Die Reindustrialisierung Europas gelingt nur, wenn saubere Energien, Speicher und resiliente Netze zur Grundlage von Industriepolitik werden. Digitale Werkzeuge wie KI können diesen Prozess unterstützen. Erforderlich ist eine doppelte Transformation: Reindustrialisierung mit Fokus auf saubere Technologien – flankiert von digitalen Werkzeugen, die Effizienz und Klimaschutz ermöglichen. Entscheidend ist zudem die Geschwindigkeit, mit der wir diese Transformation umsetzen.

Technologien in die Breite bringen

Europa braucht nicht nur Ideen, sondern die Fähigkeit, innovative Technologien und Geschäftsmodelle in die Breite zu bringen und junge Startups zu neuen Industriechampions aufzubauen. Genau hier setzt InnoEnergy an: Als einer der aktivsten Impact-Investoren im Bereich Cleantech mit aktuell über 160 Portfoliounternehmen ist es unser Ziel, deren Lösungen zu industrialisieren, damit sie Europas Wettbewerbsfähigkeit stärken, Arbeitsplätze schaffen und echten Klimanutzen entfalten. Wir begleiten Unternehmen nicht nur finanziell, sondern auch strategisch, über den gesamten Prozess von der Entwicklung bis zur Skalierung – damit Innovationen nicht im Labor oder in Pilotprojekten steckenbleiben, sondern Märkte erreichen und die Energiewende beschleunigen.

Reindustrialisierung durch Energieunabhängigkeit

Die Vergangenheit hat gezeigt, wie schnell geopolitische Abhängigkeiten ganze Branchen ins Wanken bringen können. Europa braucht für seine Eigenständigkeit und Wettbewerbsfähigkeit eine verlässliche, saubere und bezahlbare Energieversorgung. Eine Reindustrialisierung auf Basis Erneuerbarer Energien, Speicher und Netze schafft Klimaschutz, Arbeitsplätze und Wertschöpfung – und macht die Energiewende zum Standortfaktor.

Digitale Werkzeuge und neue Geschäftsmodelle

Digitale Werkzeuge wie Künstliche Intelligenz können die Transformation beschleunigen. Sie stabilisieren Netze, steuern Speicher effizienter und eröffnen neue Geschäftsmodelle wie Demand Response oder Flexibilitätsmärkte. Speicher werden aktiv ins Energiesystem eingebunden, Netze lassen sich vorausschauend managen, und Rechenzentren können mit grüner Energie und Abwärmenutzung vom Energiefresser zu einem Baustein der Energiewende werden.

Notwendigkeit neuer Wachstumsfinanzierungsmechanismen für europäische Cleantech-Unternehmen

Europa verfügt über exzellente Technologiefirmen im Cleantech-Sektor, die technologisch führend sind und kurz vor dem kommerziellen Durchbruch stehen. Vielen dieser Unternehmen fehlt jedoch der Zugang zu ausreichendem Wachstumskapital, um die entscheidende Skalierungsphase zu meistern – etwa den Bau der ersten Fabrik, die Industrialisierung der Produktion oder die Auslieferung erster Produkte an Kunden.

Um diese Firmen zu stabilisieren und ihren Übergang von der Innovations- zur Kommerzialisierungsphase zu sichern, müssen gezielte Wachstumsfinanzierungs-Mechanismen geschaffen werden. Dazu gehören politische Instrumente wie staatliche Garantien, Zuschüsse und Risikoteilungsmodelle, aber auch die aktive Einbindung von strategischen Industriepartnern und Finanzakteuren in Europa. Nur durch die Etablierung solcher Mechanismen kann Europa verhindern, dass vielversprechende Cleantech-Innovationen ins Ausland abwandern, und gleichzeitig seine industrielle Wettbewerbsfähigkeit im globalen Energiemarkt langfristig sichern.

