Budapest – In seinem Büro hängen drei riesige Weltkarten. Eine amerikanische, eine chinesische und eine europäische. Jeweils der eigene Kontinent im Zentrum. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán sagt dazu, es erinnere ihn stets daran, dass Weltpolitik immer auch eine Frage der Perspektive sei. Und man die Perspektive seiner Partner und Gegner im Blick haben müsse. Auffällig ist, dass eine Weltkarte aus russischer Sicht fehlt.
Dabei gilt Orbán, der gute Drähte nach Washington wie Moskau hat, vielen in Europa als Russlands Sprachrohr. Auch im Podcast MD MEETS von Axel-Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner (u.a. BILD, WELT) übt der ungarische Regierungschef scharfe Kritik an der Europäischen Union.
Axel-Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner mit Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán (62) im Interview
Foto: Büro Orban
„Sie sagen es öffentlich: Wir müssen den Krieg fortsetzen, um die Ukraine weiter zu unterstützen. Die Lage an der Front werde sich verbessern, und wir hätten dann bessere Bedingungen für Verhandlungen. Falsch, völlig falsch. Die Zeit arbeitet mehr für die Russen als für uns“, so Orbán.
Hören Sie hier das ganze Gespräch zwischen Mathias Döpfner und Viktor Orbán. Bei Spotify, Apple Podcast oder im BILD-Player – und natürlich bei YouTube.
Vorwürfe, er verhelfe Wladimir Putin zu einem Sieg, weist er zurück: „Mich interessiert nicht, ob Putin gewinnt oder verliert oder sonst was. Mich interessiert die Zukunft der europäischen Völker, darunter auch der Ungarn.“
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Gleichzeitig warnt Orbán vor dem Versuch, Russland eine militärische Niederlage in der Ukraine zufügen zu wollen und wiederholt ein Argument, das auch aus der russischen Propaganda bekannt ist: „Wenn eine Atommacht einen konventionellen Krieg verliert, dann bin ich absolut sicher (…), dann liegt das nukleare Risiko sofort auf dem Tisch.“
„Wir sind viel stärker als sie“
Während Orbán das russische Militär in der Ukraine auf dem Vormarsch sieht, glaubt er nicht an einen Angriff Russlands auf den Westen: „Bei allem Respekt, ich halte es für lächerlich zu sagen, dass Russland die EU oder die Nato angreifen wird, einfach weil sie nicht stark genug sind. Wir sind viel stärker als sie. Die Europäische Union hat über 400 Millionen Menschen, Russland etwa 140 Millionen. (…) Wenn man die militärischen Kapazitäten der 27 EU-Länder zusammenrechnet, sind wir viel stärker als Russland. Die Russen schaffen es seit mehr als drei Jahren nicht, die Ukraine vollständig zu besetzen. Wie können wir in Europa behaupten, wir seien schwächer als Russland?“
Viktor Orbán sieht den US-Präsidenten Donald Trump als Friedensstifter und möchte ihm helfen, ein Abkommen in der Ukraine zu erreichen. Trump sei „Mann des Friedens, ohne Zweifel“. Ungarn könne „ein gutes Instrument in den Händen derer sein, die Frieden schließen wollen“. Er „versuche, dem amerikanischen Präsidenten zu helfen“.