Skandalreise nach Russland

AfD-Politiker machen in Sotschi Stimmung für Putin

15.11.2025 – 21:43 UhrLesedauer: 5 Min.

Steffen Kotré auf der Bühne in Sotschi: Der Bundestagsabgeordnete wandte sich gegen die Sanktionen gegen Russland.Vergrößern des Bildes

Steffen Kotré auf der Bühne in Sotschi: Der Bundestagsabgeordnete wandte sich gegen die Sanktionen gegen Russland. (Quelle: Imago)

Die scharfe Kritik vorab ficht sie nicht an: AfD-Politiker halten in Russland Reden und geben Putins Propaganda-Sendern Interviews. Eine ihrer Forderungen: das Ende der Sanktionen gegen Moskau.

Auf der Russlandreise mehrerer AfD-Politiker läuft trotz heftiger Kritik und von der AfD-Spitze verordneten Auflagen alles wie für die AfD gewohnt: Sie halten Reden auf großer Bühne und geben Staatsmedien Interviews. Dmitri Medwedew, ehemals russischer Präsident, jetzt einer von Putins wichtigsten Propagandisten, ist auch dort und nutzt den Besuch der AfD, um gegen Kanzler Friedrich Merz (CDU) zu schießen.

Mit dem Bundestagsabgeordneten Steffen Kotré, dem Europaabgeordneten Hans Neuhoff und dem Landtagsabgeordneten und sächsischen AfD-Landeschef Jörg Urban befinden sich derzeit mindestens drei AfD-Politiker im russischen Sotschi. Es ist die höchstrangig besetzte AfD-Delegation seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine, entsendet auf Kosten des deutschen Steuerzahlers. Dort besuchen sie die Konferenz „Brics Europe“.

Die Konferenz hat trotz ihres Namens mit dem offiziellen Verbund „Brics“, in dem sich nicht-westliche Schwellen- und Industrieländer vernetzen, nichts zu tun. Organisiert wird sie von der russischen Akademie der Wissenschaften und einem prorussischen Verein aus Indien. Dessen Chefin nahm im Herbst 2022 an einer Wahlbeobachtungmission in der ukrainischen Region Donbass teil, die Russland da bereits besetzt hatte und durch Referenden an russisches Staatsgebiet anschließen wollte. Die Wahlbeobachtungsmission hatte an den Wahlen nichts zu beanstanden, andere Beobachter kritisierten die Bedingungen scharf.

Diesen Geist atmet auch die Konferenz in Sotschi: Hier versammeln sich alljährlich enge Freunde Russlands, die wenig Schlechtes an Kriegstreiber Putin sehen, aber viel Kritik am Westen üben. Auch die AfD-Politiker Kotré, Neuhoff und Urban sind für ihre Pro-Putin-Linie bekannt – und vertreten sie jetzt auch selbstbewusst in Sotschi.

Jörg Urban, Chef der AfD Sachsen, hält seine Rede am Samstag auf Deutsch, ein Mann auf der Bühne übersetzt ins Russische. Er wolle einen „Einblick in sein kleines Bundesland“ geben, sagt Urban zu Anfang. „Der Verzicht auf russische Energie-Rohstoffe hat dazu geführt, dass die Energie so teuer geworden ist, dass viele sächsischen Unternehmen ihre Tore schließen oder ins Ausland ausweichen.“ Das Export-Volumen sächsischer Unternehmen nach Russland sei um eine Milliarde Euro pro Jahr eingebrochen. Das sei für ein kleines Bundesland „sehr, sehr viel Geld“.

Er wolle in Sotschi das Signal setzen: In Deutschland gebe es politische Kräfte, die eine Zusammenarbeit mit Russland und allen Ländern der Welt wünschten, sagt Urban. „Diese Kräfte werden stärker.“ Er freue sich auf die „ausgestreckte Hand“ und „die Zusammenarbeit in ähnlichen Formaten“.