Das noch kleine Start-up mit fünf Mitarbeitern ist auf Hochleistungslegierungen spezialisiert, die vereinfacht gesagt aus dem 3D-Drucker kommen. Insbesondere betont wird in der Mitteilung die Niob-Legierung C103. Die ist hitze- und korrosionsbeständig sowie wenig anfällig für Vibrationen bei tiefen Temperaturen. Und damit ist sie sehr gut geeignet für Raumfahrttriebwerke. „Wir hatten schon früh Kontakt mit der Exploration Company“, sagt Thrustworks-Mitgründer Alexander Albrecht auf unsere Nachfrage. Daraus ist die Übernahme entstanden.
Schließlich hat TEC noch Großes vor: Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr eine 25-Millionen-Euro-Ausschreibung der Europäischen Weltraumorganisation Esa gewonnen und arbeitet an dem Raumtransporter „Nyx“. Die wiederverwendbare Kapsel soll vier Tonnen Fracht zur Internationalen Raumstation ISS liefern können. Zudem soll sie auch drei Tonnen wieder zurück zur Erde bringen. Ein Test fand im Juni statt. Zudem hat TEC bereits Verträge mit möglichen privaten Betreibern von zukünftigen Raumstationen geschlossen, die nach 2030 die ISS ersetzen sollen.
Thrustworks sei marktführend bei der Herstellung hochtechnischer Antriebskomponenten, heißt es von dem Unternehmen. Unter TECs Eigentümerschaft würden zusätzliche Fertigungskapazitäten geschaffen und das Team vergrößert. Wo genau das alles passieren wird, steht aber noch nicht fest. „Wir hoffen in Mönchengladbach, auf jeden Fall im rheinischen Revier“, sagt Albrecht. „Bislang findet Raumfahrt im Süden Deutschlands und vor allem in Bayern statt.“ Dabei biete auch NRW mit der Technischen Hochschule in Aachen und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln viele Möglichkeiten. „Raumfahrt ist eine Zukunftsbranche mit einem großen Potenzial“, ist Albrecht überzeugt.
„The Exploration Company“ sieht das ebenso und möchte mit der Übernahme laut der Pressemitteilung auch den „den gesamten Luft-, Raumfahrt- und Verteidigungssektor bedienen“. Schließlich hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius im September angekündigt, 35 Milliarden bis 2030 in Kostenpflichtiger Inhalt Weltraumsicherheit zu investieren. Und die EU-Kommission erarbeitet mit der Esa das ERS-Programm, um Europas Widerstandsfähigkeit und Aufklärungsmöglichkeiten im All zu stärken. Dazu gehört auch, dass man bei Hightech-Produkten nicht mehr abhängig von Staaten außerhalb Europas ist. Thrustworks ist da ein Baustein.
Mit der Fusion würden – auch im Dienst der europäischen Industrie – einzigartige Kapazitäten und ein großartiges Team übernommen, sagt TEC-Gründerin Hélène Huby. „Wir beabsichtigen, unseren Kunden Anwendungen anzubieten, die von Satellitentriebwerken bis hin zu Triebwerken für Verteidigungszwecke reichen.“
Und Thrustworks-Gründer Christopher Mihm fügt hinzu: „Gemeinsam werden wir unsere Aktivitäten in Nordrhein-Westfalen ausbauen, um die widerstandsfähige Raumfahrt-Lieferkette Europas zu stärken.“