Berlin – Die AfD versinkt im Streit um die Frage: Wie steht die Partei zu Russland mit Kreml-Kriegstreiber Wladimir Putin (73) an der Spitze?

AfD-Co-Chefin Alice Weidel hat zuletzt den Ton gegenüber Putin verschärft und kritisierte die Russland-Reise AfD-Abgeordneter ungewohnt scharf: „Ich kann nicht verstehen, was man da eigentlich soll.“

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Auf der anderen Seite: AfD-Co-Chef Tino Chrupalla. Er sorgte mit seiner Russland-Nostalgie bei „Markus Lanz“ („Mir hat Putin nichts getan“) für Kopfschütteln – auch in den eigenen Reihen. AfD-Verteidigungspolitiker widersprechen Chrupalla energisch.

Ein AfD-Bundesvorstand sagt zu BILD: „Eine alte Politik-Regel lautet: Parteien, die streiten, werden nicht gewählt.“ Für die Partei kommt der Streit zur Unzeit: Mitten im Wahlfieber (in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern wird 2026 gewählt), während die AfD im Osten schon einen vermeintlichen Sieg riecht, kracht es in der Parteizentrale. Dabei hatte man sich gerade erst festgelegt: die absolute Mehrheit – das große Ziel für den kommenden Herbst!

Kuschel-Kurs mit Putin birgt ein Problem

Welche Folgen drohen wegen des Putin-Streits? BILD fragt nach bei den wichtigsten Meinungsforschern des Landes.

Eingefleischte AfD-Wähler werden sich wegen des Putin-Streits nicht von der Partei abwenden, schätzt Meinungsforscher Klaus-Peter Schöppner (76, „Mentefactum“) in BILD. Doch die AfD droht einen anderen Teil ihrer Wähler zu verlieren!

Konkret: die „konservativ-union-Enttäuschten“. Schöppner: „Sie unterstützen eine Politik der ‚Brandmaueraufweichung‘ und kritisieren, dass die Russland-Initiative die Brandmauer eher verstärkt und sie weiter von der Macht entfernt.“

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Grund: Mit einem Putin-Kuschelkurs lässt sich keine gemeinsame Politik mit der CDU/CSU machen. Schöppner: „Eine Pro-Russland-Politik ist die Achillesferse der AfD, da letztlich eine große Mehrheit der AfD-Sympathisanten, vor allem unter dieser Gruppe, Kritik am russischen Angriffskrieg ohne jegliches Entgegenkommen üben.“

Heißt: Die Pro-Putin-Politik ist die Schwachstelle der Partei!

„Offen ausgetragener Streit schadet jeder Partei“

INSA-Chef Hermann Binkert weist auf eine Besonderheit innerhalb der AfD hin: Die zwei Partei-Chefs decken jeweils beide Strömungen (pro Russland und pro Trump-USA) innerhalb der Partei ab, „sodass sich die Wähler beider Lager repräsentiert fühlen könnten“. Doch: „Grundsätzlich schadet offen ausgetragener Streit auf höchster Ebene jeder Partei.“

Forsa-Gründer Manfred Güllner (83) sagt zu BILD: „Ein Teil der AfD-Wähler ist auch aus Frust über den Dauer-Streit in der Ampel-Regierung und die Konflikte in der schwarz-roten Koalition zur AfD gewechselt. Für die könnte jetzt der Eindruck entstehen: Die sind auch nicht besser.“ Ob sich dieser Eindruck verfestige, hänge davon ab, ob sich der Streit verschärft.