Schwentinental. High Noon, die Sonne steht gleißend am Firmament, zwei stehen sich gegenüber. So sehen Duelle in den klassischen Western-Filmen aus. Ein Duell oder eine Auseinandersetzung zwischen noch mehr Bewerbern ist in Schwentinental im Rennen um das Bürgermeister-Amt derzeit allerdings nicht abzusehen. Gestrüpp weht durch die Straßen der Stadt. Im Hintergrund quietscht die Saloon-Tür.
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Dabei stößt, wer sich ein bisschen umhört in der Schwentinentaler Stadtpolitik, schnell auf einen gemeinsamen Nenner: Unterstützten bei der vergangenen Wahl noch quasi alle Parteien den heutigen Amtsinhaber Thomas Haß (parteilos), ist dieser Rückenwind in der Zwischenzeit abgeflaut.
Aktiv nach Kandidaten suchen offenbar nur FDP und GvO – doch ohne Erfolg: Ihre Wunschkandidatin Gyde Jensen (FDP) distanziert sich von einer möglichen Kandidatur. Zu wenig Unterstützung sei der ehemaligen Bundestagsabgeordneten aus der Politik signalisiert worden, sagt sie. Diese Entscheidung ist nachvollziehbar.
Amtsinhaber sitzt fest im Sattel
Als Ortsfremde hätte sie die Ärmel hochkrempeln müssen, um sich in der Stadt bekannt zu machen. Und das in knapp vier Monaten bis zur Wahl am 8. März. Und das als FDP-Mitglied. Ihre Partei umgibt seit der vergangenen Bundestagswahl nicht gerade der Nimbus der Gewinnerin. Jensen hätte daher ein breites Bündnis hinter sich gebraucht.
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Noch ein Faktor kommt hinzu: Bürgermeister Haß sitzt als Amtsinhaber fest im Sattel. 57,3 Prozent der 3159 Wähler hoben ihn 2020 mit ihrer Stimme ins Amt. Er ist in die Themen eingearbeitet, die in der Stadt auf dem Tableau liegen: der Neubau des Bauhofs, die Sanierung und der Neubau von Kitas und Schulen sowie die bedrückende Haushaltslage, um nur einige zu nennen.
Selbst wenn alle Parteien und Fraktionen mit Haß einverstanden wären, stünde es einer lebendigen Demokratie gut zu Gesicht, ihren Bürgerinnen und Bürgern eine Wahl zu geben. Die Wahl ist schließlich die wichtigste Art, auf die die Bürger ihren politischen Willen zum Ausdruck bringen können. Einen politischen Willen, an dessen Bildung die Parteien mitzuwirken haben – auch über das Aufstellen von Kandidaten.
Immerhin: FDP und GvO hatten mit Jensen einen Vorschlag unterbreitet. Grüne und SPD aber scheinen keinen Drang zur Eile zu sehen, zudem behalten sich die beiden Parteien vor, den Amtsinhaber zu unterstützen. Die SWG wartet auf Vorschläge von anderen.
Wer zuckt zuerst?
Hinter den Kulissen wird viel gesprochen. Doch wie im Western scheint es auch hier zu heißen: Wer zuckt zuerst? Die Zeit drängt. Am 12. Januar verstreicht die Frist, um Vorschläge für die Wahl einzureichen. Das ist in rund zwei Monaten.
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Alle Augen ruhen jetzt auf der CDU, die zu den lautstärksten Kritikern des Bürgermeisters gehört – und die stärkste Fraktion in der Stadtvertretung bildet. Doch auch in der Union heißt es: Still ruht der See.
Und wenn sich niemand finden lässt? Das wäre zweifellos legitim, auch das sieht unsere Demokratie vor. Doch die Bürgerinnen und Bürger haben eine echte Wahl verdient. Dann würde es spannend in Schwentinental – ein bisschen, wie im Western.
KN