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Hotel Nassauer Hof, Wiesbaden, im Bild: Innenansicht, hier Eingangsbereich Hotel Nassauer Hof. Auf einem Tisch steht Blumenschmuck. Am Rand ein Piano. Jeden Tag erklingt in der Lobby Piano-Musik.Der Nassauer Hof in Wiesbaden ist ein Grandhotel mit mehr als 200-jähriger Historie. © Michael Schick

Das traditionsreiche Grandhotel wird modernisiert und setzt künftig stärker auf Privatreisende sowie Nachhaltigkeit.

An der Rezeption des Nassauer Hofs in Wiesbaden steht eine Uhr. Sie zählt rückwärts: Tage, Stunden, Minuten, Sekunden. Bis Silvester. Mit einer Abschiedsparty endet dann eine Ära des traditionsreichsten Hotels der Stadt – zumindest vorübergehend. Am 1. Januar 2026 nach dem Frühstück werden die Gäste auschecken, das Haus am Kaiser-Friedrich-Platz schließt für zwei Jahre.

Außenansicht Hotel Nassauer Hof in Wiesbaden, Detail Vordach über dem Eingang mit Schriftzug Nassauer Hof, Wiesbaden-Fahne an der FassadeDas Hotel wird zunächst eingerüstet, dann wird die Fassade gereinigt und schließlich auch ausgebessert. © Michael Schick/Michael Schick

„Wir schlagen ein neues Kapitel auf“, sagt Alexander Offermanns, Director of Operations. Eine Grundsanierung soll das Grandhotel, das in einer Reihe mit dem Mandarin Oriental München oder dem Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg steht, in eine neue Zukunft führen. Voraussichtlich im März beginnen die Arbeiten.

John F. Kennedy und der Dalai Lama waren Gäste

Noch aber wirkt im Inneren alles wie immer. Die Lobby strahlt jenen historischen Glanz aus, der Markenzeichen des Hauses ist, dessen Ursprünge zurückreichen bis ins Jahr 1813. Kaiser Wilhelm II. logierte hier, ebenso Zar Nikolaus II., John F. Kennedy oder der Dalai Lama. Generationen von Kurgästen und Geschäftsreisenden waren zu Gast. Offermanns nennt den Nassauer Hof das „Wohnzimmer Wiesbadens“ – einen Ort, an dem man einander trifft: ein Kaffee in der Lobby, ein Essen im Restaurant „Ente“, das seit 46 Jahren ununterbrochen einen Michelin-Stern hält.

Doch hinter den Kulissen wird bereits umgebaut, ohne dass Wände fallen oder Möbel verschwinden. Teams klären Lieferwege, stimmen sich mit dem Denkmalschutz ab. Die Fassade des Hauses und zwei Treppenhäuser, marmorverziert, stehen unter Schutz. Der opulente Stil im Inneren soll erhalten bleiben, das geschichtsträchtige Flair. Der Nassauer Hof war das erste Fünf-Sterne-Superior-Hotel in Deutschland. „Wenn Sie durch die Flure laufen, spüren Sie die Seele des Hauses“, sagt Daniela Bodenstein, Director of Sales. Jenes Flair und die Geschichte des Hotels seien Alleinstellungsmerkmale. Die gibt man nicht auf.

Dennoch wird sich das Haus verändern. Die Grundrisse der Zimmer werden neu zugeschnitten. Aus heute 159 Zimmern sollen 104 werden. Größer, funktionaler, ruhiger. „Wir wollen wieder stärker Privatreisende ansprechen“, sagt Offermanns. Die Verkleinerung sei kein Verlust, sondern eine Rückbesinnung auf den Anspruch des Hauses. Im rückwärtigen Flügel sind Serviced Apartments geplant für Menschen, die länger bleiben möchten.

Der Spa-Bereich wird modernisiert und von etwa 1500 auf später 2000 Quadratmeter vergrößert, das Haus auch in Sachen Nachhaltigkeit neu ausgerichtet. Vorgesehen sind der Anschluss an das Fernwärmenetz und der Einsatz von Solartechnik. Die Veranstaltungsräume werden auf den neuesten technischen Stand gebracht. Die Fassade wird gereinigt, Schäden werden ausgebessert. Es gab Überlegungen, das Hotel bei laufendem Teilbetrieb umzubauen, aber diese Idee wurde schließlich verworfen.

Wiedereröffnung im Frühjahr 2028

Der Umbau trifft auch die Belegschaft. Rund 150 Mitarbeiter:innen sind derzeit im Nassauer Hof beschäftigt. Viele werden in andere Häuser wechseln, einige in den Ruhestand gehen. Dass Fachkräfte später fehlen könnten, fürchtet das Management nicht. Zahlreiche Angestellte hätten bereits signalisiert, nach der Wiedereröffnung zurückkehren zu wollen. Für die „Ente“ wird es eine Pop-up-Lösung geben, damit das Restaurant seinen Stern auch während der Schließung verteidigen kann. Das Küchenteam soll zusammenbleiben.

Für die Öffentlichkeit plant das Hotel eine Reihe von Angeboten: einen Tag der offenen Tür, an dem Inventar verkauft wird, Baustellenführungen. Wer die Abschiedsparty besuchen möchte, kann Tickets auf der Homepage kaufen. Und während an der Rezeption die Uhr rückwärts läuft, beginnen im Hintergrund die ersten Planungen für die Wiedereröffnung im ersten Quartal 2028.