In Freizeitparks, Filmen und Geisterbahnen sind Jörg Steegmüllers Skulpturen zu sehen. Der Bildhauer und Modelleur aus Ostfildern kreiert audio-animatronische Figuren.
Die fröhliche Biene Maja und ihr tapsiger Freund Willy heißen die Besucher des Museums von Jörg Steegmüller in Ruit willkommen. Neben seinem Atelier in der Senefelder Straße hat der Bildhauer und Modelleur für audio-animatronische Objekte Ausstellungsräume geschaffen. Da zeigt er seine vielseitige Kunst, die nicht nur im Europapark in Rust gefragt ist. Film- und Fernsehproduktionen stattet er ebenso aus wie Museen oder Vergnügungsparks. Für den US-Erfolgsfilm „Der Patriot“ von Starregisseur Roland Emmerich hat er kleine Häuser und Schiffe gebaut.
Wer den Künstler in seinem Atelier erlebt, der spürt schnell seine Leidenschaft. Jörg Steegmüller liebt seine Arbeit. Er versteht es, sein Team zu begeistern. Und auch Gäste sind ihm willkommen. Mit viel Witz und Liebe zu seinen Figuren führt er Gruppen durch die Räume. Zwar ist sein Museum bislang nur nach Voranmeldung zugänglich. Doch das Ziel, seine Ausstellung regelmäßig zu öffnen, verliert der 47-Jährige nicht aus den Augen. Zurzeit lässt sich das zeitlich nicht schaffen. Da Steegmüllers Auftragsbuch immer voll ist, ist seine Warteliste für Gruppen-Museumstouren lang.
Animatronik-Figuren für Muppets oder Star Wars aus Ostfildern
Der Künstler nimmt Jung und Alt mit in die faszinierende Welt der Fantasie. Wenn er mit seiner ruhigen, vollen Stimme spricht, fühlen sich Gäste in ihre Kindheit zurückversetzt. In den Vitrinen stehen Fernsehfiguren wie das Sandmännchen, der giftgrüne Plumpaquatsch und Räuber Hotzenplotz. Mit den Figuren der Muppets-Show, den Charakterköpfen der Satire-Sendung „Hurra Deutschland“ und den Animatronik-Figuren aus „Star Wars“ ist das Spektrum seines Schaffens immens.
Wer das lebensgroße Ebenbild des Meister Eder sieht, im TV-Kinderklassiker „Pumuckl“ unvergesslich interpretiert von Gustl Bayrhammer, der meint fast, den grantigen Charakterkopf aus Bayern vor sich zu haben. Aus dem Off klingt die Stimme von Hans Clarin, der den Kobold mit dem feuerroten Schopf zum Leben erweckte. „Es ist so schön, wenn ich mit meinen Figuren Kindheitserinnerung wecken darf“, schwärmt Steegmüller. Er habe sich selbst „ein Stück Kindheit bewahrt“, findet er – und lacht dabei verschmitzt. Dass sein kleiner Sohn Sebastian die Liebe zu den Puppen teilt, macht ihn glücklich. Er selbst hat schon als Kind angefangen, Puppen zu zeichnen und zu bauen.
Die Figuren der Muppets begeistern Jörg Steegmüller. Foto: Markus Brändli
Peter Lustig, den unkomplizierten und wissensdurstigen Hauptdarsteller der Kindersendung „Löwenzahn“, hat Steegmüller lebensecht nachgebildet. Eine enge Freundschaft pflegte er mit Helmut Kraus, der in der Serie den spießigen Nachbarn Herrn Paschulke spielte. „Ein wunderbarer Künstler“, schwärmt der Ostfilderner. Kraus steht als lebensgroße Figur im Museum. Obwohl die beiden Fernsehstars bereits tot sind, hält der Bildhauer so die Erinnerung an ihre wertvollen pädagogischen Filme wach.
Die Wünsche und Träume seiner Kunden umzusetzen, das macht Jörg Steegmüller Freude. Dabei findet der kommunikative Bildhauer zu seinen Partnern in der Filmbranche einen ebenso guten Draht wie zu den Machern von Freizeitparks oder Geisterbahnen. In seiner Werkstatt baut er einen Dinosaurier aus Styropor, der aus einem Ei schlüpft. Für eine Bowling-Bahn kreierte er einen Piraten, der sich bewegt und der auch sprechen kann. Die Animatronik findet der Künstler spannend. Mit seinem technischen Geschick bringt er die Figuren in Bewegung. Da ist viel mechatronisches Wissen gefragt, das sich der Bildhauer und Grafiker mit den Jahren angeeignet hat.
