Standdatum: 16. November 2025.

Autorinnen und Autoren:
Julian Meiser

Die vier neu gewählten Werder-Aufsichtsrat-Mitglieder Dr. Florian Weiß, Prof. Dr. Christina Reuter, Harm Ohlmeyer und Dr. Julian Deutz stehen bei der Mitgliederversammlung nebeneinander.

Die vier neu gewählten Werder-Aufsichtsrat-Mitglieder: Dr. Florian Weiß (von links nach rechts), Prof. Dr. Christina Reuter, Harm Ohlmeyer und Dr. Julian Deutz.

Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

Florian Weiß, Harm Ohlmeyer, Christina Reuter und Julian Deutz setzten sich bei der Wahl am Sonntag durch. Offiziell gültig ist die Wahl der Kandidaten jedoch erst im Januar 2026.

Fast sechs Stunden hat die Mitgliederversammlung gedauert, bis die 311 verbliebenen Werder-Mitglieder endlich wählen durften. Bei der Aufsichtsratswahl waren erstmalig auch fördernde Werder-Mitglieder stimmberechtigt. Abgestimmt über die Kandidaten für die vier vakanten Posten in dem neunköpfigen Gremium wurde digital – per Smartphone oder Tablet. Sechs Personen standen zur Auswahl.

Ergebnisse der Aufsichtsratswahl

Florian Weiß (CEO bei der HR Works Gruppe) bekam den größten Zuspruch. Er erhielt 246 Stimmen. Die Plätze zwei bis vier gingen an Harm Ohlmeyer (Vorstand Finanzen bei Adidas, 199 Stimmen), Christina Reuter (Wirtschaftsingenieurin und Professorin an der TU München, 181 Stimmen) und Julian Deutz (CEO der AS Classifieds GmbH, 166 Stimmen). Ohlmeyer und Weiß sind die einzigen beiden Kandidaten, die dem Gremium bereits angehören.

Die formale Wahl der Kandidaten in den Aufsichtsrat findet allerdings erst Ende Januar 2026 statt, wie Werders Präsident Hubertus Hess-Grunewald betonte. Im Anschluss nimmt der neue Aufsichtsrat seine Arbeit auf.

Auch Ersatzkandidaten gewählt

Angetreten waren auch Lene Knoll (Geschäftsführerin Lenes Bio-Backstube, 113 Stimmen) und Torsten Hoppe (Finanzexperte beim Gesundheits- und Konsumgüterunternehmen Haleon, 110 Stimmen). Während Hoppe leer ausging, blieb für Knoll die Rolle als zweite Ersatzkandidatin. Als erste Ersatzkandidatin für den Aufsichtsrat sprachen sich die Mitglieder mehrheitlich für Daniela Schmidt (Juristin beim Raumfahrtunternehmen OHB SE) aus.

Aufsichtsratswahl in der Kritik

Erstmals hielt der SV Werder seine Mitgliederversammlung in der Energieleitzentrale in der Überseestadt ab, weil diese mehr Platz bietet als die Werder-Halle unweit des Weser-Stadions. Der große Ansturm blieb allerdings aus. Zu Beginn waren nur knapp 350 Mitglieder anwesend, viele Stühle blieben leer. Dennoch knirschte es.

Grund für die teils erhitzten Gemüter war die Kandidatenliste zur Wahl des Aufsichtsrats, die vorab vom Wahlausschuss festgelegt worden war. „Dass es Kritik an der Nominierung gibt, hat bei Werder Bremen eine lange Geschichte“, erklärte Hess-Grunewald. Dies sei in einem Sportverein „völlig normal“ und müsse man aushalten.

Fans forderten Aufsichtsräte mit Fußballexpertise

In einem offenen Brief hatten zuvor 15 Fanclubs mit etwa 4.000 Mitgliedern ihren Unmut über die Vorauswahl der sechs Kandidatinnen und Kandidaten kundgetan. Diese war aus ihrer Sicht nicht transparent abgelaufen. Den Fans fehlten ehemalige Profis, Trainer oder Manager, die das Fußballgeschäft und den Verein kennen, aber auch solche, die die Perspektive der Fans aus der Kurve einnehmen. Wirtschaftliches Fachwissen allein genügte ihnen bei einem Aufsichtsratsmitglied nicht.

Des Weiteren kritisierten sie die Nichtberücksichtigung von Dirk Wintermann und Ulrike Hiller, die dem Gremium in den vergangenen Jahren angehört haben. Sie wurden im Gegensatz zu Harm Ohlmeyer und Florian Weiß vom Wahlausschuss nicht zur Wiederwahl zugelassen. „Demokratische Prozesse sehen für mich anders aus“, kritisierte ein Mitglied in einem Wortbeitrag.

Wahlausschussvorstand nimmt Stellung zu Vorwürfen

Manfred Jacobi, Vorstand des Wahlausschusses, stellte sich den vorgebrachten Vorwürfen. Dass keine Person mit ausgewiesener Fußballexpertise zur Wahl steht, beantwortete Jacobi so: „Wir haben eine solche Person leider nicht gefunden.“ Ebenso erklärte er die Nichtberücksichtigung eines Fans bei der Wahl: „Wir haben keine Bewerbung aus Fankreisen bekommen.“

Zum Prozess der Vorauswahl der Kandidaten erläuterte Jacobi, dass sich der Wahlausschuss dabei von einer externen Personalberatung unterstützen ließ. Alle Kandidaten hätten sich selbst in einer einstündigen Vorstellungsrunde präsentieren müssen.

Gesamtrankings ausschlagebend

Anschließend habe jedes Mitglied des Wahlausschusses (sowie der Beratungsagentur) ein persönliches Ranking erstellt. Dabei legten sie unter anderem Wert auf Kriterien wie Teamfähigktiet, Unabhängigkeit, Urteilsvermögen, Erfahrung und wirtschaftliches sowie finanzielles Verständnis. Nach Vergleich dieser einzelnen Rankings wurde ein Gesamtranking erstellt und daran festgemacht, wer zur Aufsichtratswahl zugelassen wird.

Trotz unterschiedlicher Meinungen und Ansichten lobte Werders Sportchef Clemens Fritz die gesittete Debattenkultur innerhalb des Vereins. „Lasst uns diese weiterhin pflegen“, betonte Fritz.

Bild: Radio Bremen | Dino Bernabeo

Quelle:
buten un binnen.

Dieses Thema im Programm:
Bremen Eins, Nachrichten, 16. November 2025, 11 Uhr