Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und der französische Präsident Emmanuel Macron haben sich für eine stärkere Unabhängigkeit von digitaler Technologie aus China und den USA starkgemacht. Beide warnten auf dem Digitalgipfel in Berlin, dass Europa sonst zum Spielball der beiden Supermächte werde. 

Merz sprach sich dafür aus, EU-Regulierungen auch auf große US-Cloud-Anbieter anzuwenden. Außerdem kündigte er gemeinsame deutsch-französische Richtlinien für digitale Aufträge beider Verwaltungen an. 

Er verwies auf Unregelmäßigkeiten bei US-Cloud-Anbietern und chinesische Lieferengpässe bei Chips. „Diese Störungen zeigen: Wir sind abhängig von digitalen Technologien, sowohl aus China als auch aus den Vereinigten Staaten von Amerika.“

Macron bekräftigt „kognitive Souveränität“

Merz und Macron bekräftigten, bei Schlüsseltechnologien von künstlicher Intelligenz über Quantentechnologie und Cloud-Computing bis hin zur Mikroelektronik aufholen zu müssen. Auch die Bundeswehr müsse in der Lage sein, sich gegen Cyberangriffe zu verteidigen.

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Macron warnte zudem davor, dass die Europäer ihre Kinder täglich vier bis fünf Stunden in die Verantwortung von US-amerikanischen oder chinesischen Plattformanbietern geben würden, die nicht unbedingt das Wohl der Europäer im Auge hätten. Er sprach von einer „kognitiven Souveränität“.

Deutsche Bewerbung um europäische KI-Gigafactories

An der deutsch-französischen Konferenz nahmen nach Angaben von Digitalminister Karsten Wildberger (CDU) Vertreter aus 23 EU-Staaten sowie viele Firmen teil. Mit Blick auf KI sagte er: „Der Zug ist nicht abgefahren.“ Wildberger verwies darauf, dass die Schwarz-Gruppe im brandenburgischen Lübbenau eine Investition von elf Milliarden Euro in Rechenzentren bekannt gegeben hatte. Der erste Bauabschnitt soll bis Ende 2027 fertiggestellt werden.

© ZEIT ONLINE

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Das Rechenzentrum ist Teil der Bewerbung um eine der europäischen KI-Gigafactories – also besonders leistungsstarken Rechenzentren, die die EU mit Milliardenbeträgen fördern will. Die Pläne der Schwarz-Gruppe gehen damit deutlich über die Investition von fünf Milliarden Euro hinaus, die der US-Konzern Google in Deutschland gerade angekündigt hatte.

Am Rande des Digitalgipfels kam zudem eine Kooperation zweier Unternehmen zustande: Das Softwareunternehmen SAP vereinbarte eine Allianz mit dem französischen Cloud-Anbieter Bleu zur Absicherung ihrer jeweiligen Rechenzentren. Sie beinhalte die gegenseitige Unterstützung in Krisenfällen wie Cyberangriffen oder militärischen Auseinandersetzungen, teilte SAP mit.