Jörg Steegmüllers Händchen fürs Detail zeigt sich in den Gesichtern
Sein feines Händchen fürs Detail zeigt sich in den Gesichtern. Zornes- und Lachfalten, verkniffene Lippen und weit geöffnete Münder spiegeln für ihn Stimmungslagen. Da arbeitet der Bildhauer sehr genau. Möglichst nah möchte er den realen Vorbildern kommen. Mit feinen Werkzeugen ritzt er Emotionen in die Gesichter ein.
Ebenso reizen Steegmüller und sein Team aber die großen Projekte. Für das Foyer des Museumshotel im Europa-Park in Rust hat er die 34 Meter lange Schlange Svalgur aus der Rulantica-Sage nachgebaut. Das Skelett des legendären Meerestieres schlängelt sich über sieben Stockwerke. Zwölf Mitarbeiter haben an der Figur gearbeitet, die aus 73 Wirbeln besteht. „Für die Arbeit an dem Svalgur-Skelett haben wir eigens eine Halle angemietet.“ Dabei ist das riesige Ungetüm gar nicht schwer. Die Figur aus Hartschaum und glasfaserverstärktem Kunststoff wiegt nicht einmal zwei Tonnen. Für die Semper-Oper in Dresden hat er einen riesigen goldenen Engel gebaut.
Meister Eder alias Gustl Bayrhammer mit dem Bettchen seines Kobolds Pumuckl. Foto: Markus Brändli
Die Arbeit mit seinen Auftraggebern schätzt der erfolgreiche Allround-Bildhauer. Dennoch reicht ihm das nicht. „Im Museum lasse ich meiner Fantasie freien Lauf. Da gibt es keine Vorgaben und Zwänge“, sagt der 47-Jährige. Im ersten Raum hat er die märchenhafte Geschichte von Lisa und Andreas in Szene gesetzt. „Den Text habe ich für meinen Sohn geschrieben. Befreundete Schauspieler haben die Texte für mich eingesprochen.“ Die Liste der Künstlerinnen und Künstler, die dem Puppenbauer freundschaftlich verbunden sind, ist lang.
In dem Märchen finden die beiden Kinder Lisa und Andreas Freundschaft und Liebe. Tiere und Menschen agieren in den liebevoll gestalteten Szenen, die jeweils nacheinander erleuchtet werden, freundschaftlich miteinander. Da sitzen Katzen am Tisch und trinken Kaffee. Der Kuchen aus Kunststoff sieht zum Anbeißen aus. Am Ende ihrer abenteuerlichen Reise finden die Kinder zu ihren Eltern nach Hause. Familie bedeutet für Jörg Steegmüller Liebe und Zuversicht.
Die Figuren für den Adventskalender stehen schon bereit. Foto: Markus Brändli
Stolz ist der Künstler auf ein Projekt, das er zurzeit für die Stadt Luxemburg realisiert. Er baut einen zwölf Meter hohen Adventskalender. Ein Schneemann mit Karottennase und Strickschal, Elfen und andere Figuren hat der Ostfilderner schon fertiggestellt. „Hinter den Türchen werden Figuren sitzen, die weihnachtliche Geschichten in letzeburgisch, französisch und deutsch erzählen werden.“ Die kindgerechte Geschichte von Klausi, dem Teddybär und Leschke, dem Lebkuchenmann, stimmt Jung und Alt auf die Weihnachtszeit ein.
Jörg Steegmüllers Fantasiewelten
Digitale Technik
Bei Steegmüller Skulpturen in der Senefelder Straße 19 in Ostfildern werden sprachgesteuerte, animatronische Figuren gebaut. Jörg Steegmüller und sein Team arbeiten mit modernster Technik. Viele der Puppen sind computergesteuert. Dennoch steht für den Bildhauer und Modelleur und sein Team die Kreativität immer im Fokus. Das Team schreibt auch Dialoge und komponiert Musik.
Die Puppen tanzen
Die Kunst des Puppenbaus beherrscht Jörg Steegmüller meisterhaft. Und da liebt er es auch klassisch. Altmeister Albrecht Roser, der weit über seine Heimat Stuttgart hinaus Generationen von Puppenbauern inspiriert hat, ist für ihn ein wichtiges Vorbild. Nach wie vor entstehen in Steegmüllers Werkstatt auch Klappmaulpuppen und Marionetten.