Aus dem Stand auf den Spitzenplatz! Bei Dynamo Dresden ist mit der Star-Anwältin Dr. Ines Kilian (55) erstmals eine Frau auf Position eins der Aufsichtsratswahl ins Ziel gekommen. Es scheint genau der richtige Zeitpunkt. Denn nicht wenige finden, dass der „Männerladen“ im obersten Vereinsorgan des Ostklubs mal aufgemischt werden muss…
Doch wer ist diese Juristin?
Die gebürtige Dresdnerin gilt als eine der renommiertesten Strafverteidigerinnen Deutschlands, vertrat zum Beispiel einen der Remmo-Brüder nach dem Einbruch ins Grüne Gewölbe in Dresden.
Das heißt: Sie kennt sich mit schwierigen Situationen und Personen aus. „Als Strafrechtlerin bin ich quasi ständig im Kampf“, sagt Kilian über ihren Beruf. „Man muss schnell komplexe Sachverhalte erfassen, schnell und adäquat reagieren, Lösungen finden und kommunizieren können.“
Fakt: In Juristenkreisen schreibt man ihr zu, sehr resolut zu sein. Dieses Durchsetzungsvermögen kann für den oft zerstrittenen Dynamo-Aufsichtsrat von Vorteil sein. Im neunköpfigen Gremium sind Entscheidungen nicht immer leicht zu finden. Kluge Argumente werden gebraucht, um sicherzugehen, dass nicht persönliche Eitelkeiten, sondern sachliche Ausgangspunkte die Grundlage für die zukünftige Ausrichtung des Klubs sind.
Ines Kilian (r.) hat mit Ex-Dynamo-Geschäftsführer Michael Born (li.) einen zweiten prominenten Neuzugang im Aufsichtsrat dabei.
Foto: Olaf Rentsch
Kilian geht dort komplett unbelastet und unvoreingenommen rein, aber mit einem starken Wahlergebnis (548 von 801 Stimmen). Sie ist keine Selbstdarstellerin und wird sich über Dynamo Dresden als Persönlichkeit weder profilieren wollen noch müssen. Ihr kann es nur um die Sache gehen, das ist ein großer Gewinn für einen chronisch unruhigen Traditionsverein.
Nicht unwesentlich für ihre so klare Wahl dürfte aber auch ihre Position zu einem wichtigen Fan- bzw. Ultra-Thema sein. Kilian sagte vorab: „Wofür ich persönlich einstehe, auch wenn ich nicht gewählt werden sollte, ist die Abschaffung der Verbandsstrafen für Pyrotechnik. Denn die gehört einfach zur Fankultur dazu. Natürlich nicht, wenn sie auf Menschen oder den Platz geworfen wird.“
Kilian setzt sich für die Abschaffung der Verbandsstrafen ein, solange Pyrotechnik wie hier von Dynamo-Fans in Hannover friedlich eingesetzt wird.
Foto: IMAGO/Noah Wedel
Passend dazu verabschiedete Dynamo Dresden am Samstag auch einen Antrag, wonach die Führungsspitze sich ab sofort offiziell gegen Pyro-Verbote einsetzen soll.
Aber wie kam die Frau, deren Markenzeichen der rote Lippenstift ist, zum Kultklub?
Sie bekam das Dynamo-Gen quasi in die Wiege gelegt. Ihre Opas waren große SGD-Fans, ihr Vater ist es noch immer. Kilian: „Er war im Jugendalter Spieler bei Turbine Dresden, hat da auch mal gegen Dynamo und Hansi Kreische gespielt und 7:0 verloren.“ Das bekam seine Tochter schon in ihrer Kindheit erzählt.
Kilian kennt die Sorgen der Fanszene
Außerdem ist Kilian seit Jahren für die Schwarz-Gelbe Hilfe als Anwältin tätig. Ein Verein, der Dynamo-Anhänger unterstützt, die wegen Vorkommnissen rund um die Spiele Probleme mit der Justiz bekommen haben. „Dort habe ich gelernt, was die Sorgen und Probleme in der Fan-Szene sind.“
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Jede Menge Dynamo-Vergangenheit also. Auch deshalb wurde sie jetzt vom Präsidium angefragt, ob sie sich zur Wahl stellen würde – und sagte nach kurzem Überlegen im London-Urlaub zu.
Wahlleiter Jürgen Wulff erklärte noch vor Beginn des Urnengangs auf der Mitgliederversammlung: „Vor drei Jahren haben wir gesagt, wir wünschen uns, dass sich mehr Frauen trauen, sich zu bewerben. Jetzt haben wir schon drei. Das ist doch erfreulich.“ Zwei davon wurden gewählt, eine scheiterte am Einzug in den Aufsichtsrat nur um eine Stimme – und Kilian stand bei der Ergebnisverkündung ganz vorn.
Vielleicht hilft die Frauen-Power dem Zweitligisten zukünftig, sich nachhaltig zu entwickeln.