Die Kulinart begeistert zum letzten Mal in Stuttgart mit Vielfalt und Qualität. So erleben Aussteller und Besucher den Abschluss im Römerkastell.

Zum letzten Mal hat am Sonntag die Kulinart von Conny Krenn im Römerkastell in Stuttgart stattgefunden. „Schon schade, es war eine richtige Institution“, sagt Sergio Muto. Der 71-Jährige ist schon seit 2007 mit der „La Fattoria“ dabei. „Wir gehören zum Inventar.“ Es ist auch für ihn die letzte Messe, nächstes Jahr geht der Pesto-Weltmeister von 2012 in Rente. „Sie hat es richtig gut gemacht“, sagt er über Conny Krenn, für die es bei ihrer letzten Kulinart nochmal ein „Abschiedsgeschenk“ gab.

„Die lieben sich alle untereinander, eine große Familie“

Schon immer habe sie doppelt so viele Bewerbungen wie Plätze für die Aussteller gehabt. „Und jetzt war es tatsächlich so, dass drei Wochen vorher schon alles ausgebucht war. Das gab es glaube ich noch nie. Das war das Abschiedsgeschenk.“ Bei der Qualität ging sie nie Kompromisse ein und legte immer einen großen Wert auf Vielfältigkeit. Unter den Ausstellern habe es nie ein Gefühl von Konkurrenz gegeben. „Die lieben sich alle untereinander, eine große Familie“, sagt Conny.

„Das beste Pesto der Welt“ war zum 18. Mal dabei. Foto: Ferdinando Iannone

„Die ganzen Standkollegen, die man hier hat, sind sehr kollegial miteinander. Man hat immer Spaß“, sagt Alessio. Der 27-jährige von der Trüffelmanufaktur freut sich, wie viele, über das Publikum – und „über die Stuttgarter müssen wir gar nicht reden, macht Spaß.“ Er beschreibt die Messe als „Feinkost mit Spaß“ und zum Ende der Kulinart sei bei ihm „ein weinendes Auge auf jeden Fall dabei“.

„Hochwertige Produkte und hochwertiges Publikum“

Die Messe feiert an diesem Wochenende ihr 20-jähriges Bestehen. Vor zwei Jahren hat Conny Krenn die Kulinart nach Frankfurt verkauft. „Dann konnte ich da quasi schon innerlich anfangen, mich zu verabschieden.“ Bis zu 6.000 Besucher begeistern sich noch einmal für Genuss und Stil. „Hochwertige Produkte und hochwertiges Publikum, drum sind wir hier“, sagt Florian Richter (44) vom Taubertal Wagyu.

So geht es auch Werner und Gislinde. Die beiden gehen schon fast seit zwanzig Jahren zur Kulinart und erfreuen sich an der Vielfalt: „Da gibt’s einen Italiener mit einer wunderbaren Salami und dann ist da dieser Stand mit diesen portugiesischen Sardinen in diesen schicken bunten Dosen. Das ist ein gutes Geschenk“, sagt die Ende 70-Jährige.

Erste Male beim letzten Mal

Für einige ist es aber auch das erste Mal beim letzten Mal. Jonas (23) und Hanna (30) haben die Kulinart über Plakate in der Stadt kennengelernt. Die beiden „laufen einfach durch, so viel probieren, wie geht“. Neu mit dabei ist unter anderem Philipp Kortyka. Der 33-Jährige hat sich nach 17 Jahren Sternegastronomie mit seiner Pâtisserie um Gewürzschokoladen und Pralinen selbstständig gemacht. Auf Empfehlung anderer Aussteller, die schon seit zehn Jahren dabei sind, kam er trotz des letzten Mals zur Kulinart.

Das Ambiente wurde von den Ausstellern und Besuchern geschätzt. Foto: Ferdinando Iannone

In der für ihr schönes Ambiente geschätzten Phoenixhalle gibt es noch einmal nahezu alles, was das Herz begehrt: Bier, Schokolade, Nudeln, Nüsse, Wein, Gewürze, Olivenöl, Wagyu-Fleisch, selbst geschmiedete Messer. Nebenan aber auch Bücher, Äxte und den Bereich Wohnen. Schon seit der vormaligen Messe, den „Tafelfreuden“, ist „Uhl“ nicht wegzudenken. Das Möbelhaus war immer dabei, alle zwanzig Jahre. „Wir sagen immer: Schöner Leben hat etwas mit Genuss zu tun“, so der Geschäftsführer Lars Müller.

„Das war mir ein Anliegen, das ist ein schönes Gefühl“

„Die Gespräche sind sehr wichtig. Wir leben ja nicht vom Verkauf hier. Wir wollen Kontakte knüpfen. Und dann gucken, dass die Leute dann auch zu uns kommen“, erklärt er. So sieht es auch der ehemalige Vize-Präsident des VfB Stuttgart, Rainer Adrion. „Wenn du was brauchst, gehst du ins Fachgeschäft.“ Er sei schon über zehn Mal da gewesen, und das, obwohl er an sich kein Messegänger sei. Hier lässt er sich aber für Weihnachten inspirieren, genießt die besondere Atmosphäre, trinkt gerne mal ein Gläschen Wein.

Wein war beliebt bei den Gästen. Foto: Ferdinando Iannone

Auch die Stuttgarter Weinmanufaktur ist schon seit zehn Jahren dabei. Hier mag man die kleinen Messen lieber, das Lokale, und erkennt auch die Stammkundschaft wieder. Der Austausch mit dem Publikum ist den Ausstellern wichtig und macht die Messe mit aus. Matthias Ernst (43) und Wolfgang Kaiser (41) finden es schade, dass die Kulinart in Stuttgart aufhört, aber sie können auch verstehen, „dass die Conny sagt, es reicht“.

Conny Krenn kann nicht mehr zählen, wie oft sie auf das Ende der Kulinart angesprochen wurde. „Sie sind alle traurig“, sagt die Veranstalterin, die immer den Kontakt zu ihren Stammkunden pflegte. Was Conny tröstet, ist, dass die Marke weitergeht: „Das war mir ein Anliegen, das ist ein schönes Gefühl“.