Inhalt / Kritik
Die Assistenzärztin Carla (Catalina Sopelana) ist gerade einmal 26 Jahre alt, als sie einen massiven Herzinfarkt erleidet. Zu ihrem Glück findet sich aber ein passendes Spenderherz, das ihr eingesetzt wird. Während sie sich von dem Eingriff erholt, wächst in ihr der Wunsch, mehr über den Spender Carlos zu erfahren. Die Spurensuche führt sie von Madrid in die Kleinstadt Yesques, wo sie Marta (Itziar Ituño) und Juan (Alfons Nieto) kennenlernt, Mutter und Bruder von Carlos. Der Tod des jungen Mannes ist nicht der einzige Schicksalsschlag, den die beiden zu verkraften haben. Zuvor hatten sie schon Miguel (Álex García) verloren, der Ehemann von Marta. Und als wäre das nicht schlimm genug, sind in dem Dorf eine Reihe anderer Menschen verschwunden, ohne dass Polizist Rafael (Iván Massagué) eine Ahnung hätte, was geschehen ist …
Düstere Romanadaption
Aktuell haut Netflix wieder eine düstere Serie nach der anderen heraus. Da war der südkoreanische Beitrag As You Stood By um zwei misshandelte Frauen, die gemeinsam den Mord des gewalttätigen Ehemanns planen. Bei Last Samurai Standing reisen wir ins Japan des späten 19. Jahrhunderts, wo sich 292 Männer und Frauen in einem Wettkampf auf Leben und Tod beweisen müssen, um ans Preisgeld zu kommen. Der US-amerikanische Titel The Beast in Me wiederum handelt von einer kriselnden Autorin, die ein Buch über einen mutmaßlichen Mörder schreiben will und sich damit womöglich selbst in Gefahr bringt. Dubiose Gestalten und düstere Geheimnisse gibt es aber vor allem in der spanischen Produktion Der Kristallkuckuck, wenn in einer Kleinstadt quasi auf Schritt und Tritt irgendwelche Abgründe warten.
Wobei es eine Weile dauert, bis das Publikum weiß, wovon die Adaption des 2023 veröffentlichten Romans El cuco de cristal von Javier Castillo (Das Mädchen im Schnee) eigentlich handelt. So geht es zunächst um Carla, die mit den Vorfällen eigentlich gar nichts zu tun hat. Sie wird als Außenstehende zwar zur Identifikationsfigur für die Zuschauer und Zuschauerinnen, die an der Seite der Protagonistin nach und nach tiefer in die Geschichte einsteigen. Eine eigene Funktion hat sie jedoch kaum. Die junge Frau wird in Der Kristallkuckuck darauf reduziert, wahlweise ein Opfer oder ein Love Interest zu sein. Ein bisschen wenig ist das schon. Hinzu kommt, dass sie nur in der Zeitebene vorkommt, die in der Gegenwart spielt, nicht aber bei denen, die in der Vergangenheit stattfinden und mehr über die Figuren und die Stadt sagen.
Puzzle auf drei Zeitebenen
Grundsätzlich gibt es drei Hauptstränge. Neben dem oben beschriebenen sind wir auch regelmäßig in den 2000ern und 1980ern unterwegs. Tatsächlich springt die Serie munter zwischen den Strängen hin und her. Dabei sammeln wir jeweils neue Puzzleteile auf, die sich mit der Zeit dann zu einem Bild zusammensetzen. Ungeduldige Naturen könnten damit ihre Probleme haben, zumal es das Regieduo Laura Alvea und Juan Miguel del Castillo auch nicht so wahnsinnig eilig hat, die Geschichte zu erzählen. Anders als so manch andere Netflix-Serie ist Der Kristallkuckuck jedoch nicht unnötig in die Länge gezogen, da ist nicht so wahnsinnig viel, was unbedingt gekürzt werden müsste.
Insgesamt ist der Thriller daher auch einer der besseren Genrebeiträge, die Netflix in der letzten Zeit ins Programm aufgenommen hat. Zum einen will man schon wissen, was genau da eigentlich gespielt wird und was es mit den verschwundenen Menschen auf sich hat. Bis zum Schluss muss man dabei nicht einmal warten, die Auflösung kommt schon vorher – und hat es durchaus in sich. Spannung erzeugt die Serie dann vor allem, indem sich die Ereignisse überschlagen. Der Kristallkuckuck lockt zudem mit dem reizvollen Setting, auch schauspielerisch gibt es da einiges, wofür sich das Einschalten lohnt. Das Ergebnis mag nicht ganz so glamourös sein wie andere Werke aus dem Segment der letzten Zeit. Sehenswert ist es allemal.
Credits
OT: „El cuco de cristal“
IT: „The Crystal Cuckoo“
Land: Spanien
Jahr: 2025
Regie: Laura Alvea, Juan Miguel del Castillo
Drehbuch: Jesús Mesas, Javier Andrés Roig
Vorlage: Javier Castillo
Musik: Julio de la Rosa
Kamera: Fran Fernández Pardo
Besetzung: Catalina Sopelana, Álex García, Itziar Ituño, Iván Massagué, Alfons Nieto, Tomás del Estal
Kaufen / Streamen
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.