Menschen nehmen an einem Sargbau-Workshop teil.

Stand: 17.11.2025 18:08 Uhr

Der Sargbau-Workshop in Hannover als kreative Möglichkeit, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen: Zweieinhalb Tage hatten die Teilnehmer Zeit, ihr ganz individuelles Möbelstück für ihre letzte Reise zu fertigen.

von Marco Schulze

Mimi Hartwig hat einen Akkubohrer in der Hand. Sie ist schon ein bisschen erschöpft. Seit fast zwei Tagen ist sie damit beschäftigt, Holzbrett an Holzbrett zu befestigen. Dafür ist sie extra aus Berlin angereist. Sie baut kein herkömmliches Regal, sie baut ihren eigenen Sarg. Dass sie da einmal tot darin liegen wird, daran denkt sie jetzt aber noch nicht. „50 Jahre gebe ich mir ungefähr noch“, so die 37-Jährige. In der Zeit will sie den Sarg als Bücherregal nutzen. „Wenn ich tot bin, kommen die Bücher raus und die Mimi rein“, sagt sie und lacht dabei. So wie ihr geht es auch den anderen Teilnehmern. Sie sehen in ihren Särgen erstmal nur ein Möbelstück für ihr Zuhause.

Für uns ist die Geburt ein so großer Teil des Lebens, aber der Tod eben nicht.

Teilnehmer Andreas Becker

Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod

Andreas Becker aus Hannover hat die Befassung mit dem eigenen Tod lange vor sich hergeschoben. Doch dann hat er von dem Workshop erfahren. Er hält die Möglichkeit, seinen eigenen Sarg zu bauen, für eine „gesunde Auseinandersetzung.“ Er empfiehlt das auch anderen. „Für uns ist die Geburt ein so großer Teil des Lebens, aber der Tod eben nicht“, sagt er.

Workshop der evangelischen Kirche

Genau das ist auch der Grund, warum die evangelische Kirche in Hannover den Workshop in diesem Jahr zum ersten Mal angeboten hat. „So ein Sargbau-Workshop ist ja eine sehr konkrete Möglichkeit, sich mit dem eigenen Sterben oder auch der Angehörigen auseinanderzusetzen“, erzählt Pastorin Claudia Maier, während auch sie an ihrem eigenen Sarg baut. Der Workshop ist Teil der Projektwoche „Endlich: Raum für Trauer“. Darin lädt die evangelische Kirche zu verschiedenen Programmpunkten rund um die Themen Tod und Abschied. „Ich merke einfach oft, wie schwer das für Leute ist, sich im Vorfeld vor allem mit diesem Thema auseinanderzusetzen“, erzählt die Pastorin.

Schwierige Entscheidung

Mikel Hogan hat mittlerweile Routine im Sargbau. Er leitet zum achten Mal solch einen Workshop. Seine jüngste Teilnehmerin war 32, die älteste 82. Der gelernte Tischler hat erst vor zwei Jahren zum Handwerk zurückgefunden. Davor war er viele Jahre Ergotherapeut. Doch als innerhalb kurzer Zeit zwei seiner Freunde gestorben sind – einer davon war Tischler – hat er mit dem Grübeln begonnen. „Ich dachte, Mensch, ich hätte ihm doch seinen Sarg bauen können aus seinem Lieblingsholz, aber da war ich noch nicht so weit.“ Also ging er erst zum Pfarrer und dann in die Werkstatt. So entstand der erste Sargbau-Workshop. Sein eigenes Exemplar hat er aber noch nicht gebaut. Er könne sich einfach nicht entscheiden, wie sein letztes Möbelstück aussehen soll.

Vom pinken Bücherregal bis zur schlichten Fernseh-Kommode

Mittlerweile steht die Finalisierung der Särge an. Die Deckel kommen drauf. Für Mimi Hartwig ein großer Moment. Es passt alles und die Berlinerin strahlt über das ganze Gesicht. „Ich bin richtig stolz. Jetzt noch Glitzer drauf und schön kunterbunt“, sagt die 37-Jährige. Sie hat ganz genaue Vorstellungen, wie sie ihren Sarg noch „pimpen“ möchte. Er soll pink werden und ihre Freundinnen sollen sich auf ihm künstlerisch austoben dürfen, mit gemeinsamen Erinnerungen. Auch die anderen Teilnehmer haben schon Verwendungspläne für ihre Särge. Andreas Becker möchte ihn als Fernseh-Kommode nutzen, Claudia Maier als Werkzeugschrank. So hat hier jeder sein wohl persönlichstes Möbelstück geschaffen. Eines, das erst auf den zweiten Blick als das sichtbar wird, für das es schließlich gebaut wurde.

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