Wenn Erich Hauser (69) aus Bickelsberg mit seinem großen Koffer ins Pflegeheim oder in die Tagespflege im Ursulahaus in Rosenfeld kommt, lächeln sich die Bewohner zu. Öffnet er dann den Koffer und holt sein Hohner-Vox2p-Akkordeon raus, ist die Freude groß. Jetzt sind wieder Volkslieder und Schlager angesagt. Viele der Senioren singen oder summen mit, klatschen in die Hände und schunkeln. Der Bickelsberger Musiker lässt die guten alten Zeiten aufleben. Manch einer denkt an seine Jugend, an die schönen Momente im Leben.

Erich Hauser hat eine ganz besondere Mission. Er schenkt Freude und gute Laune und die Heimbewohner sind dankbare Abnehmer dieses Geschenks. Seit 15 Jahren ist Hauser im Geschäft – ehrenamtlich versteht sich. Seit 10 Jahren hat er beide Engagements, im Pflegeheim und in der Tagespflege. Zweimal im Monat tritt er auf, einmal pro Einrichtung. Dann erwarten ihn seine Fans.

„Ich bin Rentner, da kann ich das im Ehrenamt gut machen“, sagt Erich Hauser. Rund 15 Zuhörerinnen und Zuhörer in der Tagespflege und bis zu 25 im Pflegeheim kommen zu seinen Auftritten. Seine musikalische Karriere begonnen hat der gelernte Fernmeldemechaniker bei der Telekom schon vor knapp 60 Jahren. Da musste der geborene Trichtinger nach Böhringen in die Schule. Der Musiklehrer war abgeordnet von der Trossinger Musikhochschule. Bei ihm nahm er 3 Jahre Akkordeonunterricht. Damit war die Violine, die er ursprünglich lernen sollte, vom Tisch. „Das war nicht meine Richtung“, verrät er.

Volksmusik und Schlager

Seine Richtung ist die Volksmusik, er liebt den Oberkrainer-Sound. Schon bald erhielt Erich Hauser Anfragen vom Leidringer Trachtenverein. Für die Trachtler spielte er lange Jahre, pausierte auch einige Zeit, und ist jetzt seit 15 Jahren erneut mit an Bord. Dort gibt er Volkstänze, aber auch Unterhaltungsmusik zum Besten.

Die hat Erich Hauser beim „Heuberg-Echo“ perfektioniert. In den 1980er-Jahren stieß er zu dieser mittlerweile legendären Formation und hat dort lange Zeit sein Hohner-Akkordeon gespielt. Noch heute hängt ein Erinnerungsfoto an diese Zeit gerahmt in seiner Diele.

Erich Hauser spielt ehrenamtlich für Senioren auf. Bild vergrößern

Erich Hauser spielt ehrenamtlich für Senioren auf. (Foto: Daniel Seeburger)

Heute geht Erich Hauser in seinem neuen Ehrenamt auf. Bis zu zwei Stunden dauern seine Auftritte, ein festgezurrtes Programm gibt es nicht. „Ich spiele auch Lieder auf Wunsch“, erzählt der Bickelsberger. Ob die „Bergvagabunden“, das „Kufsteinlied“ oder der „Schneewalzer“ – alle diese Titel hat er im Repertoire – Hauser spielt ohne Noten. Er spielt auswendig. Nur einmal wusste er nicht mehr weiter. „Eine Dame hat sich das Rennsteiglied gewünscht“, erzählt der Musiker. Das ist die heimliche Hymne Thüringens und im Schwäbischen eher unbekannt.

Rennsteiglied als Wunschtitel

Erich Hauser besorgte sich die Noten und übte so lange, bis er auch diesen Song auswendig beherrschte. Als er dann beim nächsten Besuch im Pflegeheim kurz nach „Fliege mit mir in die Heimat“ und „Anneliese“ das „Rennsteiglied“ anstimmte, wusste er, dass er just jener Dame eine Riesenfreude bereitet hatte.

Lang ist's her: das Heuberg-Echo mit Erich Hauser (rechts)Bild vergrößern

Lang ist’s her: das Heuberg-Echo mit Erich Hauser (rechts) (Foto: Privat)

Im Augenblick spielt Erich Hauser sein Herbst-Repertoire. In einigen Wochen stehen dann Advents- und Weihnachtslieder auf dem Programm. Dann wird noch mehr mitgesungen als sonst. Denn an Weihnachten erwachen Erinnerungen an die Kindheit. Und Erich Hauser verleiht den Erinnerungen zeitlose Melodien.