Kiel. Jüngst war es in Kiel wieder mal der Fall. Bei Cindy aus Marzahn. Auf der Tour der Komikerin Ilka Bessin mit ihrer Kunstfigur im pinkfarbenen Dress war keine Presse zugelassen, somit auch nicht in der Wunderino-Arena. Auf Nachfrage der Kieler Nachrichten, was die Gründe seien, gab es keine Reaktion seitens des Managements der Künstlerin.
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Zuletzt hatten wir es bei den KN häufiger mit Einflussnahmen auf die kulturelle Berichterstattung zu tun: Bela B Felsenheimer (Die Ärzte) erklärte in Kiel Medien als unerwünscht, beim Comedian Tutty Tran geschah dies mit Verweis auf den Preview-Show-Charakter, beim Comedian Tedros „Teddy“ Teclebrhan bekam der KN-Fotograf keine Akkreditierung, und bei Comedienne Hazel Brugger, die im Januar nach Kiel kommt, war jüngst statt eines eigenen Interviews nur ein vorgefertigtes im Angebot.
Da müsse man abwägen, sagt Prof. Dr. Christian Möller, Lehrkraft für besondere Aufgaben am Fachbereich Medien der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Kiel. Es gebe, was die Berichterstattung betrifft, ein berechtigtes öffentliches Interesse. Auf der anderen Seite stehe ein Privatunternehmen. „Wenn die ihre Marke schützen möchten, ist das sicherlich auch ein legitimes Interesse.“
Möller: Markenschutz als strategische Maßnahme
„Man kann das nicht vereinbar finden mit dem Gedanken von Pressefreiheit, und ich finde das auch nicht gut“, sagt Möller. Doch gegen einen Ausschluss der Presse könne man nicht wirklich etwas tun. „Aber ich fürchte, wenn das deren Strategie des Markenschutzes und des Umgangs ist, werden die irgendwann sehen, was sie davon haben durch fehlende Ankündigungen oder kritische Berichte wegen einer Nichtzulassung der Medien.“
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Wenn die ihre Marke schützen möchten, ist das sicherlich auch ein legitimes Interesse.
Prof. Dr. Christian Möller
Medienwissenschaftler
Eine Untersuchung, ob derlei Einschränkungen zunehmen oder nur in der öffentlichen Aufmerksamkeit stärker wahrgenommen werden, gebe es seines Wissens nicht, sagt Möller. „So oder so aber sind es Fälle, die Aufmerksamkeit verdienen.“ Nach seinem Eindruck wachse die Wahrscheinlichkeit, je umstrittener ein Act ist. „Nicht umsonst sind es ja oft Comedians. Gerade in Zeiten von Cancel Culture wird vieles auf die Goldwaage gelegt, es gibt viel Gegenwind.“
Stimmt sicher, und natürlich ist es für bekannte Künstler bequemer, sich einfach auf die Wirksamkeit ihrer eigenen Social-Media-Kanäle zu verlassen – wie etwa bei Comedian Felix Lobrecht oder Pop-Sängerin Sihrin David, die zuletzt keine Pressevertreter zuließen. Denn mittels Algorithmen bekommen Fans gefiltert dann das, was genehm ist.
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Wenn dann allerdings verlangt wird, Kritiken vor Veröffentlichung zu lesen, ist eine Grenze überschritten. So geschehen beim Comedian Fabi Rommel Mitte September im Max Nachtheater, als seitens des Managements gefordert wurde, den Artikel vorab zu erhalten. „Unangemessen”, nennt das Möller. „Ich lehre ja auch PR. Das ist ein Missverständnis von PR und Medien.“
KN