sie sagen: ‚Ich bin trans‘, sondern stellen Sie sich mit Ihrem Namen vor“, habe Franziskus ihnen geraten.
Er habe sie stets ermutigt, ihre Erfahrungen offen zu teilen, um Vorurteile zu bekämpfen, berichtete Nobile weiter: „Gehen Sie immer hoch erhobenen Hauptes“, habe Franziskus ihr bei der Übergabe ihres fertigen Buchs mit auf den Weg gegeben.
Brief von Papst Franziskus
In einem handgeschriebenen Brief vom Juli 2022 habe Franziskus sie als „Liebe Schwester“ angesprochen: „In den Augen Gottes sind wir alle seine Kinder, und das ist es, was zählt“, zitierte Nobile daraus. Sie habe sehr um Franziskus getrauert und sei zusammen mit anderen trans Frauen zu seiner Beerdigung am 26. April nach Rom gereist.
„Er war ein Vater für uns, er war immer an unserer Seite“, fügte sie hinzu. Sie sehne sich danach, dass auch Leo XIV. diese väterliche Nähe verkörpern könne.