Leipzig – Von Musik-Genie Johann Sebastian Bach (1685–1750) sind rund 1000 Werke erhalten, doch viele gelten als verschollen. Jetzt kommen zu seinen weltberühmten Kompositionen („h-Moll-Messe“, „Weihnachtsoratorium“) zwei neue Stücke dazu. Der Sensationsfund aus dem Bach-Archiv lässt die weltweite Fan-Gemeinschaft jubeln.

Seit rund 20 Jahren spürten Musikwissenschaftler vom Weltstar aus dem Barock nichts Neues mehr auf, doch nun identifizierte das Team um Archivdirektor Peter Wollny (63) in Leipzig zwei Orgelwerke in d-Moll und g-Moll als Frühwerke des späteren Thomaskantors.

Gestern wurden sie an seiner einstigen Wirkungsstätte in der Leipziger Thomaskirche uraufgeführt – 275 Jahre nach dem Tod von J.S. Bach. Tausende Fans weltweit verfolgten das Mini-Konzert im Live-Stream im Internet.

Ausschnitt aus einem der beiden neu entdeckten Frühwerke von J.S. Bach

Ausschnitt aus einem der beiden neu entdeckten Frühwerke vom jungen Genie J.S. Bach

Foto: HANDOUT/AFP

Entdeckung gilt als Weltsensation

Insgesamt sind die beiden neuen Stücke gerade einmal 14 Minuten lang, für Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (61) hatte das Ereignis trotzdem nationale Bedeutung: „Es ist ein Glücksfall, eine Sternstunde für die Welt der Musik, und es ist eine Weltsensation“, sagte er.

Schon in den 90er Jahren hatte Wollny die Notenblätter entdeckt, der Urheber galt damals als unbekannt.

Von 1723 bis zu seinem Tod 1750 war Bach Thomaskantor in der Thomaskirche

Von 1723 bis zu seinem Tod 1750 war Bach Thomaskantor in der Thomaskirche

Foto: RONNY HARTMANN/AFP

Die Recherchen dauerten Jahrzehnte

Die Recherchen zu ihrem Schöpfer dauerten noch Jahrzehnte. Wollny identifizierte erst im letzten Jahr den in der Forschung unbekannten Bach-Schüler Salomon Günther John aus Thüringen als Kopisten der Komposition und konnte seine Abschriften Bachs Frühzeit in Arnstadt zuordnen: Im Jahr 1703 hatte Bach mit 18 Jahren eine Stelle als Organist angetreten. So gelang schließlich die Zuordnung. Die Hoffnung der Bach-Forscher: Damit auch mehr über die jungen Jahre Bachs zu erfahren – aus dieser Zeit weiß man wenig über ihn.

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Wollny ist sich zu „99,9 Prozent“ sicher, dass es sich um eine Bach-Komposition handelt, auch stilistische seien Übereinstimmungen unüberhörbar. Im Bach-Werke-Verzeichnis (BWV) bekamen sie die Nummern 117 und 1179 (BWV). Am Samstag sind sie in der Motette in der Thomaskirche zu hören.