Auf Anfrage von t-online sagte der designierte Parteivorsitzende Fabio de Masi, der auch Sprecher der BSW-Delegation im Europaparlament ist, von der Schulenburg sei ein erfahrener ehemaliger UN-Diplomat. „Ich kontrolliere daher selbstverständlich nicht im Detail, wen er trifft.“ Es handelte sich aber offenbar nicht um einen zufälligen Schnappschuss.

Medwedtschuks Bewegung „Eine andere Ukraine“, die darauf hinarbeitet, das ukrainische Staatsgebiet Russland einzugliedern, nutzte ein Video des BSW-Ausflugs nach Moskau am 9. Mai für eine Mitteilung. Voloshin selbst verbreitete am 10. Mai auf Telegram ein Handyfoto von der Schulenburgs im Gespräch mit einem Duma-Abgeordneten. Er widmete ihm über mehrere Tage weitere Beiträge, in denen er immer wieder auf den Vorfahren des BSW-Politikers einging: den Diplomaten Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg, der als deutscher Botschafter die Sowjetunion vor einem Angriff Nazideutschlands gewarnt hatte.

Bereits Monate zuvor hatte Voloshin einen Beitrag verfasst, in dem er die adelige Abstammung von der Schulenburgs und des pro-russischen Aktivisten Alexander von Bismarcks thematisierte und ihr strategischen Nutzen zuordnete: „Man sollte die Möglichkeiten, die europäische Politik über die entsprechenden Kreise zu beeinflussen, nicht unterschätzen“, schrieb Voloshin. „In naher Zukunft werden Menschen aus diesem Umfeld eine wichtige Rolle beim Aufbau neuer Brücken nach Europa spielen.“

In einem öffentlich nicht einsehbaren Instagram-Beitrag am 11. Mai, einen Tag nach Abreise der BSW-Gruppe, schwärmte Voloshins Ehefrau schließlich von einem „unvergesslichen Abend“ mit von der Schulenburg und von Bismarck. Sie fügte ein gemeinsames Bild mit beiden im Bolschoi-Theater hinzu, das t-online vom britischen Medium „The Nerve“ zur Verfügung gestellt wurde. Dort hatten sie am Vorabend eine Vorführung des Stücks „Shurale“ besucht, die auch auf Firmenichs offiziellem Reiseprogramm stand.

Sass ist dabei in Medwedtschuks Europa-Netzwerk keine Randfigur: Gemeinsam mit ihrem bestechungsverdächtigen Mann und dem spionageverdächtigen Niedzwiecki organisierte sie Trips für EU-Parlamentarier in die Ukraine. Dafür hatte sie eigens eine Stiftung in Brüssel ins Leben gerufen. Später bahnte sie als vermeintliche Journalistin Kontakte zu den Politikern an, die bei „Voice of Europe“ auftraten.