Cannabis hier, Cannabis da – ich will gewiss nicht die gesundheitlichen Risiken beim Cannabis-Konsum kleinreden. Doch wenn es den ganzen Kritikerinnen und Kritikern tatsächlich um die Gesundheit und den Schutz der Jugend geht, frage ich mich: Warum melden sie sich bei anderen Drogen kaum zu Wort? Vermutlich, weil Alkohol und Zigaretten gesellschaftlich akzeptierter sind. Das macht es keinen Deut besser und Deutschland hat ein gewaltiges Rauch- und Trinkproblem: Fast 150.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen, die Gesundheitskosten erreichen Milliarden. Das geht aus dem „Jahrbuch Sucht 2025“ der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) hervor. Die Wissenschaft hat da durchaus Vorschläge, um den Alkoholkonsum einzudämmen, wie der Suchtforscher Jakob Manthey: Würden alkoholische Getränke im Durchschnitt im Verkauf um fünf Prozent teurer, werde der Pro-Kopf-Konsum um 2,2 Prozent sinken und es ließen sich 850 alkoholbedingte Todesfälle im Jahr vermeiden, rechnet der Suchtforscher als Modell vor. Der Staat würde zusätzliche 1,4 Milliarden Euro Steuern einnehmen. Klingt doch nach einer super Sache, oder?

Diese Rechnungen und Forderungen von Suchtexperten sind nicht neu, aber stoßen bei der Union wohl weiterhin auf taube Ohren: Sie hat den Forderungen von Suchtexperten nach höheren Preisen für Alkohol eine Absage erteilt. „Suchtkranke werden sich von höheren Preisen kaum abhalten lassen“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Union im Bundestag, Tino Sorge von der CDU, der „Rheinischen Post“. Mit Preiserhöhungen könnte stattdessen das „Volumen günstiger Importe und illegaler Produktion zunehmen“, warnte er. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich nehme Alkohol durchaus als großes Problem in unserer Gesellschaft wahr, was dringend angegangen werden sollte.