Bochum (NRW) – Dramatischer Einsatz in Bochum: In der Nacht zu Montag wurde ein 12-jähriges, gehörloses Mädchen von Polizisten niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt. Jetzt äußert sich erstmals die Mutter zu jener Schreckensnacht.

Das Mädchen war am Sonntag aus einer Wohngruppe in Münster verschwunden und dringend auf Insulin angewiesen. Die Polizei suchte es daraufhin auch an der Adresse der Mutter, der das Sorgerecht entzogen worden war.

Wie die Mutter, ebenfalls gehörlos, gegenüber RTL behauptet, soll ihre Tochter zuvor Streit in der Schule gehabt haben. Das sei der Grund, weshalb sie bei ihr aufgetaucht ist. „Sie ist weggelaufen“, so die Mutter. Außerdem schilderte sie, ihre Tochter habe gesagt, sie könne das nicht mehr ertragen.

Hinter dieser Wohnungstür in einem Mehrfamilienhaus in Bochum ereignete sich der folgenschwere Einsatz

Hinter dieser Wohnungstür in einem Mehrfamilienhaus in Bochum ereignete sich der folgenschwere Einsatz

Foto: Justin Brosch

Polizisten fühlen sich bedroht

Die Polizisten versuchten in der Nacht zunächst vergeblich, Zugang zur Wohnung zu bekommen. Gegen 1.30 Uhr öffnete die Mutter schließlich die Tür – im Hintergrund lief die Tochter durch den Flur in ein Zimmer. Kurz darauf betraten die Beamten die Wohnung. Die Situation eskalierte.

Plötzlich trat das Kind mit zwei Messern aus dem Zimmer. Als es dann auf die Einsatzkräfte zuging, setzten diese ihre Waffen ein: Einer griff zum Taser, der andere zur Pistole. Beide schossen gleichzeitig. Das Mädchen wurde lebensgefährlich verletzt in eine Klinik gebracht. Nach einer Operation ist ihr Zustand laut Polizei kritisch, aber stabil.

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Warum ihre Tochter zu den Messern griff, weiß die Mutter nicht. Ihre Vermutung: Das Mädchen habe ihr helfen wollen. Dreimal soll die Zwölfjährige nach ihr gerufen haben, bevor die Schüsse fielen, so die Mutter zu RTL. Vor ihren Augen wurde das Kind lebensgefährlich verletzt. Kurz darauf sollen Polizisten die Frau aus der Wohnung gebracht haben.

Die Mordkommission unter Leitung der Staatsanwaltschaft Bochum hat die Ermittlungen übernommen. Schnellstmöglich soll geklärt werden, wie viele Schüsse fielen und ob die Polizisten überhaupt mit der gehörlosen Mutter und Tochter kommunizieren konnten und warum es zu dem folgenschweren Schusswaffengebrauch kam.