Seit einigen Tagen sind alle Teile der Dokumentation Rise & Fall rund um den TSV 1860 München online abrufbar. In fünf Episoden werden viele große Ereignisse rund um die Löwen mit Bildern und Videos unterlegt präsentiert. Viel Raum nimmt in der Dokumentation – und das ist beim TSV 1860 kein großes Wunder – die Stadiondiskussion ein.

Rise & Fall: kurzweilige Dokumentation zum TSV 1860

Gänsehaut garantiert” hieß es nach dem Preview mit den ersten beiden Folgen – und dieses Versprechen löst die Dokumentation Rise & Fall an vielen Stellen der insgesamt fünf Folgen bei dem ein oder anderen Löwenfan ein. Zahlreiche Menschen rund um den TSV 1860 München kommen darin zu Wort und äußern sich zu diversen Themen. Vor allem die Umzüge in das Olympiastadion, die Allianz Arena sowie die jeweilige Rückkehr nach Giesing in das Grünwalder Stadion werden intensiv beleuchtet. Aber auch Karl-Heinz Wildmoser und Hasan Ismaik werden natürlich ausführlich thematisiert. Schließlich nahmen beide in der jüngeren Vergangenheit entscheidenden Einfluss auf das Geschehen an der Grünwalder Straße.

Rise & Fall – auch ganz aktuell passt dieser Titel ganz hervorragend zu den Löwen. Ein Sieg gegen Duisburg, dann eine Niederlage in Mannheim, drei Punkte daheim gegen Tabellenführer Cottbus, als nächstes eine sehr schwache Leistung und eine deutliche Niederlage in Regensburg, darauf folgend der Einzug in das Toto Pokal-Halbfinale – es ist ein ständiges Auf und Ab mit dem TSV 1860 München.

Im Folgenden gibt es einen kurzen Überblick der bereits genannten Schwerpunkte in der Dokumentation.

Karl-Heinz Wildmoser

Als Wildmoser Präsident wurde, ging es aus sportlicher Sicht bergauf. Die Entscheidung, Werner Lorant für eine zu damaligen Zeiten fast schon absurde Summe aus Fulda frei zu kaufen, erwies sich als goldrichtig. Das Duo (“die coolste Kombination seit den Blues Brothers“) harmonierte zunächst bestens, jeder in seinem für ihn verantwortlichen Bereich. Als erstem Verein im deutschen Profifußball gelang den Löwen der Durchmarsch vom Amateurbereich in die 1.Bundesliga. Später kam es allerdings zum Bruch zwischen Lorant und Wildmoser. Dieser begann mit den Überlegungen, gemeinsam mit den Roten ein Stadion zu bauen. Der Trainer warf dem Präsidenten vor, das Alltagsgeschäft zu sehr aus den Augen zu verlieren. Apropos verlieren: auch auf dem Platz lief es nicht gut und als Lorant nach einer weiteren, schwachen Vorstellung diverse Straftrainings durchführte, wurde er schlussendlich entlassen.

Wildmoser hingegen wurde im September 2004 verhaftet, in der Dokumentation möchte sich sein Sohn auch über 20 Jahre später nicht zu diesem Vorgang äußern.

Die Stadiondiskussion: Oly, Arena und Sechzgerstadion

Wer die Löwen kennt, der weiß, dass eine Frage beim TSV 1860 München stets ganz vortrefflich diskutiert wird. In welchem Stadion soll man in Zukunft spielen? Zunächst war es für lange Zeit das Grünwalder Stadion, ehe Wildmoser sich mit der Entscheidung in das Olympiastadion umzuziehen nicht nur Freunde machte. Journalist Fritz von Thurn und Taxis bringt es auf den Punkt: “Die Fans haben das Olympiastadion nie angenommen“. Unter Präsident Karl Auer kehrten die Löwen in der berüchtigten 14+3-Saison kurzzeitig zurück nach Giesing – und fast wäre in dieser Spielzeit der direkte Wiederaufstieg in die 1.Bundesliga gelungen. Gegen Ahlen unterlag der TSV 1860 jedoch mit 3:4 – nach der Ansprache von Michi Hofmann (“Gemeinsam nach Fröttmanning“) wurde der langjährige Löwen-Torwart von den wütenden Löwenfans ausgepfiffen.

