Ein Name, der in der Region Braunschweig seit Generationen bekannt ist, steht plötzlich vor einer ungewissen Zukunft. Ein Lebensmittel-Großhändler hat Insolvenz angemeldet – ein Unternehmen, das viele Gastronomen, Fleischereien und Einzelhändler seit Jahrzehnten täglich beliefert. Die Nachricht trifft eine Branche, die ohnehin von Preisdruck, Konsumzurückhaltung und steigenden Energiekosten geprägt ist.
Noch laufen die Lieferungen wie gewohnt, die Kunden werden weiterhin versorgt. Doch hinter den Kulissen wird fieberhaft an einer Lösung gearbeitet, um Arbeitsplätze zu sichern und die Zukunft des Unternehmens zu retten.
Braunschweig: Insolvenzverfahren eingeleitet – was nun?
Wie das Amtsgericht Braunschweig bestätigt, wurde für die FDBS Fleischer-Dienst Braunschweig eG ein Insolvenzantrag gestellt. Der über 100 Jahre alte Lebensmittel-Großhändler zählt zu den wichtigsten regionalen Partnern des Fleischerhandwerks, der Gastronomie und des Lebensmittelhandels. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Wirtschaftsjurist Tobias Hartwig von der Kanzlei Schultze & Braun bestellt. Er verschafft sich derzeit ein Bild der wirtschaftlichen Lage und prüft, welche Sanierungsmöglichkeiten bestehen. Trotz des Verfahrens bleibt der Betrieb vollständig erhalten: Die Belieferung der Kunden laufe, laut eines Pressesprechers der Kanzlei Schultze & Braun, uneingeschränkt weiter, ebenso wie der technische Kundendienst und die Beratungsleistungen. Auch neue Aufträge werden weiterhin angenommen.
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Für die rund 100 Mitarbeitenden gibt es zumindest eine kurzfristig beruhigende Nachricht: Ihre Löhne und Gehälter sind bis Ende des Jahres gesichert. Der vorläufige Insolvenzverwalter und der geschäftsführende Vorstand Sebastian Gerlach informierten die Belegschaft bereits über die aktuelle Situation und das geplante Vorgehen. „Unser Ziel ist es, mit FDBS auch langfristig am Markt erfolgreich zu sein. Derweil können sich alle (…) sicher sein, dass wir weiterhin als Ansprechpartner (…) an ihrer Seite stehen.“, erklärt der Vorstand. Auch Insolvenzverwalter Hartwig sieht Potenzial: „FDBS ist als Großhändler erstklassiger Fleischerei- und Gastronomieprodukte fest in der regionalen Wirtschaftslandschaft verwurzelt. Diese Basis bietet gute Voraussetzungen für eine Sanierung und eine nachhaltige Zukunft.“
Ursachen für die Schieflage
Die FDBS beliefert Fleischereien, Bäckereien, Großverbraucher, Gastronomen und Lebensmitteleinzelhändler mit einem Sortiment aus über 15.000 Artikeln. Das Angebot reicht von Frischfleisch, Wurst- und Käsespezialitäten über Salate, Obst und Gemüse bis hin zu Verpackungen, Reinigungsmitteln und technischen Artikeln. Das Unternehmen erwirtschaftet nach Angaben des Pressesprechers der Kanzlei jährlich einen Umsatz von über 30 Millionen Euro.
Wie die Kanzlei Schultze & Braun GmbH & Co. KG mitteilt sind die wirtschaftlichen Schwierigkeiten auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Neben der anhaltenden Konsumzurückhaltung in der Lebensmittelbranche haben insbesondere gestiegene Energie- und Materialkosten sowie Veränderungen im Marktumfeld die Lage verschärft. Ein zusätzlicher Rückschlag kam, als ein wichtiger Branchenpartner kurzfristig vereinbarte Zahlungsziele aufhob – FDBS musste daraufhin in Vorleistung gehen. Diese unerwartete Belastung führte zu einer eingeschränkten Liquidität, die schließlich den Insolvenzantrag notwendig machte.
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Trotz dieser Herausforderungen zeigt sich das operative Geschäft stabil: Kundenbeziehungen und Lieferketten bestehen unverändert fort. Vorstand und Insolvenzverwalter wollen die kommenden Wochen nutzen, um ein tragfähiges Sanierungskonzept zu entwickeln. Ziel ist es, die FDBS strukturell und finanziell neu aufzustellen und gestärkt aus dem Verfahren hervorzugehen.