Wenn Jacques Tillys Mottowagen am Rosenmontag durch Düsseldorf rollen, sind sie immer auch ein Zeichen gegen jede Form von Extremismus und für Toleranz. Sensibilisiert für diese Themen wurde Tilly als Jugendlicher am Oberkasseler Comenius-Gymnasium – jetzt kehrte er dorthin zurück. Denn die traditionsreiche Bildungsstätte (1908 gegründet) wurde nun offiziell in das bundesweite Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ aufgenommen.

Tilly hat 1982 sein Abi am Comenius gemacht (mit einem Schnitt von 2,1) – so wie bereits sein Vater und Großvater und später seine beiden Söhne. Der Wagenbauer erinnert sich lebhaft an seine eigene Schulzeit – „die prägend und politisierend war.“ Die Schule sei progressiv gewesen, habe „gesellschaftliche Verantwortung ernst genommen“, so Tilly. Bis er das verstanden hatte, habe es aber etwas gedauert: „Bis zur 9. oder 10. Klasse war ich ein verträumter Romantiker, meine Noten waren eher mau. Aber dann habe ich zum Glück rechtzeitig erkannt, dass die Schule ein toller Bildungsservice ist, den ich nutzen kann.“

Aber auch eine frühe Erfahrung habe ihn sein Leben lang begleitet: Als Elfjähriger sah Jacques Tilly im Rahmen eines Schulprojekts Dokumentarfilme über Konzentrationslager. „Das hat mich nachhaltig geprägt. Mir war danach völlig klar, dass so etwas nie wieder geschehen darf. Die Schule hat uns das nicht nur zugemutet, sondern zu verantwortungsvollen Menschen erzogen.“ Seine Unterstützung für die Courage-Initiative sei daher heute selbstverständlich.

Das Projekt wird getragen von Lehrern und Eltern, vor allem aber von den Schülern. Initiator der Arbeitsgruppe ist unter anderem Lehrer Steffen Hilbert, der Sport und Sozialwissenschaften unterrichtet: „Wir wollten als Schulgemeinschaft ein klares Zeichen gegen Rassismus setzen und zeigen, dass Courage zu unserem Selbstverständnis gehört.“ Aus einer kleinen Initiative entstand binnen eines Jahres ein offenes Netzwerk, an dem inzwischen 20 bis 30 Schüler und eine Handvoll Eltern mitarbeiten. Freiwillig wie Hilbert betont „Nur so bleibt die Motivation lebendig.“

Eine Vertreterin vom „Netzwerk für Demokratie und Courage“ würdigte bei der Feierstunde die Entscheidung der Schule, dem Programm beizutreten. Wichtig sei, dass es sich nicht um ein Qualitätssiegel handele. Vielmehr gehe es um ein dauerhaftes Bekenntnis: Schulen in dem Netzwerk verpflichten sich, kontinuierlich an Projekten gegen Ausgrenzung und Diskriminierung zu arbeiten. Um aufgenommen zu werden, müssen mindestens 70 Prozent der Schulgemeinschaft zustimmen. Am Comenius-Gymnasium wurde dieser Wert deutlich übertroffen.

Schulleiter Mike Koch betonte in seiner Ansprache, wie wichtig Respekt und gegenseitige Unterstützung an der Schule seien. Bei steigenden Schülerzahlen und neuen baulichen Gegebenheiten brauche es mehr denn je ein Miteinander, das von „Achtung und Verantwortungsbewusstsein geprägt“ sei: „Nur so kann unser Gymnasium weiterhin ein Ort sein, an dem sich alle wohlfühlen und entfalten können.“

Jacques Tilly entfaltete sich übrigens so sehr, dass es bis heute Spuren von ihm am Comenius gibt – auch wenn die nicht ganz legal entstanden: „Wir sind früher mal nachts in die Schule eingebrochen und haben die Wände verschönert“, berichtet er mit einem Grinsen im Gesicht. Bis heute ist ein Bild dieser nächtlichen Aktion bestehen geblieben. Direktor Mike Koch findet es vor dem Hintergrund der damaligen Zeit amüsant: „Wir haben gerade bei Renovierungsmaßnahmen das Bild nochmal hervorgehoben.“