Man blieb also Zweitligist und zog kurz danach in die Allianz Arena um , die für den TSV 1860 rückblickend ein riesiges Millionengrab in Schlauchboot-Form wurde. Die Benennung von Folge 3 spricht Bände: “Der Anfang vom Ende“. Es handelt sich um ein Zitat von Claudia Leupold, die lange Zeit Pressesprecherin an der Grünwalder Straße war. Auch Folge 4 (“Der Fluch der Arena“) beschäftigt sich mit dem Stadion im Münchner Norden, hierbei insbesondere mit dem sportlichen Abschneiden. Herausgearbeitet werden zudem die von Wildmoser verhandelten Catering-Verträge. Mehrere tausend Essen mussten demnach pro Spieltag abgenommmen werden – mit ein Grund, wieso das Projekt Allianz Arena aus weiß-blauer Sicht krachend scheiterte. Diesen Umstand konnte auch die taktisch kluge Regelung bei der Vermarktung der Logen (102 wurden von den Roten vermietet, nur vier vom TSV 1860 München und die gesamten Einnahmen flossen in die gemeinsame Stadion GmbH) nicht verhindern. Der rote Stadtrivale profitiert bis heute von diesem Größenwahn bei den Löwen. Eben jener Größenwahn führte wie bereits erwähnt zum Bruch zwischen Lorant und Wildmoser. Klar wird dem Zuschauer darüber hinaus im Verlauf der Kurzserie auch, wieso ein Umzug in das Grünwalder Stadion nach dem Doppelabstieg in die Regionalliga alternativlos war.

Hasan Ismaik

Eine zentrale Figur in der Dokumentation ist zudem Hasan Ismaik, der immer wieder thematisiert wird und auch selber mehrfach in Erscheinung tritt. Mit seinem Einstieg 2011 rettete er die Löwen im laufenden Betrieb, die möglichen Folgen einer Insolvenz seien laut dem damaligen Geschäftsführer Robert Schäfer völlig unklar gewesen. Das Team von Rise & Fall zeigt dabei auf, wie wechselhaft der Jordanier agieren kann – eine der Punkte, die eine vernünftige Zusammenarbeit in der Vergangenheit schwierig bis unmöglich machte. Offen bleibt, ob Ismaik die 50+1-Regel im deutschen Profifußball vor seinem Einstieg bei den Löwen kannte. In den Episoden gibt es zu diesem Sachverhalt unterschiedliche Darstellungen und Aussagen.

Sportliche Erfolge

Es ist nicht nur alles schlecht bei den Löwen. Das zeigen die sportlichen Erfolge, die größtenteils mit passendem Bildmaterial untermalt in der Rise & Fall-Serie rund um den TSV 1860 München präsentiert werden. Der Aufstieg in Meppen mit dem bereits erwähnten Durchmarsch in die 1.Bundesliga zählt ganz sicher mit dazu. Aber auch der Relegationssieg gegen den 1.FC Saarbrücken unter Daniel Bierofka wird ausführlich thematisiert. Für Gänsehaut sorgt der erste Derbysieg im Jahr 2001 nach 22 langen Jahren.

Die Protagonisten

Nicht zu vergessen sind bei den Themen der Dokumentation Rise & Fall die Menschen, die zu Wort kommen. Über einen roten, verurteilten Straftäter kann sicherlich diskutiert werden, doch die Putzkraft Susi, Pro1860-Vorstand Alexander Zeilhofer oder Pfarrer Rainer Maria Schießler sorgen immer wieder für Lacher oder ein Schmunzeln auf dem Gesicht. Folgendes Zitat stammt von Pfarrer Schießler:

So ein Fußballverein ist eine Heimat. Heimat ist nicht nur ein Ort, der dir Geborgenheit gibt, sondern der dich braucht, damit du sie pflegst und für sie da bist, damit du wenn sie krank ist ihr die Hand hälst. […] Hier geht es um mehr als Fußball.

Besondere Einblicke in seine Gefühlswelt offenbart Francis Kioyo, der ausführlich über den folgenreichen Elfmeter-Fehlschuss gegen Hertha BSC berichtet. Überhaupt werden alle Geschichten nicht von externen Moderatoren oder Reportern erzählt, sondern die eindrucksvollen Bilder werden stets begleitet von Menschen rund um den Verein und Zeitzeugen.

Die gesamte Dokumentation Rise & Fall – TSV 1860 München gibt es in fünf Teilen in der ARD Mediathek.


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