Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) – Am Montagabend vertagten die Greifswalder Stadtvertreter eine wichtige Entscheidung. Der Grund: Die Restaurierungskosten für den Traditionssegler „Greif“ sind explodiert. Fast drei Millionen Euro zusätzlich müsste die klamme Kommune bereitstellen – zusätzlich zu den ursprünglich veranschlagten 4,46 Millionen Euro Gesamtkosten. Gerd-Martin Rappen, Vorsitzender der CDU-Fraktion, begründete die Vertagung: Die Stadtvertreter wollen sich erst einmal mit den neuen Zahlen auseinandersetzen.
Der Traditionssegler ist das einzige Segelschulschiff, das in der DDR gebaut wurde. Das knapp 75 Jahre alte Schiff hat den Status eines Denkmals von nationaler Bedeutung. Seit 2022 liegt es zur Überholung in Stralsund – in einer großen Schiffbauhalle.
Die Arbeiten laufen weiter
Bereits aufgerichtet sind die Masten, frisch lackiert ist der Rumpf in strahlendem Weiß, fertig montiert die Decksaufbauten. Greifswald rechnet damit, dass die „Greif“ Ende des Jahres die Halle verlässt und zurück ins Wasser kommt. Danach folgen noch zentrale Ausrüstungsarbeiten: die Navigation, die Elektrik, Heizung und Sanitäranlagen, die Lüftung sowie der gesamte Innenausbau.
Seit der ersten Kalkulation sind die Kosten massiv in die Höhe geschossen. Die Kommune hat bisher 1,7 Millionen Euro beigesteuert. Spenden und Fördergelder von Bund und Land trugen den Löwenanteil. Mehr Geld bedeutet: Die Hansestadt müsste deutlich tiefer in die Tasche greifen.
Drei Optionen stehen im Raum
In ihrer Vorlage plädiert die Stadtverwaltung für die Fortsetzung der Instandsetzung. Plan B: Die Sanierung wird abgebrochen – die „Greif“ würde dann als Museumsschiff im Greifswalder Museumshafen bleiben, könnte aber nicht mehr in See stechen. Der Haken: Dann droht gegebenenfalls eine Rückzahlung von Fördermitteln in Millionenhöhe.
Dritte Möglichkeit: Abbruch und Verkauf des Schiffes. Die Verwaltung ist skeptisch, ob überhaupt Interessenten zu finden wären. Und selbst dann: Der Verkaufspreis würde die bisherigen Ausgaben nicht ausgleichen. Die CDU-Fraktion will zunächst klären, ob eine Rückzahlung von Fördermitteln ausgeschlossen werden kann. Die SPD/Linke-Fraktion schlägt vor, die Mittel bereitzustellen, aber über eine neue Nutzung nachzudenken: als Charterschiff, als mietbarer Veranstaltungsort für Feiern oder als Außenstelle des Standesamtes für Trauungen.
Am 8. Dezember tagt die Bürgerschaft erneut.