Clair Obscur: Expedition 33 eroberte im Frühjahr viele Herzen. Entsprechend groß war die Enttäuschung, als es bei den Grammys übergangen wurde. Jetzt hat das Rollenspiel doch noch die Chance auf einen Preis, aber als Indie-Spiel des Jahres.
Was war das mit den Grammys? Das Action-RPG Clair Obscur: Expedition 33 galt schon früh als Anwärter für eines der besten Spiele des Jahres, wenn nicht sogar das Game of the Year. Die musikalische Untermalung des Spiels berührte viele Fans und trug zu dem Erfolg bei.
Umso größer war das Unverständnis, dass der Titel bei den Grammy-Nominierungen für den besten Videospiel-Soundtrack übergangen wurde. Selbst einer der Nominierten erklärte, er würde seinen Platz liebend gerne mit Expedition 33 tauschen, wie etwa GamesRadar berichtete.
Jetzt erhielt das Rollenspiel doch noch die verdiente Nominierung – aber für den falschen Preis, wenn es nach manchen Nutzern geht.
Expedition 33 war so gut, dass viele Spieler danach nichts mit sich anzufangen wussten:
Clair Obscur: Expedition 33 hinterlässt bei den Spielern eine Leere
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Ein Indie, das keins ist?
Was ist das jetzt für ein Award? Expedition 33 wurde bei den Indie Game Awards als Spiel des Jahres nominiert. Mit zur Wahl stehen Hades II, Silksong und der Überraschungs-Hit Blue Prince, aber auch unbekanntere Titel wie Absolum oder Consume Me.
Obwohl das Rollenspiel so viele Fans hat, sind mit diesen Nominierungen nicht alle glücklich. Gerade Expedition 33 wird von einigen als unpassend wahrgenommen, während andere Indie-Perlen des Jahres ganz fehlen.
Der Community-Director von Palworld, der online unter dem Namen Bucky auftritt, beklagte in einem Post auf X das Fehlen von Titeln wie Ball x Pit, Megabonk, Peak oder auch Schedule 1. Später erklärte er zwar, dass es sich eigentlich eher um eine scherzhafte Art gehandelt hatte, das starke Indie-Jahr zu feiern, in den Kommentaren ärgern sich einige Fans aber wirklich. Die eine Hälfte der Spiele wirkt auf manche zu groß für einen Indie-Award, während man von den anderen gar nichts gehört hätte.
Auf Reddit schreibt ein Nutzer: „Expedition 33 da rein zunehmen, war irgendwie mies, selbst wenn es technisch gesehen ein Indie ist. Aber das ist es nicht wirklich.“ Ein anderer meint: “Ich habe so viele Fragen zu diesen Nominierten.”

via X
Das AA-Problem
Was steckt dahinter? Die Diskussion um die Nominierungen des Indie-Awards sind eigentlich Teil eines größeren Diskurses im Gaming. Denn viele Gamer sind seit einigen Jahren zunehmend unzufrieden mit dem Zustand der AAA-Industrie und wissen plötzlich die Kreativität und Leidenschaft von Indie-Entwicklern zu schätzen.
Ursprünglich zeichnete sich der Begriff Indie, kurz für „Indipendent“ („unabhängig“), angelehnt an die Musik-Branche, dadurch aus, dass ein Spiel nicht von einem großen Publisher heraus gebracht wurde. Die meisten Menschen verbinden damit Games von eher kleinen Teams, die das mangelnde Budget mit umso mehr Leidenschaft wettmachen.
Doch durch den großen Erfolg einiger dieser Titel war es den Entwicklern möglich, immer hochwertigere und größere Titel zu produzieren. So wird wohl kaum jemand abstreiten, dass Hades und Hollow Knight „richtige“ Indie-Games waren: Die Entwickler von Hades hatten zwar schon einige richtig gute Spiele gemacht, doch der große Durchbruch war bis dato ausgeblieben. Für Team Cherry war Hollow Knight gar das Debüt.
Auch bei Baldur’s Gate 3 wurde seinerzeit diskutiert, ob es sich noch um ein Indie-Spiel handelt, etwa in diesem Post auf Reddit, um ein Beispiel zu nennen.
Ob die jeweiligen Nachfolger dieser Titel aber noch das Indie-Label tragen sollen, scheint für viele Fans unklar zu sein. Immerhin waren die Vorgänger so erfolgreich, dass das Budget für die Entwicklung ziemlich hoch gewesen sein dürfte. Und während sich viele unbekannte Entwickler kaum Werbung leisten konnten, war das bei den etablierten Franchises wahrscheinlich auch kein allzu großes Problem.
Diese Spiele fallen für viele daher eher in die AA-Kategorie: noch nicht ganz das große AAA-Budget, aber eben auch kein kleines Indie-Wunder mehr. Ähnlich sieht es bei Expedition 33 aus, dessen Budget Berichten zufolge auf etwas unter 30 Millionen Euro geschätzt wird. Das ist für die Qualität des Spiels zwar immer noch beeindruckend wenig, dürfte für die meisten Indie-Entwickler aber dennoch utopisch sein.
Wichtiger als die harten Fakten und Definitionen ist für viele Fans aber ohnehin das Gefühl: Manche Spiele fühlen sich einfach weniger nach Indie an, als andere. So fragte Bucky, der die Diskussion ja unter anderem losgetreten hatte, in einem weiteren Post am 16. November 2025 auf X auch genau danach: „Was bedeutet ‘Indie-Game’ für euch? […] Wann hört ein Indie-Game auf, ein Indie-Game zu sein?“
Was Indie für euch bedeutet, und ob ihr die Nominierungen gerechtfertigt findet oder euch lieber eine separate AA-Kategorie gewünscht hättet, könnt ihr uns gerne in den Kommentaren sagen.
Eine ähnliche Diskussion gab es bereits 2023 um die Nominierung von Dave The Diver als bestes Indie-Game bei den Game Awards. Denn obwohl der Überraschungs-Hit den ganzen pixeligen Charme eines Indie-Titels mitbringt, hatte es mit Nexon einen dicken Publisher im Rücken. Dave the Diver wurde als bestes Indie-Spiel 2023 nominiert, doch jetzt stellt der Erfinder klar: „Wir haben nichts mit Indie zu tun.“