Wintereinbruch in Deutschland
„Auch eine vermeintlich einfache Tour kann tödlich enden“
19.11.2025 – 16:05 UhrLesedauer: 3 Min.
Bergretter der Bergwacht Bayern klettern in steiler Felswand am Hohen Göll im Berchtesgadener Land: Der Wintereinbruch in Deutschland bringt zusätzliche Gefahren für Wanderer mit sich. (Quelle: IMAGO/imageBROKER/Herbert Berger/imago-images-bilder)
Der Wintereinbruch in Deutschland bringt Schnee mit sich. Die Lawinengefahr steigt. Doch ein Retter der Bergwacht sieht noch relevantere Risiken.
Viele Menschen in Deutschland erleben in diesen Tagen einen Wintereinbruch: Am Wochenende startet die Skisaison im Allgäu – und auch Wanderer können sich in den Alpen und in vielen Mittelgebirgen auf schneebedeckte Wege und Winterlandschaften freuen. Doch bei winterlichen Bedingungen müssen sich Ausflügler auf neue Gefahren einstellen. Ein Retter der Bergwacht Bayern erklärt, worauf es jetzt ankommt.
Anfang November hatte ein heftiger Lawinenabgang in Südtirol Entsetzen ausgelöst: Fünf Deutsche waren von den Schnee- und Geröllmassen mitgerissen worden, darunter eine 17 Jahre alte Jugendliche. Vermutet wird, dass sich die Lawine infolge starker Verwehungen löste, weil der Neuschnee noch nicht ausreichend mit dem Untergrund verbunden war.
Drohen ähnliche Szenarien durch den Schneefall jetzt auch in den bayerischen Alpen? Die Lawinenwarnzentrale in Bayern beruhigt: „Mit größeren Lawinen ist aktuell nicht zu rechnen“, sagte ein Sprecher t-online. Derzeit lägen rund 50 Zentimeter Schnee in den bayerischen Bergen. Bei weiterem Schneefall könne die Lawinengefahr in den nächsten Tagen ansteigen. „Vor allem dann, wenn bereits eine geschlossene Schneedecke liegt“, erläuterte der Sprecher.
Gefährlich werde es, wenn der „Neuschneefall von Wind begleitet wird und sich auf einer instabilen Schneeschicht ablagert“. Dann bestehe die Gefahr von sogenannten Schneebrettlawinen, die von Personen ausgelöst werden könnten.
Klaus Burger von der Bergwacht Bayern kennt die Gefahren, die von Lawinenabgängen ausgehen. Der ehrenamtliche Retter war vor Jahren als Bergsteiger selbst schon einmal von einer Lawine begraben und überlebte mit viel Glück, weil einer seiner Begleiter ihn aus den Schneemassen zog. „Man ist lebendig begraben“, schildert Burger das Gefühl unter der Schneedecke. „Man kann nichts bewegen, weder Arme noch Beine.“ Nur durch den Speichelfluss könne man überhaupt herausfinden, wo oben und wo unten ist. Bereits nach zehn Minuten drohe man zu ersticken, sagt Burger.
Doch Lawinenabgänge sind vergleichsweise selten, betont der Bergretter. Viel öfter habe die Bergwacht – neben den Einsätzen auf Skipisten – mit erschöpften, unterkühlten oder verletzten Abenteurern zu tun. Schneefall verändere den Schwierigkeitsgrad von Bergtouren teils massiv. „Markierungen sind nicht mehr sichtbar, Pfade sind schneebedeckt. Bei Erschöpfung, Blockierung durch Orientierungslosigkeit oder Panik und bei Verletzung besteht die Gefahr der massiven Unterkühlung. Dann wird die Wanderung zum Überlebenskampf“, erklärt Burger. „Auch eine vermeintlich einfache Tour kann unter besonderen Umständen tödlich enden.“
