Wie kann DDR-Geschichte literarisch verarbeitet werden, wer kann literarisch über die DDR schreiben – und wer nicht? In dieser Debatte nimmt die Leipziger Schriftstellerin Angela Krauß eine klare Position ein. Krauß sagte MDR KULTUR: „Wenn jemand die DDR überhaupt nicht erlebt hat und darüber schreibt – ich wäre nicht daran interessiert.“
Krauß, 1950 in Chemnitz geboren, erklärte, sie suche in der Literatur authentische Perspektiven: „Ich bin sehr neugierig auf das Leben, sagen wir, eines 12-jährigen Kindes in der DDR, wenn es nach 15 Jahren über dieses Erleben schreibt – strikt aus dieser erinnernden Perspektive.“
Können nur Zeitzeugen die DDR „wahrhaftig“ beschreiben?
Sie freue sich sehr, „wenn diese Generation, die wenig aus dieser Zeit erlebt hat, das jetzt in sich aufruft“. Es sei bereits „etwas Wahrhaftiges“, wenn jemand zu DDR-Zeiten nur „aus der Wiege geguckt“ habe und sich heute an etwas erinnere. Dagegen hätten für sie „alle medial vermittelten Interpretationen, von denen wir ja umgeben sind“, mit Literatur „überhaupt nichts zu tun“.
Und wenn einer aus der Wiege geguckt hat und sich an etwas erinnert, ist das schon etwas Wahrhaftiges.
Angela Krauß, Schriftstellerin
Literatur über die DDR – öffentliche Tagung in Leipzig
Krauß äußerte sich im Vorfeld einer Tagung des Sächsischen Literaturrats am Dienstag in Leipzig, an der sie teilnimmt. Dort wird das Thema „Schreiben und Erinnern“ verhandelt. Nach Angaben der Veranstalter sind mehrere Vorträge, Gespräche und ein Workshop geplant. Demnach diskutiert Krauß im Rahmen eines Panels, an dem auch Domenico Müllensiefen, Jan Kuhlbrodt, Marit Heuß und Andreas Reimann teilnehmen. In einem weiteren Podiumsgespräch geht es etwa um Kinder- und Jugendliteratur über den Osten.