„Tut es uns noch weh, wenn wir an den Volkstrauertag denken, oder ist das Gedenken längst zu einer Pflichtübung geworden, weil ‚Volkstrauertag‘ im Kalender steht?“ Diese Frage stellte Pfarrer und Präses Marc Zimmermann bei seiner Ansprache zum Volkstrauertag in den Raum. 80 beziehungsweise 107 Jahre nach den beiden Weltkriegen werde den Menschen gedacht, die Vertreibung und Tod erlitten hatten. Was Marc Zimmermann beklagte: „Leider ist Krieg aktuell vielerorts Realität.“ Es müsse heute noch wehtun, wenn wir diese Bilder sähen.

Die Feierlichkeiten am späten Samstagnachmittag wurden aufgrund des Nieselregens kurzerhand in die Pfarrkirche verlegt. Es war eine 30-minütige, sehr würdige Veranstaltung mit Vertretern der Feuerwehr, der Schützenbruderschaft, des Bundesschützenmusikkorps Kleinenbroich und etlicher Bürgerinnen und Bürger sowie dem zweiten stellvertretenden Bürgermeister Frank Weckauf und dem stellvertretenden Landrat Udo Bartsch.

Hans Bert Heimanns, Ehrenpräsident der Kleinenbroicher Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft, sprach am Samstag als Vertreter des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. „Wir setzen hier ein Zeichen gegen das Vergessen“, erklärte Heimanns. Er erinnerte „an das dunkelste Kapitel unserer Geschichte, das so viel Leid über die Menschen gebracht hat“. Er gedachte der Soldaten, die in den beiden Weltkriegen ihr Leben gelassen hatten, aber auch derer, die Widerstand geleistet hatten sowie der Opfer von Hass und Gewalt. Die Erinnerung an die Schrecken des Krieges sind nach 80 Jahren verblasst“, sagte Heimanns. Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine habe sich einiges geändert: „Die Menschen sind plötzlich in Sorge und mir scheint es so, als dass vor allem ältere Menschen förmlich Angst haben, wenn sie die Kriegsbilder in den Medien sehen. Was ihn beunruhigt: „Die Demokratie gibt vielen Menschen scheinbar keine Sicherheit mehr, Autokraten kommen in aller Welt an die Macht, Männer wie der amerikanische Präsident Donald Trump.

Hans Bert Heimanns erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass in den USA 1776 die erste moderne Demokratie entstanden war. Trump mache, was er will, er missachte die Gewaltenteilung, die ein Grundprinzip der Demokratie sei. Ihn beunruhigten zunehmender Rechtsradikalismus und Antisemitismus, Und er zitierte Bundespräsidenten Steinmeier, der einen Versuch erkenne, die Demokratie mittels der Demokratie zu zerstören. Und er erinnerte an den Artikel 20 des Grundgesetzes, wonach alle Staatsgewalt vom Volk ausgehe: „Wir haben die Wahl – im wahrsten Sinne des Wortes.“ Schützenpräsident Marcel Heimanns legte den Kranz der Volksbundes der Deutschen Kriegsgräberfürsorge nieder, es ertönte die Nationalhymne.