Was wäre, wenn der Bodensee morgen kein Wasser mehr hätte? – Mit einem ähnlichen Gedanken tragen sich die beiden Produzenten Daniel Hofmeier und Nico Gerspacher mit ihrem Dokumentarfilm „Black Water Green Gold“, der am 4. Dezember im Lichtspielhaus Capitol in Schwenningen gezeigt wird.
In Zentralmexiko ist diese Frage allgegenwärtig – denn der Pátzcuaro-See steht vor dem Aus. Durch die Klimaerwärmung mit Dürreperioden und Hitzewellen sowie dem Anbau von Avocados befindet sich der Wasserspiegel des großen Sees auf einem bedrohlichen Tief. Doch mit ihm geht nicht nur ein Stück Natur verloren, sondern auch die Kultur und die Traditionen der Purépecha – der indigenen Bevölkerung, die von diesem See abhängig sind.
Für Gerspacher und den Schwenninger Hofmeier ist der Film ein Herzensprojekt. Vor mehr als fünf Jahren haben die beiden Filmemacher gemeinsam mit einem kleinen Team und dem Regisseur und Fotograf Axel Javier Sulzbacher, der Verwandtschaft unter den Purépecha hat und neben Spanisch auch die indigene Sprache spricht, mit dem Projekt begonnen.
Der Bezug zu der dortigen Bevölkerung war dem Team daher ungeheuer wichtig. Ihre Dokumentation legt den Fokus dementsprechend auf die Perspektive Purépecha – aus drei verschiedenen Generationsblickwinkeln. „Wir wollten ein gutes Bild abdecken“, erklärt Gerspacher – und zwar ohne den westlichen Blick auf das Problem, fügt Hofmeier hinzu.
Wenn die Lebensgrundlage wegbricht
Im Verlauf des Films teilen die indigenen Protagonisten ihre Sicht auf die Situation am See. Ihre Stimmen erzählen von der Krise, die sie und ihre Gemeinschaften durchleben – von den anhaltenden Waldbränden und den Avocado-Kartellen, die die Region heimsuchen.
Letztere haben sich auch auf den Dreh ausgewirkt, erzählt Hofmeier. Das Team vor Ort sei aufgrund der Gefahr so klein wie möglich gehalten worden. Teilweise seien nur ein Ton- und ein Kameramann in Zentralmexiko gewesen, ergänzt der 35-Jährige.
Über allem schwebt jedoch der Rückgang des Wasserstands. Eine Insel im See, auf die man einst nur mit dem Boot gelangen konnte, lasse sich nun zu Fuß erreichen, erklärt Gerspacher. Und die Fischerei, die Lebensgrundlage der Purépecha, breche komplett weg, sagt Hofmeier.
Die Prognose für die Natur und die Menschen dort sieht schlecht aus: Innerhalb weniger Jahre werde der See ausgetrocknet sein, berichtet er.
Enorme Trockenheit und Dürreperioden
Dass dieses Problem in Deutschland – und auch in Villingen-Schwenningen – weit weg erscheint, sei jedoch ein Trugschluss, meint Gerspacher, der vor kurzem selbst noch in Schwenningen lebte. Enorme Trockenheit und auch Dürreperioden gebe es inzwischen auch in Deutschland, ebenso wie niedrige Wasserstände in heimischen Seen.
Doch, was muss getan werden, um dem Verschwinden des Pátzcuaro-Sees entgegenzuwirken? Einfach aufhören Avocados zu essen, sei nicht die Lösung, meint Hofmeier. Dennoch würde es sicherlich helfen, auf übermäßigen Konsum zu verzichten, so Gerspacher.
Daniel Hofmeier (von links), Axel Javier Sulzbacher, Nico Gerspacher und Kai Kraus feiern Premiere ihres Films auf dem Filmfest Bremen im April 2024. Foto: Manja Herrmann
Der Anbau der Avocados sei außerdem nicht per se schlecht, ergänzt Hofmeier. Einerseits werde der See durch die Landwirtschaft seines Wassers beraubt, andererseits brächten die Avocado-Farmen auch Arbeitsplätze – auf die die Purépecha angewiesen seien, erläutert er.
Feedback zu „Black Water Green Gold“
Diese und viele andere Aspekte werden in „Black Water Green Gold“ widergespiegelt und dass das Team mit dem Film etwas Beeindruckendes geschaffen hat, wird nicht nur durch die gewonnenen Preise deutlich – darunter der Gamgaroo Award und die Auszeichnung Best Utopian Film des deutschen Filmfestivals Beyond.
Auch das Feedback von Zuschauern bewegt die Produzenten: Neben visuell beeindruckenden Bildern der Region und der Landschaft, fühlten sich die Menschen auch von dem Thema angesprochen, berichtet Gerspacher. „Vor allem Menschen, die einen Bezug zu Mexiko haben, reagieren sehr emotional“, fügt Hofmeier hinzu.
Nun freuen sich die beiden, dass nach einer 1,5 Jahre andauernden Reise mit ihrem Film von einem Filmfestival zum nächsten, dieser endlich auch in ihrer Heimat gespielt wird. „Das ist eine besondere Vorstellung für uns“, erklärt der 35-Jährige.
Black Water Green Gold
Die Vorstellung
des Films „Black Water Green Gold“ findet am Donnerstag, 4. Dezember, um 19.30 Uhr im Schwenninger Lichtspieltheater Capitol statt. Anschließend stehen der Editor Daniel Hofmeier und Co-Produzent Nico Gerspacher für Fragen zur Verfügung.
Tickets
gibt es unter www.capitol-lichtspieltheater.de.