In den Wochen zwischen Wiesn-Ende und Adventsbeginn gehen die Münchner gern auf Reisen, auf touristische wie cineastische. Zuletzt lockten Länderfilmfestivals nach China, Rumänien oder Griechenland, jetzt steht die Französische Filmwoche an: Ab 20. November laufen im Theatiner Kino zehn neue Filme aus Frankreich. Auf dem Programm stehen das märchenhafte Fantasy-Drama „La tour de glace – Herz aus Eis“ mit Marion Cotillard, das in Cannes prämierte LGBTQ-Jugenddrama „La petite dernière – Die jüngste Tochter“, der mit Jodie Foster prominent besetzte französischsprachige Krimi „Vie privée – Privatsphäre“ oder die Camus-Verfilmung „L’Étranger – Der Fremde“ von Starregisseur François Ozon.

Auch Besuch hat sich angesagt: Am 22. November kommt Regisseurin Romane Bohringer nach München, sie will ihren Film „Dites-lui que je l’aime – Tell her I love her“ im Theatiner vorstellen. Darin geht es um Tochter-Mutter-Beziehungen, die Regisseurin spielt selbst die Hauptrolle. Der Film thematisiert auch ihre eigene Kindheit, die von ihrer abwesenden Mutter geprägt war. Nach der Vorstellung ist ein Filmgespräch mit Bohringer geplant.

Bei judoks in der Pasinger Fabrik werden ab 18. November Dokumentarfilme für ein junges Publikum gezeigt, unter anderem das dokumentarische Roadmovie „Zirkuskind“ oder Kurz-Dokus aus Norwegen, Schweden oder Österreich. Bei Kino Asyl präsentieren ab 22. November Menschen mit Fluchterfahrung Filme aus ihren Heimatländern, im Gasteig HP8, den Kammerspielen oder im Bellevue di Monaco. Und bei den Sendlinger Filmtagen (27. bis 30. November) gibt es an drei Spielorten 30 Kurz- und Spielfilme zu sehen, die sich mit dem Lebensraum Großstadt auseinandersetzen. Auf dem Programm steht unter anderem der Dokumentarfilm „Sold City – Wenn Wohnen zur Ware wird“, der Eintritt ist frei.

Reif für ihren zweiten Oscar: Jennifer Lawrence in „Die, My Love“.Reif für ihren zweiten Oscar: Jennifer Lawrence in „Die, My Love“. (Foto: Seamus McGarvey / NPB Kino)

Im Filmmuseum ist am 20. November der Dokumentarfilmer Felix Moeller zu Gast, er stellt seinen Film Weltkarriere einer Lüge vor. Darin beschäftigt er sich mit einer antisemitischen Schmähschrift aus dem Jahr 1903 („Die Protokolle der Weisen von Zion“), die im 20. Jahrhundert Kriegstreiber und Diktatoren beeinflusste – und im 21. Jahrhundert Rapper, Influencer sowie den reichsten Mann der Welt. Moeller deckt in seinem Film auf, wie dieses Pamphlet auch heute noch seine Wirkung entfaltet.

Tags darauf (am 21. November) startet im Filmmuseum eine Reihe zu Ehren von Christel Buschmann: Die deutsche Regisseurin wurde in den Achtzigerjahren mit Filmen bekannt, die sich dem klassischen Erzählkino verweigerten, die mit Kameraarbeit, Montage und dem vielfältigen Einsatz von Musik experimentierten. Am 25. November wird Buschmann gemeinsam mit dem Blues-Musiker Paul Millns ihren Film Gibbi Westgermany vorstellen, am 29. November kommt sie mit ihrer Regie-Kollegin Margarethe von Trotta zur Vorführung des Episodenfilms Felix.

Ein Oscar-Favorit für den besten internationalen Film: „The Secret Agent“ aus Brasilien.Ein Oscar-Favorit für den besten internationalen Film: „The Secret Agent“ aus Brasilien. (Foto: Victor Juca)

Auch im regulären Kinoprogramm gibt es viel zu entdecken: Da in Hollywood die „Award Season“ begonnen hat, kommen die preisverdächtigen Filme des Jahres auch zu uns. One Battle After Another mit Leonardo DiCaprio und Sean Penn in den Hauptrollen ist schon seit einigen Wochen in Deutschland zu sehen, bei den Oscars wird dieser meisterhafte Film garantiert eine Rolle spielen. Ebenfalls preisverdächtig und bereits gestartet ist auch der neue Film von Yorgos Lanthimos (Bugonia), mit Emma Stone und Jesse Plemons in den Hauptrollen. Gerade erst angelaufen ist das an die Nerven gehende Ehedrama Die, My Love, mit dem sich Superstar Jennifer Lawrence für ihren zweiten Oscar empfiehlt.

The Secret Agent aus Brasilien wird vielerorts als Kino-Wunder gefeiert, der Film mit Wagner Moura ist ein Favorit für den Oscar für den besten internationalen Film. Größter Konkurrent in dieser Kategorie dürfte der traumhaft schöne norwegische Film Sentimental Value sein (ab 4. Dezember im Kino). Und dann wäre da noch Wicked 2 (ab 19. November): Die Musical-Fortsetzung empfiehlt sich für alle möglichen Filmpreise – sowie für volle Kinosäle. Und so etwas liebt man nicht nur in Hollywood.