Es gibt ein kleines München im großen, schon seit mehr als 45 Jahren: Mini-München heißt das Städtchen, das alle zwei Jahre im Sommer seine Behörden und Geschäfte öffnet und in dem die Bewohnerinnen und Bewohner wöchentlich einen neuen Oberbürgermeister wählen. Klingt nach politischem Chaos? Keineswegs. In Mini-München lernen Kinder, wie Demokratie funktioniert.

Es handelt sich um ein Planspiel, in dem junge Münchnerinnen und Münchner drei Wochen lang das Sagen haben. Das Stadtgebiet befindet sich jedes Mal woanders – im Jahr 2026 auf dem Bildungscampus im Stadtteil Riem, wie die „echte“ Stadtspitze jetzt mitteilte. Damit ist die Zukunft von Mini-München gesichert. Wegen der ernsten Haushaltslage war ungewiss, ob der Stadtrat den überlebenswichtigen Zuschuss von 500.000 Euro gewähren würde. Alles andere wäre ein Armutszeugnis gewesen, denn Mini-München ist zu einem Vorbild für Demokratiespiele in aller Welt geworden.

Eigene „Behörden“ regeln in Mini-München das öffentliche Leben.

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Eigene „Behörden“ regeln in Mini-München das öffentliche Leben.
Foto: Frank Leonhardt, dpa

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Eigene „Behörden“ regeln in Mini-München das öffentliche Leben.
Foto: Frank Leonhardt, dpa

Mehr als 30.000 Kinder zwischen sieben und 15 Jahren holen sich im „Meldeamt“ von Mini-München ihren Pass. Die tägliche Bürgerversammlung ist das Gremium, in dem Gesetze beschlossen werden. Wer für den Stadtrat kandidieren will, muss Wählerinnen und Wähler erst überzeugen. Klar, auch in der Spielstadt kommt es zu Haushaltsdebatten. Doch im besten Fall ist Mini-München das bessere München. Eins, in dem Oberbürgermeisterin und Baureferent flugs die Eisbachwelle wieder zum Laufen bringen, in dem Wohnen erschwinglich ist und der ÖPNV nicht ständig ausfällt.

Mehr als 60 Betriebe in der Spielstadt Mini-München

Bürger von Mini-München können sich – mit Unterstützung von echten Beamten – einen Job suchen oder für ein Studium einschreiben. Mehr als 60 Einrichtungen und Werkstätten sind in der Spielstadt aufgebaut. Die Kinder werden, angeleitet von Profis, zu Bäckern, Gärtnerinnen, Architekten, Anwältinnen, Journalisten. Mit dem verdienten Spielgeld können sie sich beispielsweise selbstständig machen oder ein Grundstück pachten. Und jeder hat in Mini-München Lust zu arbeiten. In einem Film über die Spielstadt sagt eine der erwachsenen Jobvermittlerinnen: „Ich hatte noch nie ein Kind, das gesagt hat: Ich möchte einen entspannten Job haben, bitte nichts zu tun.“ Ziemlich ideal also.

„Straßenreiniger“ kümmern sich um die Sauberkeit in Mini-München.

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„Straßenreiniger“ kümmern sich um die Sauberkeit in Mini-München.
Foto: Frank Leonhardt, dpa

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„Straßenreiniger“ kümmern sich um die Sauberkeit in Mini-München.
Foto: Frank Leonhardt, dpa

Die Relevanz solcher Demokratieprojekte ist in der Bildungswissenschaft unumstritten. Ein Report des Kinderhilfswerks ergab 2024, dass nur knapp die Hälfte der Kinder und Jugendlichen zwischen zehn und 17 Jahren glaubt, ihre Generation sei in der Lage, sich an demokratischen Abläufen zu beteiligen. In Mini-München lernen sie, wie das funktioniert – ganz ohne Eltern. Die können die Stadt nur mit Visum betreten. Es gilt maximal eine halbe Stunde.

  • Sarah Ritschel

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  • München

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