Stand: 19.11.2025 11:40 Uhr

Das legendäre Lübecker Kunsthaus schließt nach 50 Jahren. Ein Kulturort voller Geschichten, Originale und Begegnungen verabschiedet sich und mit ihm zwei Ikonen der Kunstszene.

von Julia Lindenau

Es ist eine Lübecker Institution: das Kunsthaus in der Königstraße. Ein verwinkelter, uralter, irgendwie auch bröckelnder Laden, der völlig aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Doch in diesem Kunst-Sammelsurium finden sich große Schätze und Originale. Exklusiv verkauft werden hier zudem Günter Grass und Armin Mueller-Stahl.

An den Wänden hängen jede Menge Bilder und auf Tischen steht Kunst.

Nach 50 Jahren schließt das Kunsthaus in Lübeck.

Doch Klaus Oestmann und Frank-Thomas Gaulin, die diesen Kunsttempel vor 50 Jahren eröffneten, sind jetzt 82 und 88 Jahre alt. Darum soll nun Schluss sein mit dem Kunsthaus. Seit das bekannt wurde, kommen Kunstfreunde von nah und fern, um einzukaufen, noch stärker als ohnehin. Denn die Galerie und der Verlag sind international bekannt.

Abschiedsschmerz bei den beiden Ladeninhabern

Bei den beiden Ladeninhabern, Klaus Oestmann und Frank-Thomas Gaulin, kommt Abschiedsschmerz auf. „Das bahnt sich so langsam an, dass die Psyche hier und da flackert. Und man nicht so genau weiß, wie wird es danach sein. Es ist schon ein Stück Lebenswerk, was man verlässt.“ Auch die Reaktionen von außen, lassen die beiden emotional werden. Gäste des Kunsthauses schreiben, dass sie nicht schließen dürften.

Armin Mueller-Stahl sitzt in einem Raum, in dem Gemälde von ihm hängen.

Die Ausstellung „Tag und Nacht auf Erde“ zeigt die ganze künstlerische Vielfalt des Mannes, der im Dezember 95 Jahre alt wird.

1976 haben die beiden Männer das Kunsthaus eröffnet und sich über Jahrzehnte einen Ruf erarbeitet, weit über Lübeck hinaus. Hier gibt es Lithographien, Originalgrafiken, Radierungen und Kunst zum Anfassen von internationalen, aber auch heimischen Künstlern, das war und ist ihnen wichtig, sagt Klaus Oestmann: „Dass man immer unmittelbar mit Menschen aller Schichten Kontakt hat.“ Ihnen sei es ein Anliegen, nicht nur am Schreibtisch tätig zu sein oder Internethandel zu betreiben, sondern Leute im Kunsthaus zu begrüßen und ihnen eine Freude zu bereiten.

Günter Grass und Armin Mueller-Stahl waren Freunde des Hauses

Ein halbes Jahrhundert ist die Kulturszene hier ein- und ausgegangen, es sind Freundschaften entstanden, wie mit Schauspieler Armin Müller-Stahl oder Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass. „Frank-Thomas Gaulin und Klaus Oestmann haben ein Gesamtkunstwerk geschaffen. Das ist ein Raum, den Günter Grass nicht besser hätte in seinem Roman erfinden können“, sagt Jörg-Philipp Thomsa, Museumsleiter des Günter Grass-Hauses in Lübeck.

Fassade des Günter-Grass-Hauses in Lübeck

Pünktlich zum 100. Geburtstag des Nobelpreisträgers soll das Haus bis 2027 ausgebaut und erweitert werden.

„Ein unglaubliches Lebenswerk“

Thomas Hailer, Leiter der Nordischen Filmtage Lübeck stöbert noch einmal durch das Kunsthaus und nimmt Erinnerungen an Lübeck und dieses Haus mit. „Es ist ein unglaubliches Lebenswerk.“ Die beiden Männer seien konzentriert und fleißig und rasend erfolgreich. „Gleichzeitig ist man für Lübeck da.“

Doch alles hat seine Zeit, sagen Frank-Thomas Gaulin und Klaus Oestmann. Nach 50 Jahren wollen sie jetzt in den Ruhestand gehen. „Abends, wenn ich mich zur Ruhe begebe, sage ich, es war wieder ein schöner Tag. Man hat von vielen Menschen Abschied genommen und hat für das, was man in 50 Jahren hier gemacht hat, eine Bestätigung bekommen.“ Am 4. Advent soll die Tür des Lübecker Kunsthauses dann endgültig schließen.

Cover, Armin Mueller-Stahl, Selbst in Filmen, Farben und Formen

Der 94-jährige Schauspieler schafft mit seinen Gemälden eine eindrucksvolle Verbindung aus Malerei und Film.

Auf einer weißen Wand stehen gepinselte Sätze.

Seit dem Jahr 2002 präsentiert das Günter Grass-Haus in Lübeck Leben und Werk des vielseitigen Künstlers.

Alte Fotos zeigen Günther Grass.

Der Literaturnobelpreisträger wohnte abgeschieden zwischen Behlendorf und Hollenbek – und malte Nachbarskinder.

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