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Spektakulär trifft Leroy Sané zum 4:0. © IMAGO/Bernd Feil/M.i.S.
Leroy Sané überzeugt mit zwei Toren. Die deutsche Mannschaft sichert sich das WM-Ticket 2026 ohne den Umweg über die Relegation.
Bereits in der 42. Minute fing die Mehrzahl der 42.000 Zuschauern in der Leipziger Arena an, den guten alten Gassenhauer „Oh wie ist das schön – so was ham wir lange nicht gesehn“ in vornehmlich sächsischer Tonart zu präsentieren. Es folgte La Ola, wohl schon mit Kennerblick auf den WM-Co-Austragungsland Mexiko.
Kollektive Freude im DFB-Team. © IMAGO/Markus Ulmer
Denn kurz vor der Pause führte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bereits uneinholbar 4:0 gegen die Slowakei, und somit war früh klar: Deutschland kommt im nächsten März um eine Relegation zur Teilnahme an der Fußball-Weltmeisterschaft 2026 vorbei. Stattdessen können die Buchungsmodalitäten für die Mammutveranstaltung im kommenden Sommer vorangetrieben werden.
Die Treffer zum 6:0-Erfolg für ein DFB-Team, das dem Hyperdruck tapfer trotzte, erzielten in seiner Phase der fußballerischen Wiederauferstehung Leroy Sané mit einem Doppelpack, Nick Woltemade mit seinem vierten Tor im dritten Spiel in Folge, Serge Gnabry sowie die eingewechselte Leipziger Heimschläfer Ridle Baku und Assan Ouedraogo.
Schlotterbeck und Kimmich geben Halt
Hilfreich ist dabei sicherlich gewesen, dass wie erwartet Joshua Kimmich und Nico Schlotterbeck rechtzeitig matchfit gemacht worden waren. Ein Verzicht auf diese beiden Führungskräfte hatte unbedingt vermieden werden sollen, sie gaben dem Team den Halt, der noch drei Tage zuvor beim 2:0-Sieg in Luxemburg nur in homöopathischen Dosen erkennbar gewesen war.
Für Schlotterbeck und Kimmich, die sich jeweils mit Monstergrätschen einführten und zur Belohnung nach einer guten Stunde vorzeitig gehen durften, waren wie erwartet Waldemar Anton und Baku auf die Bank gerutscht, wo auch der zuletzt wegen illegalen Waffenbesitzes in die Schlagzeilen geratene Karim Adeyemi nach seiner Gelbsperre wieder hockte. Denn an dem formstarken Sané gab es erst einmal kein Vorbei.
Bundestrainer Julian Nagelsmann hat somit die wichtigste Partie seiner inzwischen mehr als zweijährigen Bundestrainerkarriere schadlos überstanden, einer Karriere als Nationalcoach, die bisher mit so vielen Auf und Abs wie die Mexiko-Welle verlaufen ist – ehe er nun mit einem dicken Auf das Jahr 2025 beendete.
An der Aufstellung gab es diesmal nicht viel herumzumäkeln, wenngleich das zentrale defensive Mittelfeldduo Leon Goretzka/Aleksandar Pavlovic bei seinen bisherigen gemeinsamen Auftritten im Adlertrikot nie wirklich überzeugt hatte. Doch den von ihm hochgelobten Felix Nmecha statt des erfahrenen Goretzka von Beginn an aufzustellen, traute sich Nagelsmann denn doch nicht. Er brachte den Dortmunder zur Pause für Pavlovic.
Leroy Sané trifft gerade fast, wie er will. © IMAGO/Michael Taeger
Kein Fehler, wie man schon früh erkennen konnte. Das 2:0 bereiteten Goretzka und Pavlovic gar im Tandem in Präzisionsarbeit vor. Und zwar durch die Mitte, nachdem die Gastgeber das Spiel fast durchweg breit gemacht hatten.
Slowaken flüchten wie Mäuse vor Katzen
Es war bis kurz vor Spielbeginn ein gruseliger Abend in Leipzig mit kaltem Wind und Regen gewesen, der so ein bisschen mit der vermuteten Bibberstimmung im DFB-Team korrespondierte. Der November zeigte sich von seiner schlechten Seite, die deutsche Mannschaft von ihrer besten. Nagelsmann hatte seine Mannschaft „mutiger und zielgerichteter“ erleben wollen und die Devise ausgegeben. „Wenn wir 45 Meter vorm Tor sind, sind wir richtig gut, nur müssen wir da öfter hinkommen.“
Das gelang dem Team, in dem der Frankfurter Nathaniel Brown noch 20 Minuten Einsatzzeit bekam, sehr eindrucksvoll. Von Beginn an drückte Deutschland die wie elf Mäuse vor elf Katzen flüchtenden Slowaken in die Defensive. Das Pressing funktionierte nahezu im FC-Bayern-Style. Die armen Gäste wussten gar nicht, wo ihnen die Köpfe standen. Von dem Chaos in der deutschen Abwehr veranstaltenden Fußball aus dem Hinspiel war kaum einmal etwas zu sehen.
Auffällig auf deutscher Seite: Auch der zuletzt vielgescholtene Florian Wirtz spielte klasse. Zwei Treffer bereitete er mustergültig vor, beim zweiten hatte er sich den Ball zuvor sogar höchstpersönlich erkämpft, ehe seine gefühlvolle Chipflanke Sané erreichte. Zuvor fand sein 35-Meter-Pass denselben Sané nicht weniger präzise.
Es wird nun spannend zu beobachten, ob die Wundertüten von Julian Nagelsmann dieses Niveau bei den im März stattfindenden Testspielen kompensieren können. Oder ob die an Rückschlägen reiche bisherige Nagelsmann-Episode noch weitere weniger unterhaltsame Kapitel hinzufügt?