Demozug über einen halben Kilometer lang

Nach Einschätzungen eines MDR-Reporters ist die Teilnehmerzahl fünfstellig. Die Polizei sagt, es seien rund 8.000 Personen da, laut Veranstalter beteiligen sich 20.000 Fans. Bei der Aufstellung reichte der Demozug vom Leipziger Hauptbahnhof bis zum Richard-Wagner-Platz – eine Strecke von über 500 Metern. Immer wieder musste nachgerückt werden, um alle Fanszenen auf die Straße zu bekommen. Erst mit einer über einstündigen Verspätung setzte sich die Demo in Bewegung.

In einzelnen Blöcken organisierten sich die verschiedenen Fangruppierungen. Angeführt von den Ultras von Union Berlin folgten mit München, Saarbrücken oder Osnabrück Fanszenen aus dem gesamten Bundesgebiet. Auch aus Sachsen (u.a. Dynamo Dresden), Sachsen-Anhalt (u.a. Hallescher FC) oder Thüringen (u.a. Carl Zeiss Jena) waren zahlreiche Gruppierungen angereist. Der Demozug führte schließlich einmal um den Leipziger Innenstadtring zurück zum Richard-Wagner-Platz, wo es einen abschließenden Redebeitrag gab.

Kritik an Stadionverbotsplänen und personalisierten Tickets

Besondere Kritik üben die Fußball-Anhänger an einer geplanten Novelle der Richtlinien für Stadionverbote. Demnach sollen diese von einer zentralen Stelle überwacht werden. Und sogar bei Verdachtsfällen soll es laut den Plänen die Möglichkeit geben, ein Stadionverbot auszusprechen. Aus Sicht der Fans das Ende der Unschuldsvermutung. Zudem wehren sie sich gegen personalisierte Tickets und eine mögliche KI-gestützte Gesichtserkennung. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Fans und Vereine nicht in die Verhandlungen zwischen der IMK und den Verbänden eingebunden werden und diese intransparent stattfinden.

„Aus Leipzig geht heute eine unmissverständliche Botschaft an die Innenministerkonferenz und die Verbände heraus: Schluss mit den Verhandlungen hinter verschlossenen Türen, Stopp der Pläne und Start eines offenen und faktenbasierten Dialogs zur Stadionsicherheit mit allen Beteiligten. Wir und alle Fans im gesamten Land erwarten jetzt, das sich die Innenminister nach dem heutigen Tag auf Fans und Vereine zu bewegen“, erklärte Danny Graupner vom Dachverband der Fanhilfen e. V. in einer später veröffentlichten Mitteilung.

Bereits am vergangenen Wochenende hatte es eine bundesweite Plakatkampagne in den Stadien gegeben. Dort war immer wieder zu lesen: „Innenministerkonferenz 2025: Eure eigenen Statistiken zeigen, Stadien sind sicher! Populismus stoppen!“.

Sachsens Innenminister Schuster hält am Kurs fest

Der sächsische Innenminister Armin Schuster besteht derweil auf schärferen Sicherheitsmaßnahmen in den Stadien. Der CDU-Politiker sagte dem MDR, man habe jedes Wochenende mit den Folgen von Fangewalt zu tun. Angesprochen auf die Polizeistatistiken, die rückläufige Zahlen bei Verletzten im Stadien zeigen, erklärte er zudem: „Wer sagt hier, dass es wenig oder viel ist, wenn wir 50, 60, 70 Menschen haben, die durch Pyro verletzt werden. Alleine in Sachsen in einem Jahr.“ Woher Schuster diese Zahlen hat, ist unklar. Laut der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) wurden im Jahr 2024/25 bundesweit 95 Menschen durch Pyro verletzt.

Zudem beklagte sich Schuster, dass ständig ein viel zu großes Polizeiaufgebot mobilisiert werden müsse. Oft reichten mehrere Hundertschaften nicht. Bei Sportarten wie Handball schicke man dagegen ein paar Streifen hin. Schuster lobte jedoch die „sehr gute Atmosphäre für so eine große Demo. Die Versammlung in Leipzig hat gezeigt. es geht friedlich in einer tollen Atmosphäre. Das würden wir uns halt auch am Wochenende wünschen. Und ich glaube, das ist möglich. Das muss möglich sein.“