Bei den Eltern der Werner-von-Siemens-Schule in Karlsruhe macht sich derzeit Ratlosigkeit und Unmut breit. Dies geht aus einer gemeinsamen Stellungnahme hervor, die der Redaktion vorliegt. Hintergrund ist die geplante Abschaffung der ergänzenden Betreuung an Ganztagsgrundschulen ab dem Schuljahr 2026/27. Künftig sollen laut Stadtverwaltung nur noch zwei Modelle bestehen: Unterricht bis 12.10 Uhr ohne Anschlussbetreuung oder eine verpflichtende Ganztagsschule mit Anwesenheitspflicht bis 16 Uhr an vier Tagen pro Woche.

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Foto: Sebastian Gollnow, dpa
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Die bisherige Wahlmöglichkeit einer Betreuung bis 14 Uhr entfällt ersatzlos – ein Schritt, der viele Familien vor organisatorische und emotionale Herausforderungen stellt.
Eltern prangern fehlende Mitsprache an
Besonders kritisch sehen die Eltern, dass diese Entscheidung ohne vorherige Einbindung der betroffenen Familien getroffen wurde. Vorschläge zur alternativen Finanzierung – etwa durch anteilige Kostenübernahme – seien nicht geprüft oder kommuniziert worden. „Gerade bei einer Entscheidung, die so tief in den Alltag hunderter Familien eingreift, wäre ein offener Dialog unerlässlich gewesen“, schreiben die Eltern.
Mit dem Wegfall der ergänzenden Betreuung verlieren Familien die Möglichkeit, eine Betreuungsform zu wählen, die zu ihrer individuellen Lebenssituation passt. Viele benötigen keine Ganztagsbetreuung, aber auch keine Betreuungslücke mitten am Tag. Die geplanten Strukturen lassen kaum Spielraum, den Tagesrhythmus der Kinder kindgerecht und beruflich vereinbar zu gestalten. Besonders betroffen seien Eltern mit Teilzeitjobs, Schichtarbeit oder mehreren Kindern.
„Familien brauchen Verlässlichkeit und Wahlfreiheit“
Wer eine Halbtagsgrundschule bevorzugt, müsse einen Schulbezirkswechsel beantragen – mit Verlust vertrauter Strukturen und sozialer Bindungen. Der längere Schulweg sei für viele Kinder nicht mehr selbstständig zu bewältigen. Die geplanten Änderungen verschärften bestehende Ungleichgewichte und stünden im Widerspruch zu familienfreundlicher Bildungspolitik.

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Ein Schwamm liegt in einer Grundschule an einer Tafel.
Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild
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Ein Schwamm liegt in einer Grundschule an einer Tafel.
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Die Eltern der Werner-von-Siemens-Schule appellieren darum nun eindringlich an den Gemeinderat, die Entscheidung zu überdenken. Sie fordern den Erhalt der ergänzenden Betreuung bis 14 Uhr oder ein gleichwertiges, flexibles Modell. „Kinder im Grundschulalter brauchen Zeit, Ruhe und Geborgenheit. Familien brauchen Verlässlichkeit und Wahlfreiheit“, heißt es abschließend. Karlsruhe solle eine Stadt bleiben, in der Kinder gesund aufwachsen und Familien gut leben können.
Eltern starten Petition gegen Abschaffung der ergänzenden Betreuung
Parallel zur Diskussion wurde eine Petition gegen die Abschaffung der ergänzenden Betreuung gestartet. Sie habe bereits 2.170 Unterstützerinnen und Unterstützer gewonnen und laufe noch bis Sonntag, 16. November. Das Ergebnis solle anschließend an Sozialbürgermeisterin Yvette Melchien übergeben werden. Kritisiert wird darin, dass die von der Stadt veranschlagte Einsparsumme von rund 1,9 Millionen Euro eine „Scheinsparsumme“ sei, da das Personal vollständig in die Ganztagsbetreuung übernommen werde. Zudem entstehe ein zusätzlicher Verlust, weil die bisher kostenpflichtige Betreuung wegfalle.
Stadt wolle Nachmittagsbetreuung strukturell neu ausrichten
Auf Nachfrage von ka-news.de teilt die Presseabteilung der Stadt Karlsruhe mit, dass die Stadt sich in einer „finanziell äußerst angespannten Situation“ befinde. Angesichts massiver Einsparvorgaben sei die ergänzende Betreuung ab dem Schuljahr 2026/27 zur Streichung vorgeschlagen worden.

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Alles rund um die Sparmaßnahmen der Stadt haben wir in diesem Artikel zusammengefasst: Die „Liste des Grauens“ im Detail.
Dies diene nicht nur der Einsparung, sondern auch einer strukturellen Neuausrichtung, bei der Ressourcen auf den Ausbau und die Qualität der Ganztagsangebote konzentriert würden. Betroffen seien insgesamt 18 Grundschulen im Stadtgebiet, an denen derzeit rund 1.060 Kinder die ergänzende Betreuung nutzten (Stand: November 2025). Für diese Familien entfalle die bisherige Wahlmöglichkeit.
Qualität der Angebote habe bei der Stadt hohe Priorität
Die Stadt erklärt, dass ab 2026/27 der bundesweite Rechtsanspruch auf ganztägige Förderung für Grundschulkinder greife. Daher sei die Ganztagsgrundschule künftig das zentrale Modell, das Bildung, Betreuung und Förderung aus einer Hand biete und eine verlässliche Mittagsbetreuung sicherstelle.
Die Qualität der Angebote habe hohe Priorität. Schulen gestalteten Lernzeiten und Projekte eigenverantwortlich, unterstützt von pädagogischen Fachkräften, die im Tandem mit Lehrkräften arbeiteten und die Kinder bis 16 Uhr, bei Bedarf bis 17.30 Uhr, begleiteten.
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Katharina Peifer
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