Schlussfolgerung: Strategische Unabhängigkeit braucht Mut

Europa steht an einem Scheideweg: Entweder wir verharren in Abhängigkeiten – oder wir nutzen die Energiewende als Chance für eine klimaneutrale Reindustrialisierung. Saubere Technologien, digitale Innovationen und das Mitwirken der Bürgerinnen und Bürger sind dabei zentrale Bausteine. Damit Europa Vorreiter klimaneutraler Industrie wird, braucht es Mut von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Der Weg ist anspruchsvoll, aber machbar – und er entscheidet über Europas künftige Unabhängigkeit und Stärke.

Cleantech-Startups mit Zukunft fördern

Anhand von ausgewählten Beispielen zeigt sich, wie InnoEnergy junge Cleantech-Startups aufbaut und sie von der Idee bis zur industriellen Anwendung führt – von der Erzeugung und Speicherung bis zu industriellen Anwendungen und Recycling:

Das Hamburger Start-up suena energy entwickelt eine KI-basierte Softwareplattform, den Autopilot, die Energiespeicher vollautomatisch optimiert und auf dem Strom‑ und Redispatch-Markt handelt. Millionen Datenpunkte pro Minute werden verarbeitet, um Effizienz zu maximieren und Risiken zu senken. Die Lösung passt sich flexibel an Marktstrukturen an und positioniert Speicherbetreiber als aktive Marktteilnehmer. Suena schloss eine Seed-Finanzierungsrunde über drei Millionen Euro ab, mit Beteiligung des Santander InnoEnergy Climate Fund und InnoEnergy selbst. 2025 folgte eine Serie-A-Finanzierungsrunde über acht Millionen Euro, mit der suena energy die Weiterentwicklung und Internationalisierung seiner Plattform vorantreibt.

Das Unternehmen Stegra, ehemals H2Green Steel, errichtet derzeit im nordschwedischen Boden eine erste Anlage zur Produktion von klimaneutralem Stahl. Bei der Reduktion des Eisenerzes kommt vor Ort mithilfe von Wasser- und Windenergie erzeugter klimaneutrale Wasserstoff zum Einsatz. Dadurch werden die Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren bei der Stahlproduktion um bis zu 95 Prozent gesenkt. 

ROSI Solar aus Frankreich hat sich auf das Recycling von Photovoltaik-Modulen spezialisiert und gewinnt dabei hochreines Silizium, Silber und Kupfer zurück. Diese Materialien sind entscheidend für die europäische Solarindustrie, werden aber bislang größtenteils importiert. Mit seiner Technologie schafft ROSI Solar nicht nur eine Kreislaufwirtschaft für Solarmodule, sondern stärkt auch die strategische Unabhängigkeit Europas in einer Schlüsselbranche.

Skeleton nutzt eine patentierte curved graphene-Technologie für Superkondensatoren mit hoher Leistungs- und Energiedichte. Diese ultrakompakten Energiespeicher tragen zur Netzstabilität bei und bieten entscheidende Vorteile bei schnellen Lastwechseln – etwa in der Industrie, beim Smart Grid oder in der Mobilität. Jüngst hat Skeleton zudem ein neues Produkt für Rechenzentren vorgestellt, das den Energieverbrauch deutlich reduziert und gleichzeitig die Leistungsfähigkeit steigert – ein wichtiger Beitrag zur Dekarbonisierung digitaler Infrastrukturen.

ecop ist ein Unternehmen, das hocheffiziente Wärmepumpen für industrielle Anwendungen und Fernwärme entwickelt. Ihre Technologie liefert Ausgabetemperaturen bis zu 200 Grad Celsius, arbeitet wartungsarm (ohne F-Gase oder brennbare Kältemittel) und kombiniert gleichzeitig Wärme- und Kälteproduktion in einem System – zum Einsatz in schwer zu dekarbonisierenden Industrieprozessen und Ersatz für fossile Brennstoffe. Die jüngste Finanzierungsrunde über 10,5 Millionen Euro zur Weiterentwicklung des neuen Rotordesigns wurde 2025 vom Pumpen- und Armaturenhersteller KSB angeführt. Auch der European Innovation Council Accelerator hat ecop im Jahr 2024 mit 2,5 Millionen Euro unterstützt.