Deutschland ist bei Rohstoffen abhängig von anderen Ländern, insbesondere China. So weit, so bekannt. Doch auch andere Handelspartner machen uns erpressbar. Medizin, Energie, Chips – viele Sektoren sind betroffen.

Es ist gerade drei Jahre her, da musste Deutschland eine neue Lösung für seine Gasversorgung finden: Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine blieb russisches Gas von jetzt auf gleich aus, und Deutschlands Abhängigkeit von Russlands Energie trat ungeschönt zutage. Flüssiggas aus Katar, den USA, aus Norwegen, Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten war die schnelle Lösung, um eine Energiekrise zu verhindern. Muss einiges davon jetzt wieder überdacht werden?

An diesem Lieferketten-Thema scheiden sich die Geister auch in Deutschland. Viele Unternehmen sehen sich außerstande, das zu leisten, fürchten Wettbewerbsnachteile. Längst regt sich aber auch massive internationale Kritik. Nun wollen Katar und auch die USA Fakten beim Flüssiggas schaffen. Sie pokern mit LNG-Lieferungen für die EU und drohen mit einem Lieferstopp.

Zweiter Vorteil der beiden Länder: Die EU will ab 2027 kein Gas aus Russland mehr beziehen. Der Druck ist also da, Alternativen aufzubauen. Also eine günstige Gelegenheit, der EU die Bedingungen für LNG zu diktieren. Warum? Weil sie es können. Denn Katar und die USA liefern neben Russland das meiste Flüssiggas nach Deutschland und in die EU. Zusammen ungefähr 40 Prozent. Damit ist LNG ein Spielball für die Wirtschaftspolitik Deutschlands und der EU geworden.

Doch damit nicht genug: Halbleiter, Medikamente, Seltene Erden – auch hier müssen Deutschland und die EU bis dato auf andere Volkswirtschaften setzen. Bei den Seltenen Erden – Rohstoffen, die es hauptsächlich in China gibt, wo sogar 90 Prozent der weltweiten Produktion verarbeitet werden und die unerlässlich sind für Autos, Windräder, Flugzeuge und vieles mehr – hat der US-Präsident einen zeitlich befristeten „Deal“ mit China geschlossen, der auch für die EU gilt. Das bringt aber nur vorübergehende Entspannung, genauer: für ein Jahr. Außerdem weiß keiner so genau, ob die Einigung für alle Seltenen Erden gilt oder nur für einige.