Fotografierte: „Genauso sind wir!“

Für Gebhardt ist Fotografieren kein Beruf, sondern sein Leben. Mit 17 Jahren wird er an der Staatslehranstalt für Fotografie aufgenommen. Ab 1968 ist er dann hauptberuflich als Fotograf unterwegs, unter anderem für die Münchner Abendzeitung und die „tz“, aber immer als Freiberufler. Tagsüber lichtet er „Mord und Totschlag“ ab, verdient sein Geld unter anderem bei Gerichtsprozessen.

Gegen 21 Uhr trifft er sich dann mit den Kolumnisten der Tageszeitungen an der Hotelbar, um loszuziehen – und zwar überall dorthin, wo was los ist und wo wer sein könnte. Gloria von Thurn und Taxis, Mick Jagger, Fasching, Rudolph Mooshammer, Walter Sedlmayer, Opernfestspiele, Honecker-Besuch, royaler Besuch – die Geschichten gehen dem Fotografen nie aus. Wenn er auf Jagd ist, hält er sich gern im Hintergrund: „Ich habe die beobachtet, wie sich wirklich sind. Und das kann man nur einfangen, wenn man sie lässt. Und mir wurde dann immer gesagt: Du machst ganz andere Bilder. Aber genau so sind wir!“

Ein Paparazzo der ersten Stunde? Vielleicht. Aber für Gebhardt gibt es auch Grenzen. Er hatte zum Beispiel den Zusammenbruch von Heinz Rümann am Grab seiner Frau exklusiv fotografiert. Doch die Welt erfuhr nie etwas davon. Gebhardt hat sich dafür entschieden, die Bilder nie zu veröffentlichen.

Sorge des Fotografen: „Werde ich gleich davongejagt?“

Gebhardt hat nie gleich aufgegeben. Und ein Motiv hat er über Jahrzehnte immer wieder eingefangen: die Silhouette seiner Heimatstadt vor den verschneiten Alpen. „Der Föhn rund um Weihnachten ist dafür oft am besten geeignet – unten warme und oben möglichst kalte Luft.“ Aber nicht nur das Wetter muss mitspielen, sondern auch der richtige Ort zugänglich sein: „Und da vergeht ganz schön viel Zeit, zu schauen: Auf welches Dach komme ich rauf? Gibt es da einen Hausmeister? Sind die Menschen freundlich oder werde ich gleich davongejagt?“ Gebhardt erschafft einmalige Stadtansichten.

Trotzdem ist er immer bescheiden geblieben: „Ich habe mich nie als künstlerischer Fotograf empfunden, sondern als Stadtchronist.“ Die 70er- und die 80er-Jahre in München – Heinz Gebhardt hat sie nicht nur in seinen Bildern festgehalten, sondern auch in vollen Zügen genossen: „Schee war’